Durch die zweite Welle der Coronakrise und die damit verbundene Vielzahl an Anpassungen im Flugbetrieb verzeichnet Austrian Airlines im dritten Quartal 2020 ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Adjusted EBIT) von -106 Mio. Euro im Vergleich zu +70 Mio. im Vorjahr. In den ersten neun Monaten beträgt das Adjusted EBIT -341 Mio. Euro. Durch die vielen Reisebeschränkungen hat sich die Passagieranzahl um 75 Prozent auf rund 2,8 Mio. reduziert.
„In den Sommermonaten verdienen wir als Airline im Normalfall unser Geld. Aber in diesem Jahr hat uns Corona die Suppe sprichwörtlich versalzen. Der Flickenteppich an Regulationen innerhalb Europas und die neuen Lockdown-Verordnungen in vielen Ländern verschärfen die Situation weiter", erklärt Austrian Airlines CFO Andreas Otto.
Details zum Ergebnis
Mitte August erreichte das Flugprogramm von Austrian Airlines mit einer Produktion von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bereits den Jahres-Höhepunkt. Seit diesem Zeitpunkt geht es – bedingt durch die vielen Reisebeschränkungen – wieder bergab. Der Umsatz im Zeitraum Juli bis September ist im Vergleich zu 2019 um 85 Prozent auf 93 Mio. Euro gesunken. Im selben Zeitraum haben sich die Gesamterlöse ebenfalls um 85 Prozent auf 102 Mio. Euro reduziert (3. Quartal 2019: 667 Mio. Euro). 208 Mio. Euro haben Gesamtaufwendungen betragen, was einer Reduktion von 65 Prozent entspricht (3. Quartal 2019: 597 Mio. Euro). Das Adjusted EBIT im 3. Quartal hat -106 Mio. Euro betragen.
In den ersten neun Monaten ist der Umsatz um 85 Prozent auf 414 Mio. Euro gefallen (Q1-3 2019: 1.612 Mio. Euro). Die Gesamterlöse sind um 72 Prozent auf 465 Mio. Euro gefallen (Q1-3 2019: 1.678 Mio. Euro). Die Gesamtaufwendungen sind in diesem Zeitraum um 51 Prozent auf 806 Mio. Euro gesunken (Q1-3 2019: 1.661 Mio. Euro). Mit dem Ausbau der Kurzarbeit bei Austrian Airlines sowie umfassenden Sparmaßnahmen wurde hier entsprechend gegengesteuert. Das Adjusted EBIT, welches Bewertungsgewinne/-verluste aus Flugzeugverkäufen bzw. -Bewertungen exkludiert, hat in den ersten neun Monaten des Jahres -341 Mio. Euro betragen. (Q1-3 2019: 17 Mio. Euro). Das EBIT betrug -404 Mio. Euro. EBIT und Liquidität sind kumuliert dennoch weiterhin über Business Plan.
Aktuelle Buchungsentwicklung und Auslastungszahlen
Die Verschärfung der Coronamaßnahmen erschwert Austrian Airlines auch die Planungen im täglichen Betrieb. Der ‚Lockdown light' der österreichischen Regierung im Zeitraum von 3. November bis 30. November lässt einen weiteren Rückgang der Nachfrage erwarten. Aktuell bietet die rot-weiß-rote Airline rund 20 Prozent des Vorjahresangebotes an, weitaus weniger als für die Wintermonate geplant war. Weitere Flugplan-Anpassungen sind in Ausarbeitung. In den ersten neun Monaten lag die kumulierte Auslastung bei rund 65 Prozent. Aktuell liegt dieser Wert unter 50 Prozent. Das Buchungsverhalten ist weiterhin sehr kurzfristig und zurückhaltend.
CFO Andreas Otto: „Der Winter 2020 wird für uns als Airline wie für so viele andere hart und kalt. Was uns aktuell noch Sicherheit gibt, ist die gute Liquiditätssituation, dennoch müssen wir hier alle Maßnahmen und Hebel nutzen, um unsere Kosten und Ausgaben weiter nach unten zu drücken und unser Unternehmen winterfest zu machen. Die nächsten Monate bleiben herausfordernd. Aber wir werden den harten Winter überstehen. Entscheidend ist der nächste Sommer."
Strukturelle Maßnahmen sollen weitere Entlastung bringen
Bereits vor der Krise hat Austrian Airlines das Prozesseffizienzprogramm PE20 vorgestellt. Dieses Programm enthält auch eine Vielzahl an strukturellen Maßnahmen, welche die Kostenposition der heimischen Airline langfristig verbessern sollen. Durch die aktuelle Krisensituation sind diese noch dringlicher geworden. An der bereits bekannten Zentralisierung der Crew-Basen für Flugbegleiter & Piloten wird weiter gearbeitet. Die Basen in Altenrhein (Bregenz), Klagenfurt und Salzburg wurden per 31. März. bzw. Linz, Graz und Innsbruck per 31. Oktober geschlossen. Alle Flugzeuge der heimischen Airline sollen zukünftig in Wien stationiert werden. Dabei kommt es auch zu einer Zentralisierung der Flugzeugwartung. Gespräche für eine entsprechende Neuorganisation laufen. Das betrifft die Technik-Stationen Graz, Salzburg, Innsbruck und Linz.
Die Verträge für die Bodenabfertigung in Salzburg und Klagenfurt wurden seitens der jeweiligen Flughäfen gekündigt. In Klagenfurt sind aktuell Gespräche über einen Betriebsübergang im Gange, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter am Flughafen tätig sein können. In Salzburg konnte leider keine Betriebsübergangslösung gefunden werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Salzburg haben entsprechende Wechsel-Angebote nach Wien erhalten. Sollte ein Wohnortwechsel nach Wien nicht möglich sein, möchte Austrian Airlines mit den Betroffenen einvernehmliche Lösungen finden.
(red / OS)