Der Flughafen Tegel wurde aus der Not heraus geboren. Im Berlin der Nachkriegszeit wurde das Flugfeld innerhalb von 90 Tagen errichtet, um von hier aus Versorgungsflüge im Rahmen der Berliner Luftbrücke durchführen zu können. Am 5. November 1948 landete mit einer Douglas C-54 Skymaster (Militärversion der DC-4) das erste Flugzeug auf dem erst Anfang Dezember offiziell eingeweihten Flughafen. Der Flugbetrieb erfolgte weitgehend mit amerikanischen und britischen Flugzeugen, da die französischen Luftstreitkräfte nicht über eine ausreichende Anzahl an Transportflugzeugen verfügten und zudem im Indochinakrieg gebunden waren. Die neu gebaute Start- und Landebahn war mit 2.428 Metern zum damaligen Zeitpunkt die längste in Europa.
Erst zwölf Jahre später, am 2. Januar 1960, startete der reguläre Linienflugbetrieb durch Air France. Die französische Airline hatte zuvor den Flughafen Tempelhof angesteuert, doch dessen kurze Piste war für die aufkommenden Strahlflugzeuge mitunter nicht lange genug.
Die legendäre US-Fluggesellschaft Pan Am begann im Mai 1964 als zweite Fluggesellschaft mit regelmäßigen Linienflügen, zunächst dreimal wöchentlich zum New Yorker Flughafen John F. Kennedy. Zum Einsatz kamen Boeing 707 und DC-8. Ende der 1960er Jahre und Anfang der 1970er Jahre zogen immer mehr Airline vom überlasteten Innenstadtflughafen Tempelhof nach Tegel um. Ab 1975 etwa war der Airport der wichtigste Berliner Flughafen.
Eng verbunden ist Berlin Tegel auch mit der vor drei Jahren in die Insolvenz geschlitterten AIr Berlin. Deren Vorläufer, die Air Berlin USA, nahm gegen Ende der 1970er Jahre den Flugbetrieb in Tegel auf. Da deutsche Fluggesellschaften bis zur Wiedervereinigung Deutschlands nicht nach West-Berlin fliegen durften, war der Firmensitz von Air Berlin USA offiziell in Miami.
In den Folgejahren stieg der Flugverkehr in Tegel weiter an, doch der Flughafen hatte ein Ablaufdatum. 1988 wurde der Airport nach dem Flugpionier Otto Lilienthal benannt.
1997 geriet der Flughafen wegen mutmaßlicher Sicherheitsmängel in die Schlagzeilen, die zur Entführung einer Maschine der Austrian Airlines führten. Um 11:20 Uhr hob eine MD-87 der rot-weiß-roten Traditionsairline als Flug OS 104 von Berlin Tegel mit Ziel Wien Schwechat ab. An Bord befanden sich zwei Piloten, drei Flugbegleiter sowie 28 Passagiere. Nach einer Stunde Flugzeit - die Maschine befand sich zu diesem Zeitpunkt im tschechischen Luftraum bei Prag - entführte ein 39-jähriger Bosnier die Maschine zurück nach Tegel. Nach der Landung trat der Täter in Verhandlungen mit den Behörden ein. Unbemerkt schlichen sich zwei Polizisten über die Hecktreppe der MD-87 an Bord und stießen den Hijacker aus dem Flugzeug aufs Rollfeld. Wenige Stunden später hob die Maschine dann mit 22 Fluggästen an Bord Richtung Wien ab. Das Sicherheitskonzept in Tegel geriet jedoch in die Kritik, da es dem Bosnier gelungen war, ein Messer an Bord zu schmuggeln. Von diesem dramatischen Vorfall abgesehen, gab es in den vergangenen Jahrzehnten in Tegel keine größeren Zwischenfälle.
Nicht angebunden an das Bahnnetz und nur bedingt ausbaufähig, hätte Tegel bereits 2011 durch den mit neunjähriger Verspätung erst heuer eröffneten BER abgelöst werden sollen.
Im September 2017 stimmen 56 Prozent der Berliner für den Weiterbetrieb von Tegel, doch der Volksentscheid war nicht verbindend und so konnte die Politik über den Willen des Volkes - einmal mehr - einfach "drüber fahren".
Insgesamt fanden zwischen 1948 und 2020 ungefähr 6,5 Millionen Starts und Landungen statt.
Das sechseckige Flughafengebäude (ursprünglich waren sogar zwei derartige Terminals vorgesehen), zuletzt als Terminal A in Betrieb und eines der Wahrzeichen Berlins, wurde 1974 eröffnet und war für rund 6 Millionen Fluggäste ausgelegt. 2007 kam das Terminal C hinzu. Vor allem ab den 2000er Jahren verzeichnete der Flughafen Tegel stetig wachsende Passagierzahlen, zuletzt wurden 2019 etwa 24,24 Millionen Fluggäste abgefertigt. Im Juni 2019 lagen die Spitzenwerte der Fluggäste bei über 90.000 Personen an einem Tag. Wenige Monate später, im April des Krisenjahrs 2020, sank dieser Wert zeitweise auf 250 Personen.
In Zukunft sollen auf dem Areal Wohnungen und ein Wirtschaftspark entstehen. Wann es soweit ist, ist allerdings angesichts der weltweiten Corona-Pandemie noch völlig unklar.
Fotoimpressionen aus den vergangenen Jahrzehnten
In diesem Forum (externer Link) finden Sie eine Fotostrecke mit Aufnahmen von Berlin Tegel aus dem Jahr 1990. Besonderer Dank geht auch an Herrn Ralf Winter, der von seiner Homepage ebenfalls Foto-Schätze zu diesem Bericht beisteuerte.
Auf Facebook findet man unter dem Hashtag "#DankeTXL" ebenfalls jede Menge Beiträge und Fotos zu den letzten Tagen des Flughafens.
(red)