Wucher Helicopter ging aus einem seinerzeitigen Bauunternehmen hervor, welches unter anderem auch stark im alpinen Bau etabliert war. Gründer Hans Wucher hatte schon früh Erfahrungen mit den Schwierigkeiten des Materialtransports ins Hochgebirge gemacht. Hieraus entstand mit der Zeit die Idee, Hubschrauber als optimale Transportmittel für Baustellen im Gebirge einzusetzen. Im Jahr 1974 kaufte Wucher schließlich seinen ersten Hubschrauber vom Typ SA 315 B "Lama" beim französischen Hersteller Aèrospatiale (später Eurocopter, heute Airbus Helicopters). Damalige Anschaffungskosten: 5 Millionen Schilling.
Was noch fehlte war ein geeigneter Pilot, den Hans Wucher in der Person von Hans Bösch fand. Der junge Oberleutnant, Jahrgang 1943, war der erste Hubschrauberpilot in Vorarlberg, flog beim Bundesheer auf dem Flugmuster Alouette III - sozusagen der "großen Schwester" der "Lama". Wucher unterbreitete Bösch ein verlockendes Angebot, und schon am 14. Mai 1975 überstellte Bösch die erste "Lama" von Marseille nach Vorarlberg. Sie war vorerst in einem Lagerschuppen in der Nähe des Flugplatzes in Hohenems untergebracht. Erst später wurde der Hangar am jetzigen Stammsitz in Ludesch gebaut.
"Die Lama war der erste, richtige Transporthubschrauber für die Berge", resümiert Pilot Bösch. Ein starkes Triebwerk, Dreiblatt Haupt- und Heckrotor, ein verglastes Cockpit mit Rundumblick sowie keine Verkleidung des Heckauslegers und somit Eigengewicht-Ersparnis machten die Lama zu einem sprichwörtlichen Lastentier, das 900 kg Nutzlast befördern kann. Hans Bösch stellt ein Team aus Technikern und Flugeinweisern zusammen und startete so die Transportfliegerei, vorerst aber nur für das eigene Bauunternehmen.
Bereits im ersten Betriebsjahr wurden 300 Flugstunden absolviert. 1979 wurde die Flotte um eine weitere "Lama" erweitert. Zu Spitzenzeiten zählten fünf Helikopter dieses Musters zur Wucher-Flotte.
Doch das Modell wurde nicht nur für Material-Transportflüge eingesetzt. Bei Straßensperren Im Winter wurden zum Beispiel honorige Persönlichkeiten auf den Arlberg geflogen. Mit viel Kreativität wurde aus der "Lama" sogar ein Rettungshubschrauber: der erste private Luftrettungsdienst Österreichs, die "Flugrettung-Arlberg", war geboren. Auch erste Heliskiing-Einsätze, zur Stützung der Flugrettungskosten, wurden angeboten.
2007 legte Hans Bösch mit einem allerletzten Flug als Pilot auf der "Lama" seine Fluglizenz still. Über 11.000 Flugstunden verzeichnete der Pionier in seinem Flugbuch.
"Die Lama war auch mein erstes Flugmuster bei Wucher Helicopter, und meinen Checkflug absolvierte ich 1998 mit Hans Bösch", erzählt der heutige Flugbetriebsleiter Stefan Ganahl, und schmunzelt: "Der letzte 'Lama'-Flug ist genau umgekehrt!" Beim Abschiedsflug wird Ganahl als verantwortlicher Captain die SA 315B pilotieren, sein seinerzeitiger Instruktor Bösch begleitet ihn quasi als Co-Pilot.
Einsätze in Österreich und darüber hinaus standen bis vor kurzem für den wendigen Allround-Heli auf der Tagesordnung. So war die "Lama" der ideale Hubschrauber für die "fliegende Baumsäge", ein System für das Ausasten von Lift-, Bahn- und Stromtrassen. Zwei Wucher-"Lamas" waren zudem einige Jahre lang in Costa Rica auf Bananen-Plantagen im Dienst. Eine "Lama" wurde in Peru für die Erdölfeld-Erkundung eingesetzt.
"Wir würden die 'Lama' auch gerne weiter fliegen, aber das gewerbliche Zertifikat wird von Airbus Helicopters zurück gezogen", erklärt Stefan Ganahl nicht ohne Wehmut. Der Nachfolger der "Lama" stammt ebenfalls aus dem Hause Airbus Helicopters - die Ecureuil (frz. für "Eichhörnchen"), ebenfalls ein seit Jahrzehnten bewährt vielseitiges Muster, das aktuell unter dem Typennamen H125 vermarktet wird. Wucher Helicopter hat zehn Maschinen (Neupreis je 2,3 Millionen Euro) dieses Typs in seiner Flotte.
(red Aig / Wucher Helicopter)