Streitigkeiten um die Vergabe von Einsätzen im Norden der Deutschschweiz halten an: hier "bekriegen" sich die Rega, welche mit ihrer Maschine aus Dübendorf startet, und die Air Alpine Ambulance (AAA) aus Birrfeld. Diskutiert wird immer wieder rund um die Frage, welche Leitstelle entscheiden soll, wessen Maschine alarmiert wird: die regionale, kantonale Sanitätsnotrufzentrale, oder aber die landesweite Rega-eigene Flugrettungsdisposition.
In diversen Schweizer Kantonen entscheide die Rega, selbst Flugrettungsbetreiber, ob ein eigener Hubschrauber oder der eines anderen Betreibers zum Einsatz kommt, kritisiert der AAA-Geschäftsführer Jürg Fleischmann, und ortet damit eine Bevorzugung der Rega-Rettungsmittel, bisweilen sogar eine daraus resultierende Verzögerung bei der Patientenversorgung.
Dem entgegnet Rega-Sprecherin Karin Hörhager, dass ihre Einrichtung oftmals gerade im Aargau als "Lückenbüßer" herangezogen und nur alarmiert werde, wenn der AAA-Hubschrauber entweder nicht verfügbar sei oder nicht über die für den Einsatz nötige Ausrüstung verfüge (der Birrfelder Hubschrauber verfügt, anders als die Rega-Maschinen, beispielsweise über keine Seilwinde, Anm. d. Red.). Flugrettung kenne "keine Kantonsgrenzen", daher sei es nach Auffassung der Rega die bessere Lösung, über den Einsatz der Rettungsmaschinen eine landesweit operierende Leitstelle, im konkreten Fall also die Rega selbst, entscheiden zu lassen.
Dem schließen sich auch mehrere politische Parteien an. Mehrheitlich wird eine Berücksichtigung der Flugrettung als "Bestandteil der laufenden gesundheitspolitischen Gesamtplanung" gefordert, sowie eine "überkantonale Koordination der Einsätze", wie etwa Ulrich Bürgi, leitender Notfallmediziner am Kantonsspital Aarau, als Sprecher im Kantonsparlament (Großrat) bekräftigt. So heißt es etwa, dass beispielsweise der Birrfelder AAA-Helikopter vom Typ Eurocopter EC 135 (Airbus Helicopters H135) "die Bedingungen für den Transport von intensivpflichtigen Patienten" nicht erfülle. Überkantonale Disposition würde im Anlassfall nicht nur die Eintreffzeiten verkürzen, sondern auch benötigte spezialisierte Rettungsmittel zielgerichtet zum Einsatz bringen.
Der Regierungsrat (Kantonsregierung) hingegen sieht keinen Bedarf für eine kantonsgrenzenüberschreitende Disposition der Hubschrauber. Die innerkantonale Koordinierung von Rettungsfahrzeugen und -hubschraubern durch die jeweilige regionale Sanitätsnotrufzentrale habe sich bewährt, heißt es. Dadurch würde eine bestmögliche Versorgung von Patienten ermöglicht und man verhindere gleichzeitig "unnötige Kosten".
Im Kanton Bern disponiert die Rega bereits seit längerer Zeit nicht nur die eigenen Maschinen, sondern auch Rettungshubschrauber der Air Glaciers in Zusammenarbeit mit der kantonalen Notrufzentrale. Ein solches Abkommen schloss AAA-Chef Fleischmann für seinen Bereich bereits vor zwei Jahren kategorisch aus - die Koordination von Einsatzmitteln solle der jeweiligen regionalen Leitstelle überlassen bleiben, und nicht an private Einrichtungen delegiert werden.
(red Aig)