Der Touristikkonzern TUI lehnt eine Schlichtung im Konflikt über ein Maßnahmenpaket zur Krisenbewältigung in den Cockpits seiner deutschen Airline-Tochter TUIfly ab. Die Vereinigung Cockpit (VC) kritisiert diese Weigerung und fordert zugleich von der Politik, auf die Unternehmensführung einzuwirken, um eine Schlichtung zu ermöglichen.
Die Verhandlungen über Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise sind nach monatelangen erfolglosen Gesprächen festgefahren. Um die beiden Ziele Liquiditätssicherung für die TUI und Arbeitsplatzsicherheit für die Beschäftigten in einer Krisenvereinbarung zu erreichen, hatte die VC zuletzt eine Schlichtung gefordert.
"Dass TUI unseren Vorschlag für eine Schlichtung so schnell vom Tisch fegt, ist in der derzeitigen Situation unklug und zeugt von der tief verwurzelten Verweigerungshaltung des Arbeitgebers", sagt Dr. Marcel Gröls, im Vorstand der VC für Tarifpolitik zuständig.
"Wir sind davon überzeugt, eine konstruktive Lösung finden zu können. Sollte der Staat sich in erheblichem Maße an TUI beteiligen, wie zuletzt in Medienberichten diskutiert wurde, muss sich die Politik ihrer Verantwortung für deutsche Arbeitsplätze bewusst werden und eine Schlichtung unterstützen. TUI möchte mit deutschen Steuergeldern eine Restrukturierung fahren, bei der in Deutschland Arbeitsplätze ab- und im Ausland aufgebaut werden. Finanzminister Scholz und Wirtschaftsminister Altmeier werden in ihrer Krisenkompetenz natürlich auch daran gemessen werden, ob es gelungen ist, solche Eskapaden zu unterbinden."
Die Pläne von TUI sahen zuletzt vor, Flotte und Arbeitsplätze bei der deutschen Airline-Tochter TUIfly massiv zu reduzieren. In den Cockpits sind etwa 50 % der Belegschaft und damit bis zu 270 Pilotinnen und Piloten von Kündigungen bedroht. Gleichzeitig sollte bei konzerneigenen Fluggesellschaften im Ausland deutlich weniger gestrichen und teilweise sogar Arbeitsplätze aufgebaut werden. So würde der deutsche Steuerzahler einen Arbeitsplatzabbau im Inland finanzieren, um anschließend auch noch über die Sozialversicherungen doppelt belastet zu werden. Eine Intervention seitens der Politik ist daher dringend geboten.
"Wir hoffen sehr, dass TUI jetzt endlich gesprächsbereit ist und einer Vermittlung durch einen Schlichter zustimmt. Sollte das Unternehmen das verweigern, stehen die Beschäftigten mit dem Rücken zur Wand. Dann bleibt uns als Ultima Ratio leider nur der Weg über einen tariflichen Sozialplan. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um der Konzernleitung klar zu machen, dass eine Kündigungswelle die teuerste aller Möglichkeiten ist", so Gröls.
(red / VC)