"Piloten ist anscheinend nichts verboten: Facebook-Posting sorgt für Unmut." Mit diesen Zeilen leiten die beiden Schreiberlinge eben jener Tageszeitung ihren Bericht ein, in dem es darum geht, dass eine AUA-Crew ein Foto von den Malediven im Internet veröffentlicht hat und sich dort "ohne Abstand und Masken" zeigt. Laut dem Autoren-Duo sorge dieses Verhalten "für großen Unmut in Luftfahrtkreisen". Nun, Austrian Wings hörte sich in den besagten Kreisen ebenfalls um und konnte dort zwar wenig "Unmut" über die AUA-Crew feststellen, dafür aber umso mehr Kopfschütteln über das journalistische Konvolut.
"Die sind wohl neidig, dass sie nicht auf die Malediven dürfen, eigentlich traurig. Das zeigt in welcher Neidgesellschaft wir leben", so der Tenor mehrerer von uns befragter Piloten und Flugbegleiter. Dazu ist anzumerken, dass die AUA-Besatzung gar keinen Urlaub auf den Malediven macht, sondern sich auf einem dienstlichen "Layover" befindet, sprich, nur so lange vor Ort bleibt, bis sie den Rückflug von Male nach Österreich "on duty" antritt.
Trotzdem maßt sich die Zeitung, fast schon in Manier des vor 20 Jahren dahin geschiedenen Revolver-Blättchens "Täglich Alles", an, darüber zu urteilen, dass das Verhalten der AUA-Crew angeblich "moralisch nicht gerade vorbildlich" sei und "natürlich ein Risiko für Fluggäste" bestehen könnte.
Die Antwort auf die Frage welches Risiko das sein soll, bleiben die Autoren übrigens schuldig. Ein solches dürfte bei objektiver Betrachtung nämlich kaum vorhanden sein. Denn einerseits trägt die Crew während des Fluges FFP2-Masken ohne Ventil (bestmöglicher Fremdschutz!), andererseits ist der Kontakt mit den Passagieren ohnedies sehr kurz und last but not least wäre das Risiko einer Corona-Infektion an Bord eines Verkehrsflugzuges (ganz anders als in der Gastronomie, die laut jüngsten wissenschaftlichen Studien aus den USA und Großbritannien als Superspreader-Hotspot gilt) selbst ohne Masken ausgesprochen gering. Fast scheint es mir, als müsste die Tageszeitung analog zum "Sommerloch" auch ein "Coronaloch" um jeden Preis füllen und sei es mit noch so abstrusen Geschichten.
Juristisch ist die Sache völlig klar und absolut unverfänglich. Erstens gilt die Crew laut Austrian Airlines als "geschlossene Gruppe" (ähnlich wie eine Familie im privaten Umfeld), wodurch die Abstandsregeln ohnedies nicht greifen. Zweitens hat die gesamte Besatzung zeitnah vor Dienstantritt einen PCR-Test absolviert und musste das negative Testergebnis bei der Einreise in Male vorlegen. Und drittens tragen die Piloten im engen Cockpit auch keine FFP2-Masken, um im Fall eines (Druck-)Abfalles, Rauch oder Feuer an Bord ohne die geringste Verzögerung ihre an Bord befindlichen, hermetisch abschließenden Sauerstoffmasken anzulegen.
Hätten sich die Verfasser des gegenständlichen Artikels im Vorfeld um eine entsprechend sachlich-fachliche Recherche bemüht, wären sie vermutlich zu dem Schluss gekommen, dass es überhaupt keinen "Skandal" gibt und ein solcher Beitrag eines tatsächlichen Qualitätsmediums unwürdig ist. Der wahre "Unmut in Luftfahrtkreisen" herrscht nach unseren Nachforschungen daher eher über dieses journalistische Machwerk.
Sieht man sich allerdings genauer an, wer dahinter steckt, so verwundert die Veröffentlichung vor allem professionelle Piloten jedoch kaum. Schließlich hat einer der Verfasser in der Vergangenheit bereits mehrfach bei aviatischen Themen den sprichwörtlichen "Griff ins Klo" gelandet, beispielsweise, als er zusammen mit Kollegen allen Ernstes einen "mysteriösen Absturz" erfand, der gar nicht stattgefunden hatte, oder "Absturzübungen" (sic!) und sonstige unwahre Behauptungen ("wilde Flugmanöver"), denen sogar von Behördenseite offiziell widersprochen wurde, in Zusammenhang dem bis heute ungeklärten Absturz eines Polizeihubschraubers in den Achensee 2011 herbei fabulierte ...
Text: N. Grund
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.