Verschiedene Medienberichte (z.B. Airways Magazine, Flightglobal) zitieren Behördenchef Patrick Ky entsprechend. Ky hatte vorgeschlagen, dass es bald lockerere Regelungen für die Reiseflugphase geben könne. Etwas später könnten dann dem EASA-Chef zufolge weitere Lockerungen folgen, um ganze Flüge mit nur einem Piloten oder einer Pilotin durchzuführen.
"Die Vereinigung Cockpit sieht diese Bestrebungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr kritisch und hat eine eindeutige Position: Die Reduzierung der Cockpitbesatzung auf einen einzelnen Piloten oder eine einzelne Pilotin lehnen wir unabhängig von der Flugphase ab", sagt Björn Reimer, Vorstand Flight Safety der Vereinigung Cockpit (VC). "Mit den aktuellen technischen Möglichkeiten würden Reduced Crew Operations das sehr hohe Sicherheitsniveau in der Verkehrsluftfahrt gefährden. Der Erhalt und die Erhöhung der Flugsicherheit müssen auch künftige Vorrang vor ökonomischen Interessen haben."
Die VC wird der Diskussion um neue Technologien, die auch zu Flügen mit reduzierter Crew führen könnten, zu gegebener Zeit nicht ausweichen. Als Anwalt der Flugsicherheit warnt der Berufsverband zum jetzigen Zeitpunkt allerdings dringend davor, entsprechende Technologien vorschnell zuzulassen.
Jetzt und bis zur Rückkehr zu einem "New Normal" gibt es im gesamten System Luftfahrt unter dem Stichwort "Return to normal Operations" viele flugsicherheitsrelevante Themen, die die Aufsichtsbehörden auch weiterhin mit Priorität behandeln sollten, anstatt eine Debatte um Flüge mit reduzierter Crew zu befeuern.
Details zur möglichen Gefährdung der Flugsicherheit durch Personal-Reduktion
Die Arbeitsbelastung ist für einzelne Piloten in kritischen Situationen signifikant höher als im Zwei-Personen-Cockpit. Es wird auf absehbare Zeit nicht möglich sein, einen Ausfall des verbleibenden Meschen im Cockpit durch das System zu kompensieren. Deshalb besteht die erhebliche Gefahr, dass das aktuelle Sicherheitsniveau mit Reduced Crew Operations nicht aufrecht erhalten werden kann. Der Verlust der menschlichen Redundanz könnte daher den bisherigen Trend der Erhöhung der Sicherheit durch steigende Automation gefährden.
Auch eine Verlagerung eines Piloten aus dem Cockpit in eine Bodenkontrollstation bewertet die VC als sicherheitskritisch. Momenten ist eine entsprechende Datalink-Infrastruktur technisch in Bezug auf Cybersecurity und Latenz der Datenübertragung für den gewerblichen Luftverkehr nicht realisierbar. Dies würde außerdem die Zusammenarbeit der Piloten erheblich beeinträchtigen, was den Aufbau eines adäquaten Situationsbewusstseins in Frage stellt.
Weitere schwerwiegende Hindernisse für den Flugbetrieb mit nur einem Menschen im Cockpit sind Faktoren wie Ermüdung/Erschöpfung und ein möglicher kompletter Ausfall der Handlungsfähigkeit. Dies könnte mit nur einem Menschen im Cockpit nicht angemessen kompensiert werden. Medizinische und Lizenzierungsbestimmungen sind ebenso ungeklärt.
(red / VC)