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Flughafen Hamburg verschrottet seine Boeing 707

Die Boeing 707-430 am Flughafen Hamburg - Foto: Frank Schwichtenberg / Creative Commons

Nach den Berliner Flughäfen, die die Boeing 707 des Flughafens Tegel verschrotten, trennt sich jetzt auch der Flughafen Hamburg von seiner Ikone der Luftfahrt.

Nach knapp 40 Jahren im Dienst der Deutschen Lufthansa/Lufthansa Technik und mehr als 20 Jahren als Museumsflugzeug des Hamburger Flughafens geht die Zeit der Boeing 707-430 am Hamburg Airport zu Ende. Die Coronabedingt wirtschaftlich schwierige Situation zwingt Hamburgs Flughafen, Kosten und Strukturen anzupassen – dabei musste auch der Unterhaltungsaufwand für das historische Langstreckenflugzeug auf den Prüfstand gestellt werden. Nun ist die Entscheidung gefallen: Die Maschine mit dem Kennzeichen D-ABOD wird verwertet. Aviation-Fans können Einzelstücke zudem ersteigern, teilte der Flughafen mit. Kritiker bezeichnen das Verhalten des Flughafens dagegen als "erbärmlich". Ein solcher Meilenstein der Luftfahrt müsse erhalten werden, die Krise gehe schließlich auch wieder vorüber, so der Tenor in Luftfahrtkreisen.

Mehrere Versuche des Hamburger Flughafens, das historische Flugzeug zu übergeben und als Ausstellungsstück zu erhalten, sind leider gescheitert, versucht der Flughafen seine Entscheidung zu rechtfertigen.. Hamburg Airport hat sich daher entschlossen, die Maschine zu verwerten. Dazu wird sie voraussichtlich im Frühjahr zurückgebaut. Parallel dazu wird das Hamburger Auktionshaus Dechow besonders interessante Einzelteile der Maschine wie z.B. Elemente aus dem Cockpit, ausgesuchte Beleuchtungselemente oder Teile der Klappen an den Tragflächen an Aviation-Liebhaber versteigern. So kann die traditionsreiche B 707-430 zumindest in Teilen wieder zu neuem Leben erweckt und für die Nachwelt erhalten werden.

Mit der B 707 begann das Jet-Zeitalter
Seit 1960 flog die im gleichen Jahr gebaute Boeing 707-430 im weltweiten Liniendienst der Deutschen Lufthansa. Sie war eine der ersten B 707, mit denen das Jet-Zeitalter im deutschen Luftverkehr begann, und ist die einzige von fünf damaligen LH-Maschinen des Typs 707-430, die noch heute existieren. Insgesamt 15 Jahre flog sie unter dem Namen „Frankfurt“ für die Kranich-Airline, bevor sie 1975 außer Dienst gestellt wurde. Im Anschluss ging der Langstrecken-Jet zur Lufthansa Basis nach Hamburg, wo er als „fliegendes Klassenzimmer“ für die Ausbildung der angehenden Flugzeug-Techniker im Einsatz war. Der Einzug moderner Schulungsmethoden machte das praktische Training an der Maschine schließlich überflüssig. Das letzte Projekt, an dem Auszubildende der Lufthansa Technik beteiligt waren, war die Umlackierung des Flugzeugs in den Farben von Hamburg Airport. Anlässlich der „Hamburg Airport Classics“ im Sommer 1999 wechselte die 46 Meter lange Boeing 707-430 für den symbolischen Wert von 1 Euro in den Besitz des Hamburger Flughafens. Damit hatte der Flughafen wieder ein Museumsflugzeug, nachdem eine Super Constellation – die Regierungsmaschine des ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer – verkauft worden war.

Hier begann für die D-ABOD mit dem neuen Schriftzug „HAMBURG AIRport“ und dem Logo des Flughafens im Heck eine neue Karriere: Nachdem ein engagiertes Team aus Flughafen-Mitarbeitern und 707-Fans rund um die „Hamburg Airport Friends“ sich um die Instandsetzung des Innenraums gekümmert hatten, fungierte das Flugzeug neben seiner Rolle als Museumsflugzeug auch als begehrte Filmkulisse für zahlreiche Film- und Fotoproduktionen. So spielte die B 707 eine Rolle in der ZDF-Produktion „Deutschlandspiel“ (2002) zum 10. Jahrestag der Deutschen Einheit. Ihr Part war der einer fiktiven Regierungsmaschine des damaligen Generalsekretärs der KPdSU, Michael Gorbatschow, bei einem Besuch des damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Aber auch für die Filmkomödie „Kick it like Beckham“ (2001), den Spielfilm „Im Schatten der Macht“ (2003) über die letzten Tage vor dem Rücktritt Willi Brandts oder für „Rocca verändert die Welt“ (2018) wurde sie als Location eingesetzt.

Gleichzeitig diente die B 707 als realistisches Übungsobjekt für Rettungs- und Bergungsübungen der Flughafenfeuerwehr, zur Ausbildung der Mitarbeiter in der Flugzeugabfertigung oder von DRK und Rettungskräften für die Passagierbetreuung. Auch die Suchhunde der Bundespolizei, Polizei und Flughafen-Security kamen an der B 707 mit Eifer zum Einsatz. Ebenso bewährte sie sich als Unfallflugzeug für die alle zwei Jahre stattfindenden großen Notfall-Übungen sowie beim jährlichen Training der Flugzeugenteiser – hier werden aktuell Alternativlösungen geprüft.

(red / HAM)