Am Samstag verlor eine Boeing 747-400 über Maastricht (Niederlande) Teile von Triebwerk Nummer 1. Trümmer stürzten zu Boden, beschädigten Autos und verletzten Personen - zum Glück nur leicht. Am gleichen Tag gab es einen ähnlich gelagerten Zwischenfall bei einer Boeing 777-200 von United Airlines. Kurz nach dem Start in Denver kam es wohl an Triebwerk Nummer 2 zu einer Explosion, große Trümmerteile stürzten auf die Erde, landeten teils mitten in Wohngebieten. Wie durch ein Wunder kam niemand zu Schaden.
Diese beiden Unfälle erregten international sofort große mediale Aufmerksamkeit, und leider waren für manche Journalisten schnelle Schlagzeilen (wieder einmal) wichtiger als gründliche Recherche. Selbst der staatliche und von den Gebühren der Steuerzahler finanzierte ORF machte da leider keine Ausnahme und titelte "Boeing wieder in der Bredouille".
Tatsächlich ist Boeing jedoch wohl in keinster Art und Weise für die beiden Zwischenfälle verantwortlich. Denn die Zeiten, in denen Flugzeughersteller die Antriebe für ihre Flugzeuge selbst entwickelten (so wie etwa Junkers in den 1930er Jahren) sind lange vorbei. Jeder Flugzeughersteller kauft Triebwerke von spezialisierten Betrieben zu.
Sowohl beim Zwischenfall mit der Boeing 747 in den Niederlanden als auch bei jenem mit der Boeing 777 in den USA waren Triebwerke des Herstellers Pratt & Whitney betroffen. Damit hat zwar der Hersteller der Triebwerke dringenden Untersuchungs-, Erklärungs- und gegebenenfalls Handlungsbedarf, Boeing selbst als Hersteller der Flugzeuge hat damit jedoch grundsätzlich einmal nichts zu tun.
Bei allem Verständnis dafür, dass im Internetzeitalter die rasche Veröffentlichung von Nachrichten wichtig ist, die gründliche Recherche ist noch viel bedeutsamer. Es geht dabei nämlich um nicht weniger als die Glaubwürdigkeit des Journalismus.
Text: N. Grund
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.