Die Ausgangslage ist dramatisch genug: Viele Krankenhäuser in Österreich sind aus- beziehungsweise überlastet, haben teilweise auf den Notbetrieb heruntergefahren. Selbst Operationen von Krebspatienten müssen schon verschoben werden, um Covid-19-Patienten behandeln zu können - die täglich mehr werden, weil immer mehr Menschen in diesem Land, sei es aus Dummheit, Naivität oder Ignoranz, sich nicht an die medizinisch erforderlichen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halten. Nicht zu unterschätzen bei dieser Problematik sind gewisse migrantische Parallelgesellschaften, vor allem im Großraum Wien. Schon Ende des vergangenen Jahres sprach ein Spitalsarzt offen über dieses Faktum und wurde dafür von mancher Seite scharf kritisiert. Hilft nix, Fakten bleiben Fakten, egal, ob sie angenehm oder unangenehm sind.
"Die Situation auf den Intensivstationen ist prekär, wir sind in der letzten Eskalationsstufe. Ein weiteres Erhöhen der Kapazitäten ist nicht mehr möglich."
Primarius Dr. Herbert Gruber zur Situation in den burgenländischen Spitälern
Trotzdem wird von vielen Menschen munter gereist, demonstriert oder man trifft sich mit Freunden. Regeln gelten in Österreich bekanntlich immer nur für andere. Egoismus über alles, getarnt als "persönliche Freiheit". Es ist zum kotzen. Längst schlagen Mediziner Alarm und fordern deshalb österreichweit einen "harten Lockdown" und verweisen auf drohende Triagen in den Spitälern. Doch was macht die Politik? Sie eiert mit halbherzigen Maßnahmen (sechs Tage Pseudo-Lockdown, getarnt als "Osterruhe", weil man zu feige ist den Lockdown beim Namen zu nennen), die noch dazu viel zu spät kommen, herum und gestattet sogar religiösen Klimbim wie Ostermessen, obwohl so genannte Gotteshäuser in der Vergangenheit immer wieder für Clusterbildungen gesorgt hatten.
"Das scheint wirklich eine lose-lose-Situation zu werden - leider. Ich bin absolut der Meinung, dass ein sechstägiger Lockdown nicht reichen wird und dass der länger dauern wird und länger dauern muss, um die Situation auf den Intensivstationen - speziell im Wiener Raum - zu entschärfen."
Der Virologe Dr. Norbert Nowotny
Für viele Menschen im Land ist augenscheinlich immer noch alles "wurscht", sie machen rücksichtslos Partys, flanieren ohne Abstand am Donaukanal entlang oder stehen ohne Abstand und Maske stundenlang vor Baumärkten oder Gasthäusern an - als ob es nichts Wichtigeres gebe. Gleichzeitig gehen die Impfungen in Österreich nur sehr stockend voran (ein unentschuldbares Versagen der Politik) und immer mehr Mutationen der Virusvariante etablieren sich - nicht gegen alle wirken die Impfstoffe überhaupt (gleich gut). Unklar ist laut Medizinern auch immer noch, ob eine Impfung (beziehungsweise welche Impfung) vor einer Weitergabe des Virus schützt.
Es wird keinen "normalen" Sommer geben
Trotz dieser verheerenden Situation haben wir einen Bundeskanzler, der immer noch gebetsmühlenartig von einem "normalen Sommer" spricht (ein Freund meinte kürzlich zu mir: "Was für ein Zeug raucht der Typ eigentlich?") und Flughafenmanager, die den "Grünen Pass" für Geimpfte als Rückkehr zur Normalität sehen. So verständlich diese Wünsche aus menschlicher Sicht auch sind, es sind Träume die sich nicht erfüllen werden und es ist aus meiner Sicht verantwortungslos, den Menschen falsche Hoffnungen zu machen.
Die Mobilität des Menschen ist leider auch ein Pandemietreiber. Das hat man unter anderem bei der Öffnung von Mallorca für Touristen gesehen. Binnen kürzester Zeit stiegen dort die Infektionszahlen wieder deutlich an, und natürlich werden Reiserückkehrer das Virus auch wieder verstärkt in ihre Heimländer einschleppen und dort für neue Cluster sorgen.
Angesichts der oben geschilderten Situation, bei der Kliniken im ganzen Land am Rande des Kollaps stehen und mitunter selbst Krebspatienten nicht mehr operiert werden können, wäre es grob fahrlässig, die Mobilität in Form von Flug- und Urlaubsreisen "normalisieren" und wieder weiter ausbauen zu wollen.
Es braucht das Gegenteil: Ein Verbot aller nicht zwingend erforderlicher Auslandsreisen, bis zumindest in ganz Europa eine entsprechend hohe Durchimpfungsrate erreicht und sichergestellt ist, dass die Impfungen auch gegen die Mutationen sicher wirken. Davor kann es keine Rückkehr zur alten Normalität geben, so sehr wir uns das alle auch wünschen.
Und jenen, die mit dem Schaden für die Wirtschaft argumentieren, sei ins Stammbuch geschrieben: Wie groß wäre der Schaden für die Wirtschaft wohl, wenn das Gesundheitssystem endgültig überlastet ist und zusammenbricht? Wenn es deshalb Triagen bei den Patienten geben muss? Wenn Patienten mit Herzinfarkten, entzündeten Mandeln, Schlaganfällen oder gar Kinder sterben müssen, weil sie keine adäquate Behandlung mehr erhalten können? Wenn pro Jahr allein in Österreich eine fünfstellige Anzahl Menschen im Land an Corona stirbt und unzählige weitere an anderen Krankheiten und Verletzten mangels Kapazitäten in den Spitälern?
Ja, auch ich wünsche mir nichts sehnlicher als die alte Normalität zurück. Aber ich bin Realist genug um zu wissen, dass dies noch länger nicht möglich sein wird, egal, was die Politiker für Phrasen dreschen, nur weil's die Menschen eben hören wollen.
Dieses Faktum kann man nicht wegdiskutieren. Man wird damit leben müssen und je strikter sich alle Bürger an die medizinisch erforderlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie halten - Abstand halten, FFP2-Maske tragen, Hände desinfizieren und auf jeden nicht unbedingt notwendigen persönlichen physischen Kontakt verzichten - desto eher wird sich die Situation auch entspannen. Dazu gehört aber leider auch, dass Reisen das letzte ist, was derzeit auf unserer Agenda stehen sollte.
Text: HP
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.