„Wir haben 2020 rasch auf die geänderten Rahmenbedingungen reagiert und zwei wesentliche Schwerpunkte gesetzt. Erstens: Den gesundheitlichen Schutz unserer Belegschaft kompromisslos und jederzeit zu sichern. Und zweitens, unsere Kunden in gewohnter FACC Best-in-Class-Manier stabil zu versorgen und uns strukturell und strategisch so aufzustellen, dass wir gezielt in einen Wachstumsmodus zurückkehren können“, berichtet Robert Machtlinger, CEO der FACC AG.
Umsatz und EBIT: Im internationalen Krisenjahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 526,9 Mio. EUR und verzeichnete damit einen Umsatzrückgang in Höhe von 126,2 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr (Rumpfgeschäftsjahr). Der deutliche Rückgang basiert insbesondere auf negativen Anpassungen von Bauraten bei allen für FACC wesentlichen Flugzeugprogrammen. Waren die Umsätze vor allem im Juli und August von reduzierten Abrufen der Kunden geprägt, war ab September eine positive Dynamik erkennbar. Das EBIT 2020 liegt bei -74,4 Mio. EUR (Rumpfgeschäftsjahr 2019: 22,1 Mio. EUR), wobei mit 47,6 Mio. EUR der Großteil von einmaligen Sondereffekten aufgrund von Wertminderungen, Schätzungsänderungen sowie Kosten für den Personalabbau im Zusammenhang mit der Covid-19 Krise ausgelöst wurde. Trotz der stark gesunkenen Umsätze war der Free Cashflow mit -2,4 Mio. EUR nahezu ausgeglichen, was das Resultat eines strikten und schnell eingeleiteten Kostensenkungsprogramms und weitgreifender Optimierungsmaßnahmen war.
Stabilität in herausfordernden Zeiten. FACC verfügt auch nach dem Krisenjahr 2020 über eine solide Finanzkraft: Eine gute Ausstattung mit liquiden Mitteln und nicht ausgeschöpfte freie Kreditlinien von 150 Mio. EUR ermöglichen die erforderliche Flexibilität, Marktpotentiale zu nutzen. So hat das Unternehmen im Juni 2020 mit der Aufnahme einer speziellen Covid-19-Finanzierungslinie der Österreichischen Kontrollbank die Liquidität um 60 Mio. EUR erhöht. Zudem wurde mit den Kernbanken eine Modifizierung der bestehenden Konsortialfinanzierung umgesetzt, die die geänderten Rahmenbedingungen der Luftfahrtbranche berücksichtigt.
Kundenbeziehungen gestärkt, Effizienz erhöht. FACC hat sich somit auch 2020 erfolgreich als führender Anbieter von Aerospace-Technologie positionieren können. Die Kundenbeziehungen wurden in den herausfordernden Monaten weiter intensiviert und gestärkt. Zudem hat sich das Unternehmen den künftigen Anforderungen entsprechend neu strukturiert und Effizienzsteigerungsprogramme fokussiert umgesetzt. Wichtige bisher ausgelagerte Prozesse wurden als Kernprozesse in den Konzern geholt, um so noch effizienter und agiler auf Kundenwünsche zu reagieren. „Effektivität, Effizienz und Innovation sind permanente Zielgrößen und werden im neuen Marktumfeld noch gewichtiger sein, um zusätzliche Marktanteile zu gewinnen. FACC und die gesamte Belegschaft konnten in einem extrem schwierigen Umfeld neuerlich hohe Flexibilität, Transformationsfähigkeit und Innovationkraft unter Beweis stellen – Faktoren, die unsere weltweiten Kunden schätzen und dieses Vertrauen durch neue Aufträge bestätigen“, so Machtlinger.
Auftragsstand hoch. Trotz einer einzigartigen Krise in der Luftfahrtindustrie hat sich der Auftragsstand an bestellten Flugzeugen nur leicht reduziert. Zum 31. Dezember 2019 waren 13.106 nicht ausgelieferte Flugzeuge bestellt – dieser Wert hat sich zum Stichtag 31. Dezember 2020 auf 12.171 fix bestellte Flugzeuge reduziert. Der FACC Auftragsstand ist nach wie vor hoch und beträgt ca. 5,6 Mrd. USD an auszuliefernden Produkten. Auch wurden im Verlauf des Jahres wichtige Projektmeilensteine umgesetzt wie z.B. der Fertigungsstart der A320 Airspace Entrance Area und der A220 Radoms sowie der Start eines neuen Drohnenprojekts.
15 Millionen Ausgaben für Innovation. FACC setzt ihr Forschungs- und Investitionsprogramm der vergangenen Jahre auch 2020 konsequent fort. „Die Luftfahrtbranche zählt zu den innovativsten Wirtschaftsbereichen. Gerade in Verbindung mit den ambitionierten Nachhaltigkeits- und Klimazielen kann eine Querschnittstechnologie wie der FACC Leichtbau Lösungen anbieten und das Fliegen noch effizienter, nachhaltiger, komfortabler und sicherer machen“, betont Robert Machtlinger.
So hat FACC 2020 die Ausgaben für Forschung und Innovation auf hohem Niveau belassen. Leuchtturmprojekte sind dabei die Entwicklung aerodynamischer, leichter, treibstoffsparender Strukturkomponenten oder biologische Materialien für zukünftige Kabinenausstattungen bis hin zu neuen Entwicklungen im Bereich der Kabinenluftaufbereitung oder antimikrobiellen Materialien, Reinigungslösungen und berührungslosen Bedienelementen.
Neue Strategie 2030. Parallel hat FACC im vergangenen Jahr mit der Überarbeitung der Konzernstrategie begonnen: Mit der Strategie „FACC 2030“ wird das Unternehmen weiterhin auf das Kerngeschäft Aerospace setzen und in diesem Bereich neue Märkte erschließen. Zusätzlich zum Kerngeschäft wird FACC zukünftig die starken Wachstumspotentiale im Bereich der Urban Air Mobility und der Raumfahrt intensiv nutzen, um zusätzliches Wachstum zu generieren. „Wir können hier mit unserer ausgewiesenen Expertise im Leichtbau unsere Technologien perfekt nützen und uns als starker Partner auch außerhalb der zivilen Luftfahrt positionieren“, zeigt Robert Machtlinger auf. Bis 2030 will sich FACC unter den Top-50 der Aerospace-Branche etablieren.
Ausblick
„Wir rechnen damit, dass sich beginnend mit der zweiten Jahreshälfte der Markt langsam erholen wird. Die Nachfrage nach Mobilität wird sich entsprechend entwickeln. Maßgeblich hierfür wird aber die schnelle und weitreichende Impfung gegen Covid-19 sein“, prognostiziert Robert Machtlinger als wichtige Maßnahme für die nahe Zukunft. Dennoch geht das Unternehmen von einer Zeitspanne von vier bis fünf Jahren aus, bis sich die Flugzeugbranche wieder auf Vorkrisenniveau erholt haben wird.
Für das laufende Jahr erwartet FACC aus jetziger Sicht ein ausgeglichenes EBIT. Der Umsatz soll sich auf einem Niveau ähnlich wie 2020 bei ca. 500 Mio. EUR bewegen. Voraussetzung dafür ist eine stabilisierte Weltwirtschaft ohne weitere Krisenrückschläge und globaler Lockdowns und das konsequente Umsetzen der bereits im Jahr 2020 eingeleiteten geplanten Effizienzmaßnahmen.
(red / FACC)