Herr Spohr, der als Sprecher des Vorstands die Gremienmeinung vertritt, hat den Nutzen von Sozialpartnerschaft in Unternehmen insgesamt in Frage gestellt und ließ verlauten, dass Tarifverträge eine "Kostenexplosion" verursachen und damit geeignet sind, Arbeitsplätze zu gefährden. Mit Blick auf Germanwings stellte er einen Zusammenhang zwischen der Auflösung des Unternehmens und der angeblich hohen Streikquote her. Dabei ist es offensichtlich, dass es sich um eine Managemententscheidung gegen die Germanwings und für die untarifierte Eurowings Discover gehandelt hat.
"In der langen und traditionsreichen Geschichte der Lufthansa stellen derartige Äußerungen eine Zäsur dar. Dass der höchste Repräsentant der Konzerns die Grundordnung des Arbeits- und Wirtschaftslebens in Deutschland in Frage stellt, ist ein Affront gegenüber allen Beschäftigten der Lufthansa-Group. Derartige Äußerungen sind für eine der größten Airlines der Welt, die zum wirtschaftspolitischen Kernbestand der Bundesrepublik Deutschland zählt, nicht hinnehmbar. Wir fordern vom Vorstand der Lufthansa AG umgehend ein klares Bekenntnis zur Tarifierung des Unternehmens und fordern ihn auf, zur Sachlichkeit und zu einem Modus der Sozialpartnerschaft zurückzukehren. Mäßigung und verbale Abrüstung sind das Gebot der Stunde", so die Vereinigung Cockpit.
Wenn derart die kulturellen Grundfesten des Unternehmens in Frage gestellt werden, ist die Befassung des Aufsichtsgremiums gefragt. Der Bund als Großaktionär ist gehalten, die Achtung der grundgesetzlich vorgesehen Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und des Tarifvertragsgesetzes sicherzustellen, insbesondere angesichts der Verantwortung als Miteigentümerin des Unternehmens, fordert die Gewerkschaft.
(red / VC)