Nach der Eroberung Griechenlands durch deutsche Truppen im Rahmen des Balkanfeldzuges 1941 setzten sich die britischen Truppen vom griechischen Festland auf die Insel Kreta ab. Die Insel war aus britischer Sicht von strategischem Interesse, da ihr Besitz wegen der geografischen Lage für die Verteidigung Ägyptens und Maltas wichtig war. Deshalb war die Besetzung Kretas bereits in der logistischen Vorbereitung, als am 28. Oktober 1940 das faschistische Königreich Italien Griechenland nach einem Ultimatum angriff und die griechische Regierung von London Hilfe erbat. Bereits am 1. November landeten Vorauskommandos aus Alexandria auf Kreta. In den folgenden Monaten folgten einige britische Infanterieverbände und Flugabwehreinheiten, die Verteidigungsstellungen wurden jedoch nicht wesentlich ausgebaut. Athen zog die Masse der auf Kreta stationierten griechischen Verbände im November 1940 an die Epirus-Front auf das Festland ab. Zu Beginn des Jahres 1941 standen nur noch etwa 1.000 griechische Soldaten auf der Insel. Bis Februar 1941 wurden in Maleme, Rethymno und Heraklion drei Landeplätze für die Verbände der Royal Air Force eingerichtet.
Aus deutscher Sicht boten die britischen Stützpunkte auf Kreta und Malta den Briten die Möglichkeit, den Schiffsverkehr der Achsenmächte für den Afrikafeldzug zu behindern. Kreta und Malta wurden deshalb auch als "Flugzeugträger" bezeichnet. Von Kreta aus waren zusätzlich Vorstöße der Briten in die Ägäis möglich. Außerdem befürchtete der deutsche Diktator Adolf Hitler, dass von Kreta aus Luftangriffe auf die rumänischen Erdölfelder um Ploiești geführt werden könnten, die für den geplanten und kurz bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion für die deutsche Wehrmacht von kriegswichtiger Bedeutung waren. Auch die deutsche Marine forderte eine Eroberung der griechischen Insel. Erste strategische Überlegungen zur Einnahme Kretas wurden deshalb bereits im Herbst 1940 bereits Ende Oktober 1940 durch den Chef des Wehrmachtführungsstabes (WFSt) Alfred Jodl angestellt.
Invasion aus der Luft
Aber erst am 15. April 1941 legte der Befehlshaber der Luftflotte 4, General der Flieger Alexander Löhr, Reichsmarschall Hermann Göring einen konkreten Plan zur Eroberung Kretas durch Luftlandetruppen vor. In Begleitung des Generalstabschefs der Luftwaffe, Hans Jeschonnek, überzeugte der Kommandierender General des XI. Fliegerkorps, Kurt Student, am 21. April 1941 Adolf Hitler von der militärischen Notwendigkeit der Einnahme Kretas. Hitler selbst war aufgrund der Komplexität des Unternehmens und der zu erwartenden Verluste skeptisch gewesen. Gemäß den Plänen sollten Mitte Mai 1941 Fallschirmjäger und die 5. Gebirgs-Division eine Luftlandeoperation zur Einnahme der Insel durchführen - die Operation Merkur war geboren.
Reichsmarschall Hermann Göring beauftragte die 4. Luftflotte mit der Detailplanung und der Durchführung der Operation. Dem General der Flieger Alexander Löhr unterstanden dazu das XI. Fliegerkorps unter der Führung von Kurt Student. General der Flieger Wolfram von Richthofen sollte mit dem ihm unterstehenden VIII. Fliegerkorps den Schutz der eigentlichen Operation übernehmen, die Lufthoheit über der Insel erringen und danach die angelandeten Bodentruppen von der Luft aus unterstützen.
Flugplatz Maleme als wichtiges Ziel
Laut dem endgültigen Plan sollte die erste Angriffswelle am Morgen das Gebiet um Chania und Maleme - dort befand sich der wichtigste britische Flugplatz der Insel - einnehmen, die zweite Welle am Nachmittag die Kampfräume Rethymno und Heraklion erobern. Da die britische Royal Navy als führende europäische Seemacht ihrer Zeit die Meere beherrschte, entschied sich die deutsche Führung, den größten Teil der eingesetzten Truppen auf dem Luftweg zu transportieren. Zunächst sollten Fallschirmjäger abgesetzt werden, die die Flugplätze einnehmen, auf denen dann Gebirgsjäger und Nachschub herangeführt werden konnten.
Vorbereitungen zur Invasion
Zur Vorbereitung des Angriffes versuchten die Deutschen, die Nachschubversorgung der britischen Truppen auf Kreta so empfindlich zu stören wie nur irgend möglich. In den ersten Maitagen begann daher das VIII. Fliegerkorps mit Aufklärungsflügen und anschließenden Angriffen auf Konvois und Schiffe der britischen Marine.
Ab der zweiten Maiwoche kam der britische Schiffsverkehr an der Nordseite Kretas, wo die wichtigsten Häfen lagen, vollständig zum Erliegen. Von den Anfang Mai eingeschifften rund 27.000 Tonnen wichtiger Nachschubgüter für Kreta konnten nur etwa 3.000 Tonnen angelandet werden
15.000 Soldaten, 600 Transporter, 320 Kampfflugzeug, 40 Aufklärer
Der eigentliche Angriff begann am 20. Mai 1941 um 07:15 Uhr mit der Bombardierung der geplanten Absetzzonen der Fallschirmjäger durch die deutsche Luftwaffe - darunter der Flugplatz in Maleme sowie der Hafen von Chania, gefolgt von Stuka-Angriffen auf britische Artilleriestellungen.
500 Tante Ju über Kreta
Gegen 8 Uhr erreichte dann die erste Welle mit eigentlich für den zivilen Luftverkehr konstruierten Ju 52 die Insel - tausende Fallschirmjäger sprangen aus niedriger Höhe ab. Gleichzeitig wurden Lastensegler von ihren Schleppmaschinen ausgeklinkt und landeten auf der Insel. Weitere Angriffswellen folgten. Es war dies die seinerzeit weltweit größte Luftlandeoperation der Geschichte.
Unerwarteter Widerstand
Doch die deutsche Führung, die nur mit leichtem Widerstand gerechnet hatte, hatte sich verkalkuliert. Die Fallschirmjäger, die nur leicht bewaffnet waren, sprangen in heftigem Abwehrfeuer der Briten ab, viele wurden noch in der Luft verwundet oder getötet. Am Boden angekommen waren die meisten nur mit Pistolen bewaffnet, die Gewehre, Maschinengewehre und Maschinenpistolen in eigenen Waffenbehältern abgeworfen wurden. Zu denen mussten sich die Soldaten aber erst durchkämpfen. Zudem waren anstatt der von der deutschen Führung vermuteten 15.000 demoralisierten britischen Soldaten rund 31.000 gut ausgerüstete Briten, Australier und Neuseeländer als Verteidiger auf der Insel stationiert, dazu kamen 10.000 griechische Soldaten.
Außerdem wehrte sich auch die kretische Zivilbevölkerung im Rahmen eines Partisanenkampfes erbittert gegen die deutschen Besatzer - worauf die deutsche Seite mit unerbittlicher Härte und Massakern an der Zivilbevölkerung, die zum Teil auch nach damaligen Verhältnissen verbrecherisch waren, reagierte.
60 Prozent der Fallschirmjäger gefallen oder verwundet
Von den rund 10.000 am ersten Tag der Operation Merkur abgesetzten deutschen Fallschirmjägern waren noch am gleichen am Abend 6.000 gefallen oder verwundet und damit nicht mehr kampffähig. Die Tragik der Verluste manifestiert sich auf besonders deutliche Weise im Schicksal der Gebrüder Blücher: drei Brüder fielen innerhalb weniger Stunden, der vierte Bruder, Adolf Graf von Blücher, Leutnant zur See, der nicht an der Operation teilgenommen hatte, wurde in der Folge vom Kriegsdienst freigestellt, kam jedoch 1944 bei einem tragischen Unfall ums Leben.
Zweiter Tag
Aufgrund der heftigen Verluste am ersten Tag waren über Nacht sämtliche nur irgendwie am südosteuropäischen Kriegsschauplatz verfügbaren Transportflugzeuge zusammengezogen und für die Operation Merkur abgestellt worden. Zusätzliche Fallschirmjäger wurden angelandet und im Laufe des Tages gelang es den Deutschen mit Unterstützung der Stukas aus der Luft, die Höhe 107 (dort befindet sich heute der deutsche Soldatenfriedhof) einzunehmen. In weiterer Folge wurde das Flugfeld Maleme - das eigentlich bereits im ersten Tag der Operation eingenommen werden hätte sollen - endlich erobert.
Dritter Tag
Doch erst am 22. Mai konnten die Deutschen den Flugplatz Maleme tatsächlich sichern und zu einer Operationsbasis ausbauen. Ab diesem Tag wurde eine regelrechte Luftbrücke zum griechischen Festland aufgebaut, in deren Rahmen pro Stunde rund 20 Transportflugzeuge landeten. Nun wurden Gebirgsjäger und Nachschub eingeflogen, wobei die anfliegenden und landenden Maschinen mitunter noch immer dem Beschuss der Alliierten ausgesetzt waren.
Briten evakuieren die Insel
Mit der Ausweitung des Landekopfes bei Maleme fiel schließlich am 26. Mai 1941 die endgültige militärische Entscheidung zu Gunsten der deutschen Truppen. Die Briten entschlossen sich nur einen Tag später, Kreta aufzugeben. Am 27. Mai fiel die Hauptstadt Chania, am 28. Mai der Hafen in der Soudabucht in deutsche Hand.
Am 29. Mai kapitulierte Rethymno. Zwischen dem 28. Mai und dem 1. Juni wurden die verbliebenen britischen Truppen in mehreren nächtlichen Aktionen unter ständigen deutschen Luftangriffen per Schiff ins fast 380 Seemeilen nach Alexandria (Ägypten) evakuiert.
Militärischer Erfolg um einen hohen Preis
Zwar konnte die deutsche Armee die Insel schließlich einnehmen, doch der Preis dafür war hoch. Mindestens 271 der mehr als 500 eingesetzten Junkers Ju 52 wurden abgeschossen oder irreparabel beschädigt.
Noch viel verheerender war aber der Verlust an Menschenleben. Denn 1941 waren die Fallschirmjäger noch eine gut ausgebildete Elitetruppe, die aus hoch motivierten Freiwilligen bestand und deren Kampfkraft bei den gegnerischen Soldaten gefürchtet war. Doch von dieser handverlesenen Spezialtruppe waren bei den Kämpfen um Kreta rund 3.400 gefallen, zahlreiche weitere verwundet worden. Insgesamt gaben die deutschen ihre Verluste mit rund 4.100 Soldaten an.
Von diesem Aderlass sollte sich die deutsche Fallschirmtruppe nie mehr vollständig erholen. Angeblich verbot Hitler persönlich nach Kreta jede weitere Luftlandeoperation dieser Art. Die deutsche Propaganda schlachtete den Sieg für die Öffentlichkeit dennoch aus, auf Kreta wurde ein Fallschirmjäger-Denkmal errichtet, das bis heute besteht, mittlerweile allerdings in einem baulich desolaten Zustand ist.
Ein unbekannter Verfasser (nach manchen Quellen ein Gefreiter) verfasste nach der Schlacht das Lied "Auf Kreta im Sturm und im Regen", dessen letzte Strophe "Auf Kreta da flattern unsre Fahnen,Wir Fallschirmjäger haben doch gesiegt, Und sind auch so viele gefallen, Der Ruhm der Fallschirmjäger aber blieb." lautete.
Das Lied wurde bei der deutschen Bundeswehr und teilweise auch beim Bundesheer (ohne die letzte Strophe) bis in die 1990er Jahre hinein von Angehörigen der Luftlandetruppen gesungen.
"Trotz der strategischen und operativen Fehler in der Einsatzvorbereitung und der großen Mängel bei der Aufklärung entschieden letztlich das Gefecht um Maleme der Einsatzwille der deutschen Soldaten und die taktischen Fehler der neuseeländischen Brigade auf alliierter Seite."
Das Österreichische Bundesheer in einer militärisch-taktischen Bewertung der Schlacht, Truppendienst 03/2011
"Der Offizier, der vor dem Feind Kaltblütigkeit, Entschlossenheit und Wagemut zeigt, reißt die Truppe mit. Er muss aber auch den Weg zu den Herzen seiner Untergebenen finden und deren Vertrauen durch Verständnis für ihr Fühlen und Denken gewinnen."
Aus den Grundsätzen den damals geltenden deutschen Dienstvorschriften
"Die Fallschirmjäger, die an der Schlacht teilgenommen haben können zu Recht auf ihren Mut stolz sein, sich einer fünfmal so starken Streitmacht entgegenzustellen."
Aus "Battle of Crete" des Dokumentarfilmproduzenten Lyn Beardsall, 1999
"Ihr meine Fallschirmjäger und Luftlandetruppen habt (…) noch nie Dagewesenes erreicht. Ihr ward erfüllt von einem nicht aufzuhaltenden offensiven Geist."
General der Flieger Kurt Student bei einer Parade nach der Invasion
Experten-Analyse
Auch der renommierte ehemalige österreichische Bundesheer-Offizier, Brigadier i. R. Josef Paul Puntigam ortet schwere Versäumnisse bei den Vorbereitungen der Invasion. Puntigam war als Chef der Infanterie des österreichischen Bundesheeres für die gesamte Offiziers- und Unteroffiziersausbildung der Infanterie, für die Bergführer-, Schilehrer- und Scharfschützenausbildung sowie für die Erstellung einschlägiger Vorschriften und deren Erprobung verantwortlich. Er zählt zu den wenigen Offizieren, die alle Spezialverwendungen des Bundesheeres vom Fallschirmjäger, Gebirgsjäger, Jagdkommandosoldat bis zum Ausbildungsoffizier für diverse Sonderausbildungen bekleideten. Als Experte für Führungsausbildung, Leadership, Lehrmethodik, Sonderausbildung, Überlebensfähigkeit und Durchhaltefähigkeit veröffentlichte er mehrere einschlägige Fachaufsätze.
"Die Aufklärungsarbeit der Deutschen bei der Einsatzvorbereitung war ungenügend, vor allem der nachrichtendienstliche Aspekt. Bei der Operation erfolgte zudem keine Schwergewichtsbildung und den Truppen am Boden fehlte es an Feuerunterstützung, etwa durch die eigenen Seestreitkräfte", analysiert der Experte die Aspekte der Operation Merkur auf Austrian Wings Anfrage. Die militärische Leistung der eingesetzten Soldaten sei hingegen, vor allem aufgrund der suboptimalen Voraussetzungen für den Angriff, nicht hoch genug einzuschätzen. Die Soldaten hätten Außergewöhnliches geleistet.
"Das Gefecht entschieden die tapfer, klug, selbstlos und aufopfernd kämpfenden deutschen Fallschirm- und Gebirgsjäger. Das Blut der Gefallenen schreit zum „Himmel der Götter am grünen Tisch!“ Arroganz ist kein Führungsgrundsatz!"
Brigadier i. R., Jagdkommando-Fallschirmjäger J. P. Puntigam
Hohe Verluste bei Alliierten
Die Streitkräfte des britischen Commonwealth hatten ebenfalls hohe Verluste an Mensch und Material zu beklagen, so wurden alleine drei Kreuzer und sechs Zerstörer in den Gewässern rund um Kreta durch die deutsche Luftwaffe versenkt, zahlreiche weitere Schiffe schwer beschädigt. Tausende Gefallene und Gefangene waren zu beklagen. Insgesamt betrugen die alliierten Verluste in der Schlacht um Kreta rund 3.600 Gefallene und 2.000 Verwundete. Außerdem gerieten mehr als 12.000 Soldaten in deutsche Kriegsgefangenenschaft.
Die Spuren der Schlacht
Seit der Schlacht um Kreta sind mittlerweile acht Jahrzehnte vergangen, die meisten Zeitzeugen der Schlacht, ob auf britischer, griechischer oder deutscher Seite, sind verstorben oder hochbetagt und häufig Pflegefälle. Erinnerung und Versöhnung wird auf Kreta, einer bei Deutschen und auch Österreichern beliebten Urlaubsinsel, allerdings seit Jahrzehnten groß geschrieben. Zu vergangenen "runden" Jahrestagen wurden große Gedenkfeiern an den bedeutenden Orten der Schlacht abgehalten, an denen ehemalige kretische Partisanen ebenso teilnahmen wie alliierte und deutsche Veteranen. Vor einigen Jahren sprangen griechische Fallschirmjäger zur Nachstellung (Reenactment) der deutschen Luftlandeoperation sogar aus Flugzeugen über dem Flugfeld von Maleme ab. Rund um den Flugplatz Maleme betreibt das griechische Militär nach wie vor eine Kaserne, auf dem Flugfeld sind einige ältere Maschinen abgestellt.
Offiziell ist die militärische Nutzung des Flugfeldes eingestellt, der zivile "Aeroclub of Chania" nutzt das Flugfeld jedoch laut griechischen Quellen weiterhin für seinen Flugbetrieb. Zumindest vom Mai 2017 existieren sogar entsprechende Videos davon. Im Mai 2013 flogen mehrere Maschinen des Clubs eine Airshow über Maleme zum Gedenken an die Schlacht um Kreta. Der Fliegerclub veröffentlichte am 18. Mai dieses Jahres via Facebook ein Video aus dem Jahr 2013 dazu. Vor rund einer Woche schrieb ein Mitglied: "Heute Training bei Maleme", offenbar ist also für den heutigen Tag zumindest ein Überflug zum Gedenken an die Schlacht geplant.
Die einstige Höhe 107, auf der alliierte Streitkräfte den deutschen Fallschirmjägern so erbittert Widerstand geleistet haben, befindet sich heute der deutsche Soldatenfriedhof. Er wurde 1974 eingeweiht, die Gebeine aller gefallenen Deutschen, die bis dahin auf verschiedenen Stellen der Insel bestattet waren, wurden dorthin umgebettet.
Auf dem Friedhof liegen 4.465 deutsche Gefallene der Wehrmacht begraben. 3.352 davon fielen bei der Luftlandeschlacht um Kreta Ende Mai 1941.
Bei den Gefallenen handelt es sich hauptsächlich um Fallschirmjäger und Gebirgsjäger.
Der General der Fallschirmtruppe Bruno Bräuer ist der ranghöchste Soldat, der auf dem Friedhof liegt. Bräuer war deutscher Kommandant der Festung Kreta. Er wurde 1947 in Athen als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet.
Der Grundriss der Anlage symbolisiert die vier Hauptkampfräume der Schlacht um die Orte Chania, Maleme, Rethymno und Iraklion. Über Stufen betritt der Besucher von der Straße aus den in den Berg eingeschnittenen und umschlossenen Hof, der auf einer Seite durch das Eingangsgebäude begrenzt wird. Durch dessen offenen Raum, in dem die Namensbücher der Gefallenen aufliegen und in welchem eine dreisprachige Ausstellung über die Entstehung des Friedhofes und über die Arbeit des Volksbundes informiert, führt der Weg auf die Höhe zu den von Mauern umschlossenen Gräberfeldern, wo liegende Granitplatten mit Namen und Lebensdaten von je zwei Gefallenen die mit Mittagsblumen bepflanzten Gräber markieren.
Auf dem Gedenkplatz, inmitten der Gräberfelder, sind auf Metalltafeln die Namen von 360 (andere Quellen sprechen von 344) Soldaten verewigt, die auf der Insel gefallen sind, jedoch nicht geborgen werden konnten.
An den Ausbauarbeiten beteiligten sich zahlreiche ehemalige Kameraden der Gefallenen. Die 1. Luftlandedivision der Bundeswehr übernahm 1975 (bis zu ihrer Auflösung 1994) die Patenschaft für diesen Friedhof.
Neben dem Friedhof befindet sich das "Cafe 107", das auch ein Museum mit Ausstellungsstücken beherbergt, darunter Wrackteile von Ju 52.
Souda Bay War Cemtery
Die britischen und neuseeländischen Gefallenen der Schlacht um Kreta haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Souda Bay War Cemetery gefunden. Der alliierte Soldatenfriedhof wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den 21st und 22nd Australian War Graves Units (australische Kriegsgräber-Einheiten) errichtet und dazu die gefallene Soldaten aus Friedhöfen bei Chania, Iraklion, Rethymnon und Galatas umbetteten, die dort von der deutschen Besatzungsmacht begraben worden waren. Es folgte auch die Umbettung von Soldaten aus Gräbern von Zivilfriedhöfen und abgelegenen Orten.
Neben den 1527 aus dem Commonwealth stammenden Soldaten, von denen 776 nicht identifiziert werden konnten, stammen 19 Gräber aus dem Ersten Weltkrieg und wurden vom Suda Bay Consular Friedhof umgebettet, darunter ein nicht identifizierte. Es gibt zudem auch 7 Gräber anderer Nationalitäten und 37 von Zivilisten. Nach Nationalitäten des Commonwealth aufgegliedert handelt es sich bei den identifizierten Gefallenen um 343 Neuseeländer, 248 Briten, 140 Australier, 9 Südafrikaner, 5 Kanadier, 1 Inder.
Auch der britische Archäologe John Pendlebury ist auf diesem Friedhof begraben, der für die Britische Schule in Athen Kurator in Knossos war und auch während des Zweiten Weltkrieges die Ausgrabungen fortsetzte.
Auf dem Soldatenfriedhof befinden sich zudem irrtümlicherweise auch zwei deutsche Gräber. Nach einer Vereinbarung der CWGC mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde entschieden, die Überreste der beiden deutschen Zivilisten Carl Wagner und Johann Troyer nicht wieder von Souda Bay zum Deutschen Soldatenfriedhof Maleme zu überführen.
Zusätzlich zu diesem Friedhof gibt es auch das Royal Air Force Memorial, das an die gefallenen Piloten der Royal Air Force erinnert.
Epilog
Aufgrund der Corona-Pandemie und des bereits geschilderten Umstandes, dass die meisten Zeitzeugen der einst größten Luftlandeoperation der Weltgeschichte mittlerweile verstorben sind, werden heuer, anders als zu früheren runden Jahrestagen der Schlacht, keine Gedenkfeierlichkeiten im großen Rahmen stattfinden (können). Die wenigen noch leben Angehörigen der Kriegsgeneration aber auch ihre Nachkommen und Hinterbliebenen dagegen werden am heutigen Tag wohl überall auf der Welt eine Gedenkminute für die Opfer der Schlacht einlegen.
Als der Autor dieser Zeilen vor sehr vielen Jahren im zarten Alter von 14 Jahren gemeinsam mit seinen Eltern erstmals durch die Gräberreihen des Soldatenfriedhofes in Maleme schritt und sah, dass die meisten der dort bestatteten Soldaten nur vier oder fünf Jahre älter als er selbst waren, bekam er Gänsehaut und aus dem vorlauten Teenager wurde ein nachdenklicher junger Mann. Bei seinem nächsten Besuch der Insel Jahre später war er gut doppelt so alt wie die meisten der dort Beerdigten ...
Ein Besuch des deutschen und des alliierten Soldatenfriedhofes sei jedem Kreta-Urlauber dringend angeraten. Der Boden dieser wunderschönen Insel ist getränkt mit dem Blut tausender junger Menschen, die vor bald 100 Jahren in einem sinnlosen Gemetzel aufeinander gehetzt wurden. Ihr Tod soll den Lebenden Mahnung zur Wahrung von Frieden und Völkerfreundschaft sein.
Text. N. Grund