Begonnen hat alles Ende der 1970er Jahre. Denn 1978 wurde die 20 Jahre zuvor gegründete Firma Aircraft Innsbruck von Christian Schwemberger-Swarovski und Gernot Langes-Swarovski übernommen. Die Sparte Geschäftsreiseflüge wurde mit zwei Cessna Citations betrieben. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Umbenennung auf Tyrolean Airways und das Unternehmen begab sich auf der Suche nach größerem Fluggerät, um Linienverbindungen nach Wien und Zürich ab Innsbruck anbieten zu können, die es damals nicht gab. Verschiedene Flugzeugmuster wurden evaluiert, Zeitungen berichteten, dass die Fokker 28 oder die Caravelle im Gespräch seien. Doch mitnichten. Schlussendlich entschied sich die Geschäftsführung für die viermotorige Dash 7 der 1928 gegründeten De Havilland Aircraft of Canada Ltd, die später zuerst an Boeing und dann an Bombardier verkauft wurde. Im Herbst 1978 fand ein Demonstrationsflug zwischen Innsbruck und Zürich statt, bei dem das viermotorige Muster auch die Skeptiker hinsichtlich der Lärmentwicklung positiv beeindruckte und überzeugte.
Das erste Flugzeug
Im Februar 1979 wurde die Aufnahme des Flugbetriebes ab April 1980 offiziell angekündigt und am ersten April 1980 war es tatsächlich soweit, nachdem die erste Dash 7 (Sitzplatzkapazität: 48 Passagiere) mit Chefpilot Jürgen Hoch am Steuer am 25. März in Innsbruck eingetroffen war. Der Kaufpreis der Maschine betrug damals etwa 70 Millionen Schilling auf Euro umgerechnet 5,1 Millionen Euro.
In den ersten drei Monaten wurden auf der damals von Montag bis Freitag bedienten Strecke Innsbruck - Wien - Innsbruck rund 8.200 Fluggäste befördert, auf der Strecke nach Zürich waren es etwa 2.500. Aufgrund der guten Buchungslage wurden die Flüge ab September des gleichen Jahres auch am Wochenende angeboten. Als im Oktober 1980 ein schweres Erdbeben Algerien erschütterte, wurde die Maschine mit der Kennung OE-HLS innerhalb von weniger als einer halben Stunde zum Behelfsfrachter umgerüstet und transportierte dringend benötigte Hilfsgüter in das nordafrikanische Land. In der Nacht flog Tyrolean Airways mit ihrer Dash 7 im Auftrag des Roten Kreuzes nach Algerien, am Tag wurden wieder Passagiere befördert.
Mehr Flüge
Im Sommerflugplan 1981 wurde das Angebot abermals aufgestockt - es gab bis zu drei tägliche Flüge zwischen Tirol und Wien, Zürich wurde bis zu zweimal täglich angesteuert. Außerdem wurde Frankfurt neu ins Streckennetz aufgenommen und eine weitere Dash 7 (OE-HLT) beschafft, die auf den Namen "Stadt Wien" getauft wurde. Aufgrund der guten Entwicklung des Unternehmens wurde 1984 die Beschaffung der 37-sitzigen Dash 8-100, eines zweimotorigen Flugzeuges, bekannt gegeben. Am 3. Mai 1985 traf die erste Maschine des neuen Typs, die OE-HLR, nach einem 14-stündigen Überstellungsflug aus Kanada in Innsbruck ein. Der Kaufpreis betrug rund 120 Millionen Schilling, etwa 8,7 Millionen Euro. Um das neue Flugzeug ganzjährig auszulasten, wurde es im Winter 1985/86 nach Nordamerika verleast.
Courchevel
Im November 1987 übernahm Tyrolean Airways im Auftrag der französischen T.A.T Europan Airlines Linienflüge zwischen Paris und dem Altiport Courchevel, dessen Piste gerade einmal 537 Meter lang ist und über eine Steigung von mehr als 18 Prozent verfügt. Noch nie zuvor war ein Flugzeug dieser Größenordnung dort gelandet. Tyrolean Airways hatte vor Aufnahme des regulären Betriebes intensive Berechnungen und Tests durchgeführt, da nicht klar war, ob diese Operation überhaupt möglich sein würde. Zwischenzeitlich wuchs die Dash 8-100-Flotte weiter an.
Am 20. Dezember 1988 erhielt Tyrolean Airways ihre dritte Dash 7, die OE-LLU, die ihre Vorgängermaschine OE-LLT ersetzen sollte. Kurzfristig besaß Tyrolean damit drei Dash 7 sowie drei Dash 8-100. Im Winter 1989 wurde eine Dash 8 an Lufthansa verleast und von November 1990 bis Mai 1991 flog eine Dash 8 für die ostdeutsche Interflug.
Größeres Fluggerät
Im Herbst 1991 flottete Tyrolean Airways ihre erste Dash 8-300 mit der Kennung OE-LLV ein. Das Flugzeug wurde auf den Namen "Land Tirol" getauft. Die Maschine verfügte über 50 Sitzplätze, also in etwa die gleiche Kapazität wie die Dash 7, bei deutlich niedrigeren Betriebskosten.
In der Folge baute Tyrolean ihre Dash 8-300-Flotte aus und verkaufte 1995 die erste Dash 7. Ab 1997 wurden die älteren Dash 8-300 ausgeflottet und durch modernere und leisere Dash 8-300Q (für Quiet) ersetzt.
Dash 8-400 stößt zur Flotte
Ende 1997 bestand die Flotte aus 34 Maschinen: eine Dash 7, sechs Dash 8-100, neun Dash 8-300A, sechs Dash 8-300Q sowie vier zwischenzeitlich angeschaffte Jets vom Typ Fokker 70 und acht CRJ-200. Im gleichen Jahr gab die Airline die Bestellung der 72-sitzigen Dash 8-400 bekannt, die später in Q400 umbenannt wurde. Im Laufe der Jahre wurde die Sitzplatzkapazität von 72 auf 76 Sitze erhöht. Als erste Dash 8-400 traf am 8. Mai 2000 die OE-LGB in Innsbruck ein, die am 17. Mai in Dienst gestellt und schließlich nach gut 20 Jahren Dienstzeit im Juli 2020 ausgemustert wurde. Die OE-LGA landete erst im Juni 2000 in Innsbruck.
Dash 7 verlässt die Flotte
Im November 1999 verließ die letzte viermotorige Dash 7 die Tyrolean-Flotte und wurde an die grönländische Gronlandsfly verkauft. Während ihrer Zeit bei Tyrolean war diese Maschine 15.600 Stunden in der Luft und absolvierte dabei 12.600 Starts und Landungen, so genannte Cycles.
Von Tyrolean zu Austrian (arrows)
Mit der Übernahme der Tyrolean Airways durch Austrian Airlines 1998 waren auch die Dash in den Besitz des rot-weiß-roten Flagcarriers gelangt. In den folgenden Jahren verschwanden die Tyrolean-Flugnummern (VO) dann aus den Buchungssystemen und wurden durch AUA-Flugnummern (OS) ersetzt. Anfang der 2000er Jahre wurden schließlich die 37-sitzen Dash 8-100 (in der letzten Sitzreihe gab es fünf Plätze nebeneinander, wie im Autobus) ausgeflottet. 2010 trennte sich die AUA nicht nur von den CRJ sondern auch von den 50-sitzigen Dash 8-300.
Zwar behielten die Maschinen noch für einige Zeit das Tyrolean Farbenkleid, doch später wurde die Bemalung an jene der Austrian Airlines angeglichen. Die Tyrolean-Flugzeuge erhielten allerdings den Schriftzug "Austrian arrows" und den Zusatz "operated by Tyrolean". Kurzfristig verlagerte die AUA sogar ihren gesamten Flugbetrieb zu Tyrolean und sämtliche Flugzeuge bis hin zur Triple Seven erhielten den Schriftzug "operated by Tyrolean". Derartige Schwachsinnigkeiten hörten erst 2014 auf, als der Europäische Gerichtshof dem ein Ende setzte - wir berichteten. In den Folgejahren verschwanden "operated by Tyrolean" und "Austrian arrows" von den Dash und sämtliche Maschinen der AUA operierten unter dem Austrian-Schriftzug (wenn man vom Experiment "myAustrian" absieht, aber das ist eine andere Geschichte). 2015 beleuchtete Austrian Wings die Geschichte der Dash 8-400 (Q400) bei VO/OS in einer eigenen Reportage.
Mit der Dash zu neuen Zielen
Tyrolean und Austrian erschlossen in den 1980er und 1990er Jahren mit den Dash 7 und Dash 8 zahlreiche Destinationen, die mit größeren Flugzeugen nicht erreichbar waren. Neben Courchevel seien die Flüge nach Mali Losinj (900 Meter Pistenlänge, Dash 8), nach Paros (710 Meter Pistenlänge, Dash 7), Naxos (900 Meter Pistenlänge, Dash 7 und Dash 8, Zwischenlandung zum Tanken in Thessaloniki oder Limnos) oder Kos genannt. In den 1990er Jahren wurde sogar Kos mit Dash-Flugzeugen in rund vier Stunden angeflogen, das war seinerzeit normal.
Dash 7 am "Eisenstadt International Airport"
Einzigartig in der österreichischen Luftfahrtgeschichte ist auch ein Flug einer Dash 7 von Tyrolean Airways zum "Eisenstadt International Airport", wie der inzwischen geschlossene Flugplatz Trausdorf scherzhaft genannt wurde. In den 1980ern führte eine Dash 7 auf der dortigen nur wenige Hundert Meter langen Graspiste eine Probelandung durch, reguläre Flüge wurden jedoch nie aufgenommen.
Mit der nun erfolgten Ausflottung der letzten Dash durch Austrian Airlines ist die 41-jährige Ära dieses Typs endgültig zu Ende gegangen. Die Dash ist nun ebenso nur noch ein Stück vergangener Luftfahrtgeschichte wie die Tyrolean Airways. Ehemalige Crews, viele Passagiere und auch Planespotter ´haben diesen legendären Typen jedoch schon jetzt zur Unsterblichkeit verholfen.
Text: P. Huber
Fotos, sofern nicht anders angegeben: "Pfiat di, 40 Jahre Dash", herausgegeben von Austrian Airlines
Wir danken Austrian Airlines für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrags.