Die niederländischen Behörden haben die Überreste von Angehörigen einer Bomberbesatzung der Royal Air Force geborgen. Bei den Männern handelt es sich um fünf ehemalige Bürger der Tschechoslowakei, die nach der Besetzung ihres Landes durch das Deutsche Reich nach Großbritannien geflohen waren und dort in der RAF dienten. Ihr Bomber, eine Vickers Wellington, war im Juni 1941 nach einem Bombenangriff auf Deutschland auf dem Rückweg nach England abgeschossen worden. Der Abschuss wurde dem Nachtflug-Ass und Ritterkreuzträger Egmont zur Lippe-Weißenfeld zugerechnet, der am 12. März 1944 bei einem Absturz im dichten Nebel ums Leben kam.
Lediglich ein Besatzungsmitglied des Bombers, der Pilot Vilém Bufka, konnte sich mit dem Fallschirm retten und überlebte den Krieg in einem Kriegsgefangenenlager - vermutlich nur deshalb, weil er bereits die britische Staatsbürgerschaft besaß. Bufka verarbeitete seine Kriegserlebnisse später in dem Buch "Bombardér T-2990 se odmlčel" ("Bomber T-2990 ist abgestürzt") und starb 1967.
Seine Kameraden Alois Rozum, Leonard Smrček, Vilém Konštatský, Jan Hejna und Karel Valach stürzten in dem brennenden Bomber ab und fanden den Tod.
Die tschechische Botschafterin in den Niederlanden, Kateřina Sequensová, besuchte die Absturzstelle, wo die Bergungsarbeiten noch in vollem Gange sind.
Biographien zu den einzelnen Besatzungsmitgliedern des abgeschossenen Bombers findet man hier.
Über die erste Tschechoslowakische Republik
Die Tschechoslowakei wurde nach dem Ende der österreichischen Monarchie 1918 gegründet. Zu dem neuen Staat gehörten auch die von Deutschen (Sudetendeutsche und Karpatendeutsche) besiedelten Gebiete Böhmens und Mährens sowie der Slowakei. Es handelte sich um einen Vielvölkerstaat, die größte Volksgruppe waren die Tschechen, gefolgt von den Deutschen (mehr als 3 Millionen, darunter auch viele Juden), Slowaken und Ungarn. Außerdem lebten Polen, Ukrainer, Ruthenen und Rumänen in dem Land. Zusammen machten all diese Volksgruppen 35 Prozent der Bevölkerung aus. Doch die von Tschechen dominierte Regierung in Prag verfolgte das Ziel eines ethnisch möglichst reinen Staates, in dem primär Tschechen und Slowaken leben sollten. Bereits kurz nach der Staatsgründung begann die massive Diskriminierung der deutschen Bevölkerungsgruppe. Ab 1938 wurde das Staatsgebiet der Tschechoslowakei von Deutschen Truppen besetzt. Viele Tschechen flohen über Polen und Frankreich nach Großbritannien, wo sie sich den britischen Streitkräften anschlossen. 1945 wurden sowohl die Deutschen als auch die Ungarn in der Tschechoslowakei entschädigungslos enteignet und aufgrund der Benes-Dekrete aus ihrer Heimat vertrieben. Mehrere Hunderttausend Menschen kamen dabei ums Leben. Die (nach dem Krieg wiedergegründete) Tschechoslowakei bestand noch bis 1992, ehe sie sich auflöste - die Tschechische Republik und die Slowakische Republik entstanden als Nachfolgestaaten.
(red)