Punktlandung

Corona: Immer mehr Reiseheimkehrer als Pandemietreiber

Immer mehr Menschen wollen Reisen, doch das ist mittlerweile auch wissenschaftlich bestätigt ein Pandemietreiber - Foto: Austrian Wings Media Crew

Bereits mehr als 30 Prozent aller Neuinfektionen in Österreich sind auf Reiseheimkehrer zurück zu führen. So unpopulär es ist: Es müssen Reisebeschränkungen her, oder ein neuer Lockdown wird mit jedem Tag wahrscheinlicher.

Mediziner und Epidemiologie hatten vor einer Lockerung der Maßnahmen im Vorfeld gewarnt, doch die Regierung gab dem Druck der medizinisch ungebildeten Masse nach und verkündete eine Lockerung nach der anderen. Der grüne Gesundheitsminister schaffte es - obwohl selbst Arzt, der es eigentlich besser wissen müsste - nicht sich gegen die ÖVP durchzusetzen und fällt selbst im Liegen noch regelmäßig um. Das alles führt dazu, dass Zigtausende Menschen auf Urlaub fliegen, weil man es ja aus purem Egoismus selbst in der schlimmsten Pandemie seit der spanischen Grippe von 1918 nicht aushält, mal daheim zu bleiben. Egoismus über alles, hinter mir die Sintflut, so scheinbar das Motto vieler Reisender.

Die Rechnung für die gesamte Gesellschaft - und vor allem für das Krankenhauspersonal, das seit bald zwei Jahren Überschmenschliches leisten muss -  folgt auf dem Fuße: Seit mehreren Wochen schon steigen die Corona-Infektionszahlen wieder rasant an. Waren kürzlich noch rund 25 Prozent aller Neuinfektionen auf Reiseheimkehrer zurückzuführen, so sind es mittlerweile bereits mehr als 30, Tendenz weiter stark steigend.

Die Zahlen der AGES sind eindeutig:Im Zeitraum 5. bis 11. Juli waren 31,1 Prozent aller geklärten Neuinfektionen auf Reisetätigkeiten zurückzuführen, in der Woche davor waren es "nur" 25,3 Prozent. Eine Steigerung von rund 6 Prozentpunkten innerhalb nur einer Woche.

Die Gründe dafür sind vielfältig, liegen aber auf der Hand. Hauptverantwortlich ist das verantwortungslose Verhalten vieler Reisender: Sicherheitsabstand, Maske korrekt tragen und Händedesinfektion werden sträflich vernachlässigt. Im Urlaub selbst fallen dann dank Alkohol vielfach noch die letzten Hemmungen. Das wirkt sich angesichts der hochinfektiösen Delta-Variante natürlich katastrophal aus. Dazu kommen nach Ansicht von Medizinern viel zu großzügige Regelungen bei den Tests für die Ein- bzw. Ausreise: Antigen-Tests dürfen vielfach bis zu 48 Stunden, PCR-Tests gar bis zu 72 Stunden alt sein. In diesem Zeitraum gibt es unzählige Möglichkeiten, sich neu zu infizieren. Zudem sind Antigentests nicht so zuverlässig wie PCR-Tests und werden mitunter auch noch falsch abgestrichen, sodass ein tatsächlich Infizierter fälschlicherweise ein negatives Ergebnis erhält. Aus medizinischer Sicht größtmögliche Sicherheit würden drei PCR-Tests bieten, einer 72 Stunden vor der Reise, einer maximal 24 Stunden vor der Reise sowie einer 48 Stunden nach der Rückkehr. Und last but not least schützt die erste Teilimpfung gegen Corona de facto nicht wirksam gegen die Delta-Variante.

Immer mehr Fachleute erkennen das Problem, aber der heimischen Politik sind scheinbar Umfragewerte wichtiger als medizinische Fakten. Dabei wäre es höchste Zeit, die Maßnahmen wieder massiv zu verschärfen und Reisebeschränkungen zu erlassen. Besser gestern als heute.

"Wir laufen schnurstracks in die nächste Katastrophe, in einen weiteren Lockdown, Richtung Explosion der Krankheit und einer Häufung von Todesfällen."
Profil-Chefredakteur Christian Rainer angesichts der aktuellen Entwicklung

Ansonsten wird das, was "Profil-Chefredakteur" Christian Rainer vorgestern in einem Kommentar schrieb, schneller Wirklichkeit werden, als wir es uns träumen lassen: "Wir laufen schnurstracks in die nächste Katastrophe, in einen weiteren Lockdown, Richtung Explosion der Krankheit und einer Häufung von Todesfällen." Dem ist leider nichts hinzuzufügen. Hinterher soll aber bitte niemand sagen, er hätte es nicht gewusst. Für jeden mit etwas Hausverstand und (Selbst-) Disziplin war das nämlich glasklar vorhersehbar.

Text: HP

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