Punktlandung

Pandemietreiber Sommertourismus: Jetzt schon Einschränkungen in den Spitälern

Fluglinien und Airlines bejubeln steigende Passagierzahlen - gleichzeitig explodiert die Zahl der Corona-Neuinfektionen wieder. Selbst in großen Wiener Spitälern müssen erneut Operationen abgesagt werden, wie jetzt sogar ein Oberarzt des Wiener SMZ Ost warnt. Betroffen sind sogar Patienten mit Gehirntumoren. Dankschreiben für diesen Status quo sind vor allem an die, salopp formuliert, "hirnlosen" Impfverweigerer zu richten, die den Großteil der Corona-Intensivpatienten in den Spitälern ausmachen.

Entgegen der Warnungen von Medizinern lockerte die österreichische Regierung vor dem Sommer so ziemlich alle medizinisch sinnvollen Corona-Schutzmaßnahmen. Sowohl Politik als auch Fluglinien und Flughäfen sind leider schlichtweg zu feige eine Impfpflicht für Personal und Passagiere zu erlassen, sondern setzen weiter auf die viel strapazierte Phase der so genannten "Eigenverantwortung", die von Beginn an nicht funktioniert hat. Die Folge: Das Reisen an sich und der Sommertourismus im Besonderen haben sich als massive Treiber der Corona-Pandemie erwiesen. Die Zahlen der Infizierten und auch jener Menschen, die in den Krankenhäusern behandelt werden müssen, steigen seit Wochen unaufhaltsam. Und während Kanzler Kurz der (medizinisch) völlig ahnungslosen Masse lieber nach dem Mund redet und am liebsten keine unangenehmen Botschaften verkünden will, fällt auch der studierte Mediziner und Gesundheitsminister Mückstein (der es eigentlich besser wissen müsste) sprichwörtlich noch im Liegen um, wenn es um die Einführung und Durchsetzung medizinisch wichtiger Schutzmaßnahmen geht. Die Folge dieser politischen Unfähigkeit (oder sollte man besser sagen dieses Unwillens?) der Regierung: Die medizinische Versorgung gerät erneut ins Wanken, wie unter anderem Dr. Wafa Yeganehfar, Oberarzt am SMZ Ost in Wien (um teures Geld von der Stadt Wien auf "Klinikum Donaustadt" umbenannt) in einem öffentlich einsehbaren Facebook-Posting vom 15. September 20201 (also gestern) eindringlich warnt:

"Kurzes Corona-Update von der Front:

Ich hatte gestern meinen ersten Nachtdienst nach einem 4-wöchigen Urlaub. Vor dem Urlaub hatten wir so gut wie Normalbetrieb an unserer chirurgischen Abteilung d.h. 3 Op-Tische / Tag mit in etwa 9-12 geplanten Operationen zw. 8.00 und 15.00 Uhr und danach begann der übliche Akut-Dienst.

4 Wochen später haben wir Corona-bedingt nur noch einen Op-Tisch / Tag (max. 3 geplante Operationen) und dieser kann auch jederzeit kapazitätsbedingt gestrichen werden. Unzählige Patienten, die schon seit langem auf ihre notwendigen Operationen warten (schmerzhafte Gallensteine oder Hernien, Rückverlagerung von künstlichen Darmausgängen, krankhafter Reflux etc.), werden wieder einmal informiert, dass sie derzeit nicht operiert werden können und wir ihnen auch nicht sagen können, wann die Operationen stattfinden können.

Es wurden schon wieder 2 komplette Stationen für normale Patienten gesperrt und in Covid-Stationen umgewandelt…..und sie sind auch schon wieder gut gefüllt. Die internistische ICU (Intensivstation) ist wieder eine ausschließliche Covid-Station geworden und hat nur noch ein freies ICU-Bett. Die Anästhesie-ICU muss jetzt wieder alleine alle anderen Intensivpatienten des Hauses und des gesamten Einzugsgebietes (über 400.000 Menschen) versorgen…..eine de facto unlösbare Aufgabe für das betroffene Personal. Aufgrund von Personalschwund im Pflegebereich können nicht einmal alle möglichen ICU-Kapazitäten ausgeschöpft werden. Wir mussten gestern 3 Patienten im Dienst akut operieren (2x Darmverschluss, 1x akute Gallenblasenentzündung). Gott sei Dank brauchte keiner dieser Patienten ein ICU-Bett ….. und auch wenn ….. wir hatten keines…..und wir sind erst am Anfang der 4. Welle…..

Und jetzt hätte ich gerne sinnvolle und realistisch umsetzbare Vorschläge von Impf-Skeptikern und Impf-Verweigerern, wie wir Ärzte und Pfleger mit dieser Situation umgehen sollen bzw. sie verbessern könnten.

Danke für eure Aufmerksamkeit."

Tage zuvor hatte übrigens bereits ein anderer Arzt aus dem SMZ-Ost in einer internen Medizinerdiskussion darauf hingewiesen, dass wegen "Impfdeppen" (damit sind jene Menschen gemeint, die medizinisch zwar nicht die geringste fachliche Qualifikation besitzen und die problemlos gegen Corona geimpft werden könnten, aber aufgrund von kruden Ideen die Impfung ablehnen und mit diesem erbärmlichen und verantwortungslosen Egoismus sich selbst, ihre Mitmenschen und das gesamte Gesundheitssystem in Gefahr bringen) sogar Operationen von Patienten mit Gehirntumoren abgesagt werden müssen.

Es braucht für (Flug-)Reisen ganz klar die 1G-Regel: Geimpft (bzw. Genesen + geimpft), alles andere ist unverantwortlicher Wahnsinn angesichts der aktuellen Zahlen und der Situation in den Krankenhäusern. Wenn die Politik schon zu feige ist, eine generelle Impfpflicht einzuführen, um der öffentlichen Hetze häufig intellektuell minderbemittelter Corona-Schwurbler effektiv entgegenzutreten, dann sollten wenigstens Airlines und Flughäfen so verantwortungsvoll sein und die entsprechende Regel für ihren Bereich einführen. Es ist nämlich bereits zehn nach Zwölf. Einzig der Qantas-CEO hat sich bereits deutlich für eine Passagier-Impfpflicht ausgesprochen. Im Lufthansa-Konzern dagegen befasst man sich lieber mit Schwachsinnigkeiten wie Gendern und der Abschaffung der Begrüßungsformel "Sehr geehrte Damen und Herren ..." anstatt sich um wirklich wichtige Dinge zu kümmern ...

Text: HP

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.