Wohin sie ihre schicksalsträchtige Begegnung auf dem traditionsreichen Flugplatz Spitzerberg im Jahr 1969 führen sollte, ahnten die späteren Gründer des Austrian Aviation Museum, Benno Beran und Franz List, zu dieser Zeit freilich noch nicht. Doch lassen wir sie selbst erzählen. "Wir waren damals beide 16, Benno machte bei der AUA eine Lehre zum Flugzeugtechniker und ich war noch in der Handelsakademie. Wir verstanden uns von Anfang an gut, liebten die Fliegerei und absolvierten am Spitzerberg die Segelflugausbildung", schildert Franz List im Gespräch mit "Austrian Wings".
Doch die beiden wollten mehr erreichen in der Fliegerei. So begannen sie unabhängig voneinander die Ausbildung zum Motorflieger (PPL). Während es Franz List dafür auf den legendären Flugplatz Aspern zog, der 1977 geschlossen wurde und auf dessen Areal später die Seestadt Aspern errichtet wurde zog, blieb Benno Beran dem Spitzerberg treu und verbrachte viel Zeit bei der Segelfliegerei. Er erlernte den Kunstflug und verdiente sich als Schlepppilot auf der Super Cub die ersten Sporen als Motorflieger.
Franz List erlangte die Kunstfluglizenz und war später auch in der Agrarfliegerei tätig, unter anderem als Starfighter im Burgenland, eine nicht ungefährliche Art der Fliegerei, die vor wenigen Jahren aufgrund zahlreicher tödlicher Unfälle dauerhaft eingestellt wurde. Mit finanzieller Unterstützung seiner Großmutter konnte List seine Berufspilotenausbildung in Florida abschließen. Auch Benno Beran arbeitete neben seiner Karriere als Techniker und Flugzeugwart weiter intensiv an seiner Flugausbildung.
1980 als "Schicksalsjahr"
Im Jahr 1980 wechselte Franz List zur AUA-Tochter Austrian Air Service (AAS). Beran: "Ohne vorherige Absprache trafen wir uns im Jänner 1980 auf dem Typerating für die Swearingen Metro (SW-4) bei Austrian Air Service (AAS). Die Freude über den bevorstehenden gemeinsamen Weg war groß."
Von diesem Augenblick an flogen die beiden Piloten hauptberuflich für den Austrian Airlines-Konzern. Nach der Metro folgten Einsätze auf der Fokker 50, ab 1994 waren die zwei Freunde bei der AUA-Tochter Tyrolean Airways auf Fokker 70/100 im Einsatz.
"Wir haben dabei unsere fliegerischen Wurzeln nie aus den Augen verloren. Es machte uns einfach große Freude, weiterhin auf kleinen Flugzeugen zu fliegen, besonders angetan hatten es uns Klassiker wie die Piper Cub, die Boeing Stearman oder die AT-6 Texan", schildern die beiden Flieger.
Der Sammler
Franz List hatte über die Jahre eine beachtliche Sammlung von Flugzeug(teilen) zusammengetragen und ein Auge auf die auf dem alten Besucherdeck des Wiener Flughafens ausgestellte Me-108 (eigentlich ein französischer Lizenzbau des Typs Nord 1001 Pingouin) sowie die T-6 Texan geworfen. "Ich wies den damaligen Flughafendirektor darauf hin, dass diese beiden Schätze den nächsten Winter im Freien wohl nicht überleben würden und er sagte zu mir, ich solle ihm zwei andere Flugzeuge bringen, dann könnte ich sie haben", erzählt List mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Gesagt, getan: "Ich organisierte dem Flughafen in der damaligen Tschechoslowakei eine L-29 Delfin sowie eine Zlin Z-37 Čmelák und erhielt dafür die Texan und die Me-108." Doch kurz darauf bekam List Besuch von der Kriminalpolizei: "Die Delfin galt als Kriegsgerät obwohl sie nie bewaffnet war. Das Verfahren wurde zwar eingestellt, doch es kostete viel Zeit. Am Ende erhielt ich den Tipp, einen Verein zu gründen, um solche Probleme künftig zu vermeiden."
Die Geburtsstunde des AAM
Franz List und Benno Beran erarbeiteten Konzepte und entwarfen ein Logo. Im Jahr 1996 war es schließlich soweit: Das Austrian Aviation Museum, kurz AAM, wurde offiziell als Verein aus der Taufe gehoben. Zunächst mietete sich der Verein in eine denkmalgeschützte Generatorhalle der Brauerei Schwechat ein. Dort wurde die kleine aber feine Sammlung interessierten Besuchern gezeigt und gleichzeitig mit der Restaurierung der ersten Boeing Stearman begonnen. Beran: "Wir verfolgten von Anfang an das Ziel, kein statisches Museum zu sein, sondern wir wollten immer mehrere Flugzeuge dorthin bringen, wo sie hingehören - in die Luft. Als sich abzeichnete, dass die erste Maschine bald so weit sein würde, machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Standort auf einem Flugplatz."
Die Wahl fiel schließlich auf Bad Vöslau. "Der Flugplatz ist nahe bei Wien und sehr gut zu erreichen, sogar mit dem Fahrrad", erläutern die beiden Flieger die Beweggründe für den Umzug. In Bad Vöslau konnte man nach einiger Zeit einen alten Bunkerhangar, in dem während des zweiten Weltkrieges die Bordkanonen von Jagdflugzeugen eingeschossen wurden, übernehmen. Sukzessive wurde die gesamte Sammlung von Schwechat nach Bad Vöslau übersiedelt und der Standort Schwechat aufgegeben. "Zwei Standorte konnten und wollten wir uns einfach nicht leisten", so Beran.
Als erstes Flugzeug brachte das AAM die Piper Cub mit der Kennung OE-CUB wieder in die Luft, kurz darauf folgte, rechtzeitig zum 20-jährigen Jubiläum, eine Boeing Stearman - wir berichteten. Eine weitere Maschine des gleichen Typs steht kurz vor Abschluss der Restaurierung und soll in Kürze ebenfalls abheben. All das wäre ohne Vereinsmitglieder, die finanzielle und auch tatkräftig handwerkliche Unterstützung leisten, freilich nicht möglich.
Nächstes Projekt
Und weil die engagierten Luftfahrtfans des AAM augenscheinlich mit ihren bisherigen Projekten noch nicht ausgelastet sind, haben sie nun das nächste gestartet: In Zusammenarbeit mit der Bundesfachschule für Flugtechnik in Langenlebarn soll die AT-6 Texan ebenfalls in einen flugfähigen Zustand versetzt werden. "Da reden wir aber über einen Zeitraum von mindestens vier bis fünf Jahren", weiß Beran. Am vergangenen Wochenende wurde die bisherige Erfolgsgeschichte jedenfalls erst einmal ausgiebig mit Flieger- und Oldtimerfreunden aus ganz Österreich sowie gegrilltem Spanferkel gefeiert.
Austrian Wings wünscht Happy Birthday, auf die nächsten 25 Jahre!
Fotoimpressionen:
Text & Fotos (sofern nicht anders angegeben): P. Huber