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Erinnerung an Zwangsarbeiter: Letztes Werk von Arik Brauer steht am Flughafen Wien

Das Mahnmal - Fotos: Flughafen Wien

Lange vor der Gründung des Flughafen Wien war das Schwechater Heidfeld Ort grausamer Verbrechen gegen die Menschlichkeit: In der Zeit von 1943 bis 1945 befanden sich am Areal des heutigen Airports zwei Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Tausende Menschen mussten unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, viele fanden dabei den Tod. Zur Aufarbeitung dieser schrecklichen Zeit und als klar sichtbare Mahnung an nachfolgende Generationen hat der bekannte Künstler Arik Brauer noch zu Lebzeiten über Ersuchen der Flughafen Wien AG ein Mahnmal vor dem Terminal 3 errichtet. In einem Gedenkakt erinnerten zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Geschichte, darunter Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, IKG-Präsident Oskar Deutsch und die Flughafen Wien-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner an die Opfer und den im Jänner 2021 verstorbenen Künstler Arik Brauer. Tochter Timna Brauer und Enkeltochter Jasmin Brauer widmeten ihm nach persönlichen Worten einen musikalischen Beitrag.

In einer Demokratie sind Toleranz, Meinungsfreiheit und Achtung der Grundrechte des Einzelnen unverrückbare Eckpfeiler. Dafür hat sich der Künstler und Humanist Arik Brauer Zeit seines Lebens eingesetzt. Gleichzeitig scheute Brauer auch nicht davor zurück, die massiven Probleme, die Migration aus einem bestimmten Kulturkreis mit sich bringt, öffentlich im ORF zu benennen und zeigte damit auch die Scheinheiligkeit, Verlogenheit und das Verschließen der Augen vor realen Migrationsproblemen der so genannten "Zivilgeschellschaft" auf. Was er als hochgeachteter jüdischer Künstler und Shoa-Überlebender aussprach hätte, wenn die Äußerungen von jemand anderem gekommen wären, wohl für einen empörten Aufschrei der so genannten "Zivilgesellschaft" und zu ihrem Aufruf für den "Kampf gegen Rechts" gesorgt.

"Die Einwanderung ist das Problem. Es gibt eine Viertelmilliarde Araber, die wollen uns (Juden) lieber sehen unter der Erd' oder am Grund vom Mittelmeer. Und von denen gibt es viele, die hier einwandern, und das ist eine Gefahr für den Antisemitismus. Die Probleme des so genannten Rechtsrucks liegen in der Einwanderung, das wissen wir alle."
Arik Brauer, 2018 in der ORF-Sendung "Im Zentrum"'

„Jedes Menschenleben zählt und das Gedenken an die Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus mahnt uns für die Zukunft. Ich bin froh, dass wir nicht mehr allein gedenken, sondern dass wir uns gemeinsam, als Gesellschaft, in dem Bewusstsein leben, dass das was geschehen ist auch wieder geschehen kann. In diesem Erinnern schaffen wir die Grundlage für künftige Generationen in einem vielfältigen Österreich. Arik Brauer war ein Mahner und Weltbürger, der gerade junge Menschen beeinflusst hat. Sein Werk wirkt hier weiter: einem Ort an dem Menschen von überall zusammenkommen – in einem vielfältigen und offenen Österreich“, sagt Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde.

Arik Brauer

„Der Vater von Arik Brauer wurde in einem KZ ermordet. Er selbst überlebte die Nazi-Tyrannei als „U-Boot“ in einer Schrebergartenhütte. Nach dem Ende der Nazi-Schreckensherrschaft trat Arik Brauer immer als wehrhaft-eloquenter Antifaschist in Erscheinung, der bis zuletzt vor den immer neuen Gefahren des Rassismus und Antisemitismus warnte. Er hat seinen Kopf nie „in den Sand gesteckt!“ Mit diesem Mahnmal – „Niemals vergessen!“ – machen wir am Flughafen Wien deutlich, dass wir die Vergangenheit und ihre Opfer nicht verdrängen und nicht vergessen. Und dass wir ganz genau darauf achten, dass sich die Gräuel der Nazi-Diktatur – wie sie sich auch hier, in einem ehemaligen KZ-Außenlager jahrelang zugetragen haben – nie mehr wiederholen“, stellt Michael Ludwig, Wiener Landeshauptmann und Bürgermeister der Stadt Wien, klar.

"Es ist für mich ein Fakt. Ein neuer Antisemitismus wurde mit den Flüchtlingen importiert. Ich sage, dass die Mehrheit der arabischen Muslime die Juden hassen. Wir dürfen in Europa den mühsam errungenen Humanismus nicht aufs Spiels setzen, da dürfen wir keinen Millimeter abweichen."
Arik Brauer als eindringlicher Warner vor Antisemitismus im Islam, "Kurier", April 2018

„Die Aufarbeitung der Geschichte dieses Standortes und Bewusstseinsbildung für die breite Öffentlichkeit ist unser klares Ziel mit diesem Mahnmal. Wir freuen uns, dass wir Arik Brauer für diese Aufgabe gewinnen konnten und bedauern sehr, dass er die öffentliche Präsentation nicht mehr selbst erleben kann. Mit diesem Mahnmal wollen wir die Opfer der damaligen NS-Zeit, aber auch ihn als Zeitzeugen würdigen. Es soll Erinnerung, aber vor allem mahnende Botschaft für künftige Generationen sein, Demokratie und Freiheit nicht als Selbstverständlichkeit zu sehen“, halten die Vorstände der Flughafen Wien AG, Julian Jäger und Günther Ofner, fest.

"Es war nur eine Frage der Zeit, bis Österreich wieder durch islamistischen Terror betroffen sein würde. Wenn ein Jude heute in Österreich wieder in Lebensgefahr kommen sollte, dann wahrscheinlich nicht durch einen Fechter mit Schmiss, sondern durch einen islamistischen Fanatiker."
Arik Brauer am 9. November 2020 in der "Zeit" zum islamischen Terroranschlag in Wien eine Woche zuvor

Zwei Außenlager des KZ Mauthausen am heutigen Flughafen-Standort
Aufgearbeitet wurde die Vergangenheit des Standortes vom Flughafen-Historiker Mag. Rainer Stepan und dem Mauthausen-Komitee: Nach der Annexion Österreichs an das Deutsche Reich im Mai 1938 wurde auf dem heutigen Flughafenareal der Fliegerhorst Schwechat-Heidfeld angesiedelt. Zwei Jahre später wurde auf dem Gelände eine SS-Kaserne errichtet, ab 1943 wurden die Heinkel-Flugzeugwerke von Rostock hierher verlegt. In weiterer Folge wurden am Flughafen-Areal zwei Konzentrationslager als Außenstellen des KZ Mauthausen errichtet. In den Jahren 1943 bis 1945 schufteten 2.656 KZ-Häftlinge, 3.170 ausländische Zwangsarbeiter, 900 Kriegsgefangene und 5.500 inländische Arbeiter 12,5 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche am Gelände und erhielten zumeist nur eine Mahlzeit. Die Bedingungen waren unmenschlich, die Überlebensdauer sehr niedrig. Mit dem Vorrücken der sowjetischen Armee ab März 1945 mussten die noch überlebenden KZ-Häftlinge zu Fuß den „Todesmarsch“ nach Mauthausen antreten.

Sichtbares Zeichen der Erinnerung und Mahnung für künftige Generationen
An die Opfer dieser schrecklichen Zeit erinnert seit vielen Jahren ein Gedenkstein auf dem Flughafen-Vorfeld. Um hier aber ein deutlich sichtbareres Zeichen zu setzen und der Öffentlichkeit diese Vergangenheit näher zu bringen, hat sich die Flughafen Wien AG im Jahr 2019 entschieden, ein neues, größeres, Mahnmal an einem zentralen Standort am Airport-Areal zu errichten. Gestaltet wurde die Skulptur von Arik Brauer, der als Zeitzeuge und  Betroffener des Nazi-Regimes stets als mahnendes Gewissen auf die auch heute noch immer präsenten Gefahren dieser Ideologie aufmerksam gemacht und dabei in seinem Wirken aber stets den Dialog und das Menschliche in den Vordergrund gestellt hat.

Zeitzeuge, Gewissen und Mahner: Arik Brauer
Arik Brauer wurde als Kind jüdischer Emigranten 1929 in Wien geboren. Seine Kindheit, geprägt vom Nationalsozialismus, überlebte Arik Brauer in einem Versteck. Sein Vater wurde von den Nazis im Konzentrationslager Dachau ermordet. Von 1946 bis 1951 erhielt Brauer eine klassische, künstlerische Ausbildung an der Akademie in Wien durch den renommierten Maler Paris von Gütersloh. Arik Brauer wurde innerhalb dieser Künstlervereinigung international bekannt. Als Gegenposition zur dominierenden abstrakten Malerei knüpfte die Gruppe in den fünfziger Jahren an den früheren klassischen Surrealismus an. Von den Bildwelten Pieter Breughels und Hieronymus Boschs beeinflusst, schaffte Brauer einen Bildkosmos, der sich zwischen altmeisterlicher Technik und phantastischem Realismus entfaltete. Die erste große Retrospektive des Werkes Brauers fand 1979 statt, es folgten vielbeachtete Ausstellungen in der ganzen Welt. Arik Brauer erlangte als österreichischer Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Sänger und Dichter internationale Bekanntheit und gilt als Mitbegründer des Phantastischen Realismus. Der Universalkünstler verstarb im Jahr 2021 im Alter von 92 Jahren im Beisein seiner Familie. Das Mahnmal am Flughafen Wien konnte er als sein letztes großes Werk noch selbst fertigstellen.

Originalpropeller vom Flugzeugtyp Heinkel
Zu sehen ist die Skulptur vor dem Eingang des Terminal 3 auf der Abflugrampe. In seiner Gestaltung erinnert das Werk an die in den Flugzeugwerken zur Zwangsarbeit gezwungenen Opfer: Ein KFZ-Häftling trägt einen verbogenen Flugzeugpropeller auf seinen Schultern. Die beschädigte Form des Propellers symbolisiert die Tragik des Geschehens und soll an die Millionen Menschenleben erinnern, die von den Nazis in den sicheren Tod getrieben wurden. Die Haltung der Arme in Kombination mit dem Propeller erinnert an die christliche Darstellung Jesu, der sein Kreuz trägt. Das Mahnmal steht eingerahmt zwischen zwei gemauerten Portalen, die jenen im Eingangsbereich des Konzentrationslagers Mauthausen nachempfunden sind. Das rund 220 Kilogramm schwere Denkmal mit innerem Stahlgerüst wurde im klassischen Bronze-Wachsausschmelzverfahren gegossen. Beim Propeller handelt es sich um ein beschädigtes Originalteil des 1945 in die Ostsee gestürzten Kampfbombers vom Flugzeugtyp Heinkel. Für den Bronzeguss zeichnen die Kunstgießer Peter Wiener und Slavko Mikic verantwortlich.

(red HP / VIE)