Österreich

Gewerkschaft vida ortet drohenden Personalmangel in der Luftfahrt

Allein beim Sicherheitspersonal des Flughafens fehlen gut 30 Prozent der Mitarbeiter, da sie gekündigt haben, so die Gewerkschaft - Foto: Austrian Wings Media Crew

Vida-Liebhart fordert bessere Bedingungen und Personalaufnahmen: Jetzt für 2022 wappnen, sonst drohen Überlastung der Beschäftigten und Reisechaos, warnt die Gewerkschaft.

Das Luftfahrtsymposium, eine Lobbyveranstaltung der Luftfahrtunternehmen, hat letzte Woche die Richtung angedeutet, welchen Weg die Post-Covid-Flugreiselust der Österreicherinnen und Österreicher einschlagen werde: Steil nach oben, lautet die Prognose. Der Vorsitzende des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida, Daniel Liebhart, warnt daher vor einem drohenden Personalmangel in der Luftfahrt und fordert bessere Arbeitsbedingungen und Personalaufnahmen: „Die Unternehmen sind gut beraten, sich schon jetzt für den Sommer 2022 zu wappnen, sonst drohen eine Überlastung der Beschäftigten und ein Chaos für die Reisenden mit langen Wartezeiten und weniger Service. Das gilt es durch rechtzeitige Planung zu vermeiden“, sagt Liebhart.

Damit die Unternehmen auch die Reiselust der Menschen befriedigen und gute Umsätze schreiben können, sei es an Zeit, dass die Vorstände und Geschäftsführer ihre Aufmerksamkeit wieder in das Innere der Unternehmen richten, so Liebhart weiter. „Mit einer Rückkehr gewohnter Umsätze werden die Subventionen der öffentlichen Hand ihr Ende nehmen und die Manager werden wieder auf ihre Beschäftigten angewiesen sein, um die Zahnräder der Luftfahrt am Laufen zu halten.“ Ein Blick in die Unternehmen lasse jedoch Zweifel aufkommen, dass dies tatsächlich reibungsfrei erfolgen kann. Nach den Schätzungen des vida- Fachbereichsvorstands Luftfahrt werden im Sommer 2022 bis zu 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Branche fehlen, um ein reibungsfreies operatives Geschäft zu ermöglichen, warnt der vida-Gewerkschafter.

Liebhart nennt dazu Beispiele: Die Sicherheitsfirma des Wiener Flughafens hat im Zuge der Kurzarbeit durch Selbstkündigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern knapp ein Drittel der 1.100 Beschäftigten verloren. Jetzt ausreichend neues Personal zu finden, werde sich schwierig gestalten: Die Entlohnung ist niedrig, der Arbeitsdruck ist hoch und andere Branchen wie etwa der Tourismus werben um vergleichbare Beschäftigte. Ähnliche Entwicklungen ziehen sich durch den ganzen Bereich der Arbeiterinnen und Arbeiter, wie insbesondere in der Flugzeugabfertigung. Zweitens sei der Personalmangel bei der Flugsicherung der „traurige Evergreen“ des Personalmangels in der Luftfahrt schlechthin. Bereits heuer konnte der Flugverkehr bei der Austro Control wieder nur mithilfe von Überstunden bewältigt werden, da die Personaldecke des Unternehmens sehr dünn sei. Eine Besserung sei nicht in Sicht. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sehenden Auges in einen erneuten Personalnotstand gesteuert, wenn man nicht schon jetzt dagegen ankämpft“, warnt der vida-Gewerkschafter.

   „Die Branche hat sich in den letzten Monaten an die Herausforderungen der Pandemie angepasst und ihre Produktionsressourcen reduziert. Jetzt ist es aber wieder an der Zeit, faire und attraktiven Arbeitsplätze zu schaffen, um genügend Personal anwerben zu können“, appelliert Liebhart. Das werde aber nur in Verbindung mit höheren Kosten funktionieren. Billigstverträge, die in Zeiten der Pandemie oder davor geschaffen wurden, seien nicht mehr zukunftsfähig. Gelingt dies nicht, werde die Luftfahrt ein ähnliches Schicksal wie der Tourismus erleiden und nach dem pandemiebedingten Bore-out unmittelbar in ein durch Arbeitskräftemangel bedingtes Burn-out steuern. „Die Folgen wären zähe Arbeitskämpfe um bessere Arbeitsbedingungen, da auch die derzeit aktiven Beschäftigten vor Überlastung geschützt werden müssen. Klar ist auch, dass die Kosten für die besseren Arbeitsbedingungen in moderat höheren Preisen für das Groundhandling, die Gebühren und letztendlich für die Konsumenten münden werden. Dazu gibt es aber keine Alternativen, denn alles andere wäre für die Branche weitaus kostspieliger“, bekräftigt Liebhart.

(red / via via APA-OTS)