Punktlandung

Impfpflicht: Triumph der Intelligenz über Egoismus und Schwurblertum

Foto: Austrian Wings Media Crew

So gut wie gar nichts Kompetentes hat die österreichische Bundesregierung in den vergangenen 20 Monaten der Corona-Pandemie zustande gebracht. Heute aber wurde die Einführung einer Impfpflicht gegen das gefährliche Virus, das weltweit Millionen Menschenleben gefordert und das Gesundheitssystem in Österreich an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat, bekannt gegeben. Auch wenn diese - von Ärzten seit gut einem Jahr immer wieder hinter vorgehaltener Hand geforderte - Maßnahme viel zu spät kommt, so wird der heutige Tag doch in die Annalen der Geschichte eingehen als Tag des Triumphes von Intelligenz und Wissenschaft über Dummheit, Egoismus und Corona-Verschwörungsswurblertum. Der heutige Tag wird wohl auch eine langfristige Erholung des Flugverkehr einläuten. Denn kaum eine Branche war von der Pandemie so hart getroffen worden wie die Luftfahrt und auch der am Montag in Kraft tretende Lockdown wird ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Passagierzahlen von und nach Österreich haben.

Fast 12.000 Todesfälle insgesamt (Stand 19. November 2021) und mehr als 15.000 Neuinfektionen pro Tag, sich in den Gängen der Krankenhäuser im Bundesland mit der niedrigsten Impfrate (Oberösterreich) stapelnde Corona-Todesopfer, vor dem psychischen sowie physischen Zusammenbruch stehendes Gesundheitspersonal und monatelange eindrückliche Forderungen von Medizinern nach schärferen Maßnahmen hat es also gebraucht, bis die türkis-grüne Regierung mit dem absolut unfähigsten Gesundheitsminister aller Zeiten, dem Mediziner!!! Dr. Wolfgang Mückstein, endlich einmal etwas richtig gemacht hat: Mit dem heutigen Tag wurde nicht nur ein Lockdown (der bei Umsetzung einer generellen Impfpflicht schon vor einem Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermeidbar gewesen wäre) sondern auch die Einführung einer generellen Impfpflicht gegen Corona in Österreich mit 1. Februar 2022 bekannt gegeben.

Mit nur etwas über 60 Prozent Impfquote und den eingangs erwähnten 15.000 Neuinfektionen pro Tag ist Österreich mittlerweile so ziemlich das Schlusslicht in der Pandemiebekämpfung in Europa. Der Druck von Ärzten und Pflegern wurde so groß, dass selbst diese unfähige und unerträgliche türkis-grüne Regierung nicht mehr umhin kam, das zu tun, was längst medizinisch geboten war: die Verordnung einer generellen Impfpflicht. Schon die Ankündigung kommt um gut eineinhalb Jahre zu spät die Umsetzung mit Februar 2022 ist, selbst wenn das Datum überhaupt halten sollte, um mindestens ein Jahr zu spät. Aber besser spät als nie. Denn der traurige Status quo ist, dass rund ein Drittel der Bevölkerung die Impfung bisher verweigert und damit die verantwortungsbewusste Mehrheit der Menschen in diesem Land regelrecht in Geiselhaft nimmt.

Medizinisches Personal ist am Ende
Die Impfverweigerer sind dabei durchwegs keine homogene Truppe. Ihre Motive sind vielfältig, sie reichen von völlig unbegründeter (Über-)Ängstlichkeit (hier könnte möglicherweise ein Psychiater oder Psychotherapeut helfen), über (grenzenlosen) Egoismus, bis hin zu purer Dummheit. Bei einigen Menschen scheinen die Motive auch vermischt zu sein oder ineinander zu greifen. Dazu einen Dialog, der so im Sommer auf der Terrasse eines Flugplatzcafes im Osten von Österreich stattgefunden hat. Eine ältere Dame sprach eine junge Flugschülerin, die an ihrem Tisch Platz nehmen wollte, darauf an, ob sie eh geimpft sei. Die Flugschülerin verneinte. Sie habe Angst vor Unfruchtbarkeit (medizinisch völlig unbegründet, Anm. d. Red.) es sei ihr Körper, ihre freie Entscheidung (falsch, die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Allgemeinheit dadurch gefährdet wird, mehr dazu weiter unten) und dann schoss sie den Vogel ab: "Ich warte auf eine homöopathische Impfung für mich." Davon, dass Homöopathie eine völlig wirkungslose Pseudowissenschaft ist, und es folglich niemals eine solche Schutzimpfung geben können wird, hat die gute Frau offenbar noch nie etwas gehört gehabt. Der Vorfall zeigt aber das Grundproblem auf: Medizinisch völlig ahnungslose Laien haben zwar oft seeeehr viel Meinung aber eben keinerlei Ahnung von der Materie.

Aber gleich aus welcher Motivation heraus die Impfung verweigert wird, die Konsequenzen müssen wir alle (er-)tragen: Überfüllte Intensivstationen (so gut wie alle Corona-Intensivpatienten sind ungeimpft, bei den wenigen Impfdurchbrüchen lagen fast immer andere schwere und schwerste Grunderkrankungen vor), und eine Verschlechterung der Qualität der medizinischen Versorgung der gesamten Bevölkerung. In Salzburg und Oberösterreich drohen längst Triagen in den Spitälern, aber auch im übrigen Österreich müssen seit Monaten geplante und planbare Operationen - selbst die von Krebspatienten! - verschoben werden. Für all das tragen die Impfverweigerer die Hauptverantwortung, auch wenn sie es nicht gerne hören.

Keine Freiheit ohne Verantwortung
Die Impfverweigerer berufen sich gerne auf ihre persönliche (Entscheidungs-)Freiheit und schon hier liegt ein großer Denkfehler (wobei es mit dem Denken bei gar nicht so wenigen Impfverweigerern ohnedies nicht weit her zu sein scheint), denn die persönliche Freiheit des Einzelnen endet nun einmal dort, wo das Wohl der Allgemeinheit tangiert wird. Und diese Allgemeinheit, jene mehr als 60 Prozent verantwortungsbewussten Menschen, die sich bereits impfen haben lassen, hat mehr als genug Geduld mit den Überängstlichen, den Dummen, den Egoisten, den Verschwörungsschwurblern und den Covidioten bewiesen. Fakt ist: Es gibt keine Rechte ohne Pflichten und es gibt keine Freiheit ohne Verantwortung.

"Wir brauchen eine Impfpflicht, um dem letzten begreiflich zu machen: Du hast als Bürger/Bürgerin eine Verantwortung, Du hast nicht nur Rechte und diese Verantwortung konkretisiert sich in Pflichten, und eine Pflicht, die jetzt wichtig ist, ist die Impfpflicht."
Irmgard Griss, Juristin und ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes der Republik Österreich

Die renommierte Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner hat sich kürzlich zum Thema "Corona und Dummheit" öffentlich wie folgt geäußert:

"Es heißt: Ich schaue nur für mich selbst und nicht für die anderen. Das kann nur funktionieren, wenn ich als Eremit irgendwo völlig isoliert in einer Höhle lebe. Dann – von mir aus – bin ich für mich verantwortlich und für keinen anderen. Aber sobald ich in einen größeren sozialen Kontext eingebettet bin, ist dieses Unwort der Eigenverantwortung einfach ein völliger Blödsinn. Die Corona-Pandemie ist unglaublich ergiebig für das Thema Dummheit … Da reisen Leute in exotische Länder in die Ferien und lassen sich Impfungen verabreichen, die durchaus mit Nebenwirkungen behaftet sind. Da denkt dann keiner daran, dass zum Beispiel die gängige Hepatitis-B-Impfung vor ihrer breit ausgerollten Anwendung an einem Bruchteil der Zahl von Personen getestet wurde, an denen aktuell die Covid-Impfungen überprüft wurden. Kein Mensch, der jetzt herumweint und gegen die Covid-Impfung wettert, hat sich kundig gemacht, auf welchen wissenschaftlichen Grundlagen die übrigen Impfungen beruhen, die er längst bekommen hat."

Weiters sagte Kastner, man dürfe dummen Menschen nicht zu viel Raum und nicht zu viel Macht geben, sonst werde es gefährlich: "Wenn sie sich selber schaden, ist das in einer freien Gesellschaft legitim. Aber wenn sie anderen schaden, ist das ein Thema, das man nicht mehr einfach völlig cool und gelassen hinnehmen kann."

"Quacksalber"-Oppositionspolitiker verbreitet Fakenews
Vor diesem Hintergrund war die nun verkündete Einführung der generellen Impfpflicht längst überfällig. Das Virus wird dadurch nicht verschwinden, denn auch Geimpfte können sich anstecken und es weiterverbreiten aber eben viel seltener. Darüber hinaus verhindert die Impfung zu 90 Prozent schwere Krankheitsverläufe, womit wiederum die Krankenhäuser im Allgemeinen und die Intensivstationen im Speziellen enorm entlastet würde.

Und weil sich eine "Intelligenzpflicht" bedauerlicherweise nicht verordnen lässt, ist die Impfpflicht definitiv die einzige Lösung. Und sie ist laut Ansicht namhafter Juristen und Verfassungsexperten sehr wohl verfassungskonform, wenngleich der medizinische Fakenews verbreitende Oppositionspolitiker Herbert K. derzeit das Gegenteil krakeelt.

Österreich eine Diktatur? Lachhaft!
Aber diese für viele geimpfte Menschen, nicht mehr ernst zu nehmende Gestalt der heimischen Politik schwadroniert (unter anderem) auch, dass Österreich ab heute eine Diktatur sei. Der nächste Schwachsinn. Denn wenn es so wäre, könnte er seine medizinischen Fakenews und "Aufrufe zur Unvernunft", wie die Teilnahme an einer Massenveranstaltung in Pandemiezeiten wie diesen klassifiziert werden muss, überhaupt nicht verbreiten, sondern säße schon längst in einem dunklen Kellerverlies - mindestens. Und auch sein Klientel, das morgen in Wien gegen medizinisch sinnvolle Maßnahmen der Regierung protestieren will, könnte das nicht tun, wenn Österreich tatsächlich eine Diktatur wäre. Herbert K. weiß das natürlich ganz genau, aber viele seiner "Jünger" denken gar nicht soweit. Denn bekanntlich wählen sehr viele Menschen mit niedrigem Bildungsgrad K.'s Partei - ihnen sei gesagt: Nordkorea ist eine Diktatur, Weißrussland, Tschetschenien. Wenn Ihr Euch dort so aufführen würdet wie bei uns würdet Ihr auf Nimmerwiedersehen in Arbeits- oder Todeslagern verschwinden. Also Hirn einschalten, bevor man Österreich als Diktatur bezeichnet, nur weil die Regierung viel zu spät die wichtigste Maßnahme der Pandemiebekämpfung überhaupt als Bürgerpflicht verordnet.

Wissenschaft ist stärker als Schwurblertum
Allein, der Triumph von Intelligenz und Wissenschaft über Unvernunft, Egoismus, Dummheit und Corona-Schwurblertum ist glücklicherweise nicht mehr aufzuhalten. Andere Länder werden in Sachen Impfpflicht vielleicht sogar nachziehen (müssen), möglicherweise sogar die ganze EU.

Und damit sollte (sofern nicht eine Virusmutation auftritt, gegen die die Impfung wirkungslos ist) auch einer Erholung des Flugverkehrs und des Tourismus nichts mehr im Wege stehen. Vielleicht können wir dank der Impfpflicht in Österreich und möglicherweise auch in anderen Ländern auf absehbare Zeit die lästigen Masken beim Fliegen wieder ablegen. Verdient hätten wir es uns. Bleiben Sie gesund, werte Leserinnen und Leser!

Die Chefredaktion

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