Der Vorfall ereigete sich bereits am 1. Oktober, wurde aber erst jetzt durch einen Bericht des "Aviation Herald" bekannt. Demnach startete die Boeing 737-800, 9H-TJE, mit 180 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord in Köln. Das Ziel des Fluges war die griechische Ferieninsel Rhodos. Noch während des Steigfluges kollabierten nacheinander mehrere Fluggäste und verloren das Bewusstsein. Ein an Bord befindlicher Arzt sowie eine Krankenschwester kümmerten sich um die Patienten, die danach das Bewusstsein wieder erlangten. Allerdings seien einige der Betroffenen bis zu 30 Minuten lang bewusstlos gewesen.
Gängige Praxis ist es, dass bei einem medizinischen Notfall an Bord ("Medical") der nächstgelegene Flughafen angesteuert wird. In diesem Fall setzten die Piloten jedoch den fast dreistündigen Flug nach Rhodos einfach fort.
Der "Aviation Herald" berichtet unter Berufung auf einen an Bord befindlichen Passagier, dass es in der Maschine schon vor dem Start "stark nach Abgasen" gerochen habe.
Die Airline selbst erklärte in einem Statement, dass sich lediglich vier Passagiere "unwohl" gefühlt hätten und spielte den Vorfall damit dramatisch herunter.
Der Zwischenfall wird von den maltesischen Behörden untersucht. Die deutsche BFU sei von dem Vorfall durch die Airline dagegen gar nicht erst unterrichtet worden.
Flugsicherheit in der Türkei in der Kritik
Bei Corendon Airlines handelt es sich um ein dubioses Firmenkonstrukt. Das eigentliche Unternehmen hat seinen Sitz in der Türkei und heißt "Turistik Hava Taşımacılık A.Ş". Daneben existieren Schwestergesellschaften in Malta ("Corendon Europe") und in den Niederlanden ("Corendon Dutch Airlines"). Der Internetauftritt aller drei Fluglinien ist jedoch www.corendonairlines.com. Die türkische Corendon Airlines war bereits vor neun Jahren negativ in die Schlagzeilen geraten, als bei einer Evakuierung die Crew ihre Passagiere im Stich gelassen haben soll - wir berichteten.
Generell ist die Flugsicherheit in der Türkei als problematisch anzusehen, was einerseits am Ausbildungsstandard, andererseits aber auch den gesetzlich möglichen Arbeitsbedingungen und teilweise auch der Mentalität der Besatzungen liegt, wie wir in einer ausführlichen Punktlandung im Jahr 2017 berichtet haben. Seit damals hat sich etwa auch die Sicherheitsbilanz der türkischen Pegasus massiv verschlechtert.
(red)