Traditionell werden Ende des Jahres "Lebensretter" aus ganz Österreich in einer ORF-Gala geehrt. Heuer sind dies in erster Linie Angehörige des medizinischen Personals, das in den Krankenhäusern an vorderster Front gegen die Corona-Pandemie kämpft, die allein in Österreich mehr als 13.000 Todesopfer gefordert hat. Aber auch jene Einsatzkräfte, die im Herbst drei Wochen lang gegen den größten Waldbrand in der Geschichte Österreichs kämpften, werden heuer vor den Vorhang geholt. 16 Löschhubschrauber beziehungsweise Löschflugzeuge aus dem In- und Ausland bekämpften damals die Flammen.
Das Rückgrat der "fliegenden Feuerwehr" bildeten dabei die Helikopter der Flugpolizei des Innenministeriums sowie des Bundesheeres. Stellvertretend für alle eingesetzten Kolleginnen und Kollegen der Flugpolizei nahm Patrick Fritz die Auszeichnung "Lebensretter 2021" entgegen. Der frühere A320-Pilot ist Cheffluglehrer des Innenministeriums und damit für die Ausbildung neuer Einsatzpiloten der Exekutive verantwortlich. Austrian Wings (AW) traf Patrick Fritz (PF) anlässlich der Verleihung der Auszeichnung zum Interview.
Interview
AW: Herr Fritz, haben Sie sind schon viele Einsätze geflogen, auch bei Waldbränden. Haben Sie jemals zuvor einen Waldbrand dieses Ausmaßes erlebt?
PF: Nein, das war auch für mich und meine Kollegen gewissermaßen Neuland.
AW: Was war die besondere Herausforderung im Vergleich zu früheren Waldbrandeinsätzen?
PF: Die besondere Herausforderung zu den generell bei Brandeinsätzen bestehenden Schwierigkeiten stellte die Vielzahl an unterschiedlichen Luftfahrzeugen unterschiedlicher Type, Größe und sohin auch Charakteristik diverser Betreiber auf verhältnismäßig kleinstem Raum dar.
AW: Was hat das in der Einsatzpraxis bedeutet?
PF: Es war somit eine perfekte Kommunikation und Koordination zwischen Piloten, Operatoren, Bodenkräften und fliegerischen Einsatzleitern erforderlich. Zugleich bestand tagtäglich ein Zeitdruck, um der Ausbreitung des Feuers entgegen zu wirken. Zudem galt, wie bei jedem Einsatz solcher Art, an die persönlichen Grenzen von Mensch und Maschine heranzugehen, um das Einsatzziel effizient und rasch zu erreichen, ohne jedoch solche Grenzen zu überschreiten.
AW: Ich nehme an, Sie sprechen hier sowohl die rechtliche als auch die flugsicherheitsrelevante Komponente an?
PF: Ja, das ist korrekt. Sicherheit muss auch bei derart herausfordernden Einsätzen immer an erster Stelle stehen. Die Grenze zwischen Heldentum und Strafrecht ist gerade bei solchen Einsätzen oftmals sehr schmal, darf jedoch keinesfalls überschritten werden.
AW: Wie viele Einsätze sind Sie selbst geflogen?
PF: Ich bin beim Waldbrand an insgesamt 5 Tagen rund 22 Stunden geflogen. Dabei wurden Transport-, Lösch- und Erkundungsflüge mit Hubschraubern der Type H125 (vormals AS350) und H135 (vormals EC135) durchgeführt.
AW: Ihr persönliches Resümee über den Einsatz?
PF: Besonders und insbesondere positiv bei diesem Einsatz war, dass gerade in gesellschaftlich schwierigen, man kann sagen oftmals in gesellschaftsspaltenden, Zeiten alle Beteiligten gemeinsam ein Ziel konsequent verfolgt haben, nämlich den Brand möglichst rasch unter Kontrolle zu bringen und beenden zu können, um den Schaden für Natur und Umwelt so gering wie nur irgend möglich zu halten. Auch der Faktor, dass es sich um ein Quellschutzgebiet handelte war besonders, wodurch ein besonders sensibles Herangehen an die Sache erforderlich war.
AW: Herr Fritz, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihren Kollegen stets eine gesunde Heimkehr von den Einsätzen.
PF: Vielen Dank, Ihnen alles Gute und frohe Weihnachten!
(red HP)