"Selbstverständlich begrüßen wir den Fortbestand des Flugschul-Campus in Goodyear", sagt Stefan Herth, Präsident der Vereinigung Cockpit. "Es ist im Sinne aller Beschäftigten und der künftigen Flugschüler vor Ort, dass der Star Alliance-Partner United Airlines in die Fußstapfen der Lufthansa tritt und das erfolgreiche Konzept der Nachwuchsarbeit in einer eigenen Flugschule weiterführt. Die Tatsache, dass eine große und seriöse Airline wie United den Standort inklusive Personal und Fluggerät sehr gern übernimmt, zeigt jedoch, dass Lufthansa unserer Meinung nach einen strategischen Fehler begangen hat. Aus unserer Sicht ist es absolut unverständlich, dass Lufthansa den Standort Goodyear nicht selbst weiterführt. Es gibt ganz offensichtlich in den kommenden Jahren einen großen Bedarf an Pilotennachwuchs. United ist sich dessen bewusst und investiert vorausschauend in die Zukunft. Im Gegensatz dazu kann die tiefgreifende Umstrukturierung der Pilotenausbildung im Lufthansa-Konzern inhaltlich nicht begründet werden und ist weder wirtschaftlich noch arbeitsmarktseitig geboten oder sinnvoll."
Aus Sicht der Vereinigung Cockpit liegen daher folgende Fragen auf der Hand:
• Warum ist Lufthansa aus ihrem äußerst erfolgreichen und über Jahrzehnte bewährten Qualitätskonzept ausgestiegen? Das Qualitätsversprechen für Kunden und Mitarbeiter hat die Airline und ihre Töchter immer ausgezeichnet. Es hat eine herausragende Rolle in der Vermarktung des Produktes "Lufthansa-Flug" gespielt und tut es bis heute.
• Welche Rolle spielt die Produktqualität im Konzernvorstand und ist dem Management bewusst, dass die Marke Lufthansa mit dem aktuellen Kurs bei Kunden und Beschäftigten gleichermaßen auf längere Sicht Schaden erleiden wird?
Die Führung der Gruppe muss mehr strategischen Weitblick zeigen, anstatt nur Kostenreduktionskonzepte voranzutreiben. Begleitend zu den Kostenanpassungen muss viel mehr auch an Zukunftskonzepten gearbeitet werden, die für das Unternehmen, seine Anteilseigner und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen Perspektiven bieten. Dazu gehört für die Lufthansa-Gruppe zwangsläufig eine herausragende Produktqualität auf allen Ebenen, vom Kundenservice bei Buchung und Check-In bis hin zum Erleben der Marke beim Flug und der kompetenten Betreuung der Gäste durch das Kabinen- und Cockpitpersonal.
• Wo sind die Konzepte, Menschen in der Lufthansa Group von Anfang an positiv an das Unternehmen zu binden?
Der aufgrund falscher Management-Entscheidungen in den zurückliegenden Jahren immer weiter erodierte Lufthansa-Spirit, der Fluggäste und Personal gleichermaßen begeistert hat, muss wiederbelebt werden. Worin zeigt sich in der aktuellen Unternehmensausrichtung noch der Anspruch, Premium-Carrier zu bleiben?
• Warum gehen andere große Player z.B. bei der Nachwuchsausbildung erfolgreich andere Wege und können diese auch überzeugend begründen?
United Airlines macht es in Goodyear vor: Die Investitionen in die eigene Ausbildungsqualität sichert Cockpit-Nachwuchs in ausreichender Größenordnung und erzeugt ganz nebenbei gleichzeitig einen positiven Unternehmens-Spirit bei den künftigen Beschäftigten.
Eine klar an Qualitätskriterien ausgerichtete Geschäftsstrategie würde neue Perspektiven für alle Lufthansa-Stakeholder bieten: Ein überragendes Produkt für die Kundinnen und Kunden, langfristige Perspektiven für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie solide Finanzen für die Anteilseigner. An Qualität und klarer Unternehmenskultur führt kein Weg vorbei.
(red / VC)