Laut "Profill" gab es im vergangenen Jahr zwei gefährliche Zwischenfälle mit Eurofightern. In einem Fall seien beim Anflug auf den Fliegerhorst Zeltweg zwei Jets beinahe kollidiert und wären fast abgestürzt. Das Kommando der österreichischen Luftwaffe habe sogar einen offiziellen Bericht an das Verteidigungsministerium erstattet. Dieses lehnte gegenüber "Profil" eine Stellungnahme ab - aus "Geheimhaltungsgründen", wie es heißt.
Auch im Eurofighter-Simulator in Zeltweg zeigte sich in der Vergangenheit, dass junge Nachwuchsflugzeugführer des Bundesheeres zum Teil überfordert sind, weil von der Politik nicht genügend finanzielle Mittel für die Ausbildung und Aufrechterhaltung der Qualifikation zur Verfügung gestellt werden.
"Das Problem sind nicht unsere Leute, die sind top. Aber es gibt einfach zu wenig Übungsmöglichkeiten, weil uns die Politik, die dafür notwendigen Gelder vorenthält."
Ein Heeresexperte gegenüber Austrian Wings
Verantwortungsloser Sparkurs der Politik gefährdet Menschenleben
Maßgeblich zu den Zwischenfällen beigetragen haben dürfte der Umstand, dass die österreichischen Eurofighter-Piloten kaum Flugpraxis haben. Aufgrund des Sparkurses einer unverantwortlichen Politik, die das Bundesheer seit Jahrzehnten regelrecht aushungert, kommen die heimischen Piloten nur auf rund 100 Stunden pro Jahr. Für einen "sicheren Flugbetrieb auf hohem Niveau ist das viel zu wenig", kritisieren Bundesheer-Angehörige seit Jahren hinter vorgehaltener Hand. Doch gehört wurden sie bislang nicht. Politiker aller Couleur behandelten das Bundesheer stets stiefmütterlich, am "schlimmsten" waren die SPÖ (diese Partei hat seit dem Bürgerkrieg von 1934 scheinbar ein sehr fragwürdiges Verhältnis zum Militär) und der ehemalige SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos mit seinem fragwürdigen Eurofighter-Vergleich, für den sich sogar die Staatsanwaltschaft interessierte. Man schmückte sich zwar gerne mit dem Heer, Geld kosten durfte es aber bitteschön nicht. International liegt der jährliche Flugstundenstandard von Kampfpiloten übrigens deutlich höher.
"Durch fehlende Flugstunden steigt das Risiko von Flugunfällen.“
Aus einem Bundesheerbericht von 2019
Die nun publik gewordenen sicherheitsrelevanten Vorfälle zeigen zwei weitere Probleme auf: das Fehlen von Eurofighter-Doppelsitzern (geplant, aber von verantwortungslosen Politikern wieder abbestellt) und das Fehlen von modernen Jet-Trainern. Auch hier hat die Politik bislang versagt, dem Heer das zu geben, was erforderlich ist. Eine aktuelle Punktlandung des internationalen Militärexperten Martin Rosenkranz finden Sie hier auf Austrian Wings.
Frau Minister Tanner, handeln Sie!
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat nun die einmalige Chance als erster Verteidigungsminister, der dieses jahrzehntelange "zu Tode sparen" der Luftstreitkräfte - und damit das Gefährden von Menschenleben - beendet, in die österreichische Geschichte einzugehen. Dazu müsste sie rasch handeln, die Kamfpjet-Flotte des österreichsichen Heeres massiv aufstocken (selbst der Rechnungshof hat bestätigt, dass das Bundesheer für eine Luftraumverteidigung zumindest 75 Abfangjäger benötigt) und mindestens 24 neue Trainer beschaffen.
Auch neue Transportflugzeuge und mehr Helikopter braucht es dringend. Die Zeit wird zeigen, ob sie das Format, den Mut und die Charakterstärke dazu hat. Unsere Fliegertruppe hätte es sich jedoch mehr als verdient.
Text: P. Huber
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.