Die AUA-Mitarbeiter reißen sich seit Beginn der Corona-Pandemie den sprichwörtlichen Arsch auf, um ihr Unternehmen zu retten. Dafür sind sie in Kurzarbeit (natürlich mit entsprechenden Gehaltseinbußen) und leisten demnächst auch noch einen freiwilligen Gehaltsverzicht. Mehr als 1.000 Vollzeit-Stellen wurden zudem bereits abgebaut, zahlreiche Mitarbeiter mussten sogar Zweitjobs annehmen, um finanziell noch über die Runden zu kommen. Nein, in Zeiten wie diesen bei der AUA zu arbeiten, ist wahrlich kein Honiglecken.
Doch dafür, dass die Belegschaft "ihrer" AUA dermaßen die Treue hält, erhielt das Gros der Belegschaft jetzt als "Dankeschön" vom Vorstand gewissermaßen einen Schlag ins Gesicht.
Bonus für eine Handvoll "Auserwählte"
Denn anstatt der gesamten Belegschaft ein kleines Zeichen der Anerkennung zukommen zu lassen (so wie es die Lufthansa-Gruppe in Deutschland macht, wo jeder Mitarbeiter 800 Euro Corona-Bonus erhält), beschloss der AUA-Vorstand, nur so genannten "Wissensträgern" (und die mehreren tausend anderen Mitarbeiter wissen nichts, oder wie?) einen Bonus in Höhe von bis zu 3.000 Euro zu bezahlen, wobei die AUA-Pressestelle betont, dass diese Maximalhöhe nicht ausgeschöpft worden sei. Wie hoch der Bonus tatsächlich war (auch 2.999 Euro wären streng genommen noch keine "Ausschöpfung des Maximalbetrages") und wie viele "Wissende" ihn erhalten haben, dazu hält man sich bedeckt. Die restlichen 5.700 "Unwissenden" im Unternehmen sollen es wohl nicht erfahren. Überhaupt scheint es der AUA-Führung nicht besonders angenehm zu sein, dass diese Vorgänge ans Licht kamen, was nicht zuletzt jenen mutigen AUA-Mitarbeitern zu verdanken ist, die sich massenweise telefonisch bei Austrian Wings meldeten, um diese himmelschreiende Ungleichbehandlung aufzuzeigen.
Nach Informationen des Autors sollen mehr als 100 vom AUA-Vorstand als "Wissensträger" auserwählte Mitarbeiter in diesen Genuss gekommen sein, die übrigen rund 5.700 "Unwissenden" schauten durch die Finger und sind entsprechend verärgert.
"Ich bin seit mehr als zehn Jahren bei der AUA, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Wir haben einen Notkredit vom Staat, verzichten für zwei Jahre auf einen Teil unseres Gehalts, sind in Kurzarbeit und an eine Handvoll Günstlinge und A****kriecher werden Prämien ausbezahlt? So frustriert und demotiviert man hart arbeitende Mitarbeiter endgültig!"
Ein "unwissender" AUA-Mitarbeiter in seinem Mail an Austrian Wings
Dabei hatte der Betriebsrat, so wurde es an Austrian Wings herangetragen, den Vorstand im Vorfeld gewarnt, so vorzugehen und stattdessen vorgeschlagen, das zur Verfügung stehende Geld lieber an alle Mitarbeiter auszuschütten. Doch der Ratschlag der Personalvertreter stieß beim selbst natürlich top verdiendenden Vorstand (im Jahr 2019 betrug das durchschnittliche Jahresgehalt eines AUA-Vorstandes rund 937.000 Euro, also monatlich etwa 78.000 Euro) auf taube Ohren.
Will Vorstand das Personal spalten?
Ein Gewerkschafter aus Wien, der namentlich nicht genannt werden will, meinte am Wochenende in einem Hintergrundgespräch gegenüber dem Autor zu der Causa: "Aus meiner Sicht gibt es nur zwei Möglichkeiten, wieso der Vorstand so agiert hat, wie er agiert hat. Entweder sind unsere Manager total abgehoben, leben in ihrem eigenen Paralleluniversum und haben jeden Kontakt zu den einfachen Menschen verloren, oder es war eine ganz bewusste Aktion, um Unruhe in die Belegschaft zu bringen und sie vorsätzlich zu spalten. Denn eine gespaltene Belegschaft ist eine geschwächte Belegschaft. Und genau das wäre doch wohl im Sinn der Manager."
Was auch immer den AUA-Vorstand zu dieser fragwürdigen Handlung bewogen hat. Er hat damit jedenfalls eine Spaltung erreicht, einen großen Teil der Mitarbeiter massiv verärgert. Der Corona-Bonus für die nach völlig undurchsichtigen Kriterien ausgewählten "Wissensträger" ist damit nichts anderes als ein Bonus der Zwietracht.
Text: P. Huber
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.