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Ukraine-Krieg: S7 Airlines überlegt Reaktivierung von sowjetischem Fluggerät

Ihre IL-86 hat die Airline schon vor vielen Jahren ausgemustert, Symbolbild - Foto: Konstantin von Wedelstaedt / GNU 1.2

Den Flugbetrieb nach dem völkerrechtswidrigen russischen Überfall auf die Ukraine eingestellt hat die russische S7 Airlines. Der Grund: Sie befürchtet eine Beschlagnahmung ihrer geleasten westlichen Typen im Ausland. Jetzt plant man den Einsatz von sowjetischen Altbeständen.

Rund 100 Flugzeuge der Typen Boeing 737, Airbus A320 und Embraer E170 umfasst die Flotte der russischen S7 Airlines. Alle drei westlichen Hersteller haben jeglichen Support für russische Airlines als Folge des verbrecherischen Angriffskrieges gegen die Ukraine eingestellt - wir berichteten. Zudem besteht die Gefahr, dass westliche Leasingflugzeuge im Ausland an die Kette gelegt werden. Deshalb hat S7 den internationalen Flugbetrieb schon vor einigen Wochen vollständig eingestellt.

Jetzt will die Fluggesellschaft Maschinen aus der Sowjetära reaktivieren beziehungsweise beschaffen, wie unter anderem die russische Nachrichtenagentur "RIA Nowosti" meldet. Demnach sollen mehrere IL-86 und IL-96 beschafft beziehungsweise wieder in Betrieb genommen werden.

Bei beiden Typen handelt es sich um kaum wirtschaftlich zu betreibende "Oldies" aus der Sowjetära. Die IL-86 hob 1976 zum Erstflug ab und war der erste sowjetische Großraumjet. Sie wurde 1980 in Dienst gestellt. Bis Ende der Produktion 1987 verließen nur rund 100 Stück die Werkshallen. Weltweit betreibt keine einzige Airline mehr diesen Typ. Ihre Triebwerke gelten als leistungsschwach, der Treibstoffverbrauch als hoch. Zudem werden neben den beiden Piloten auch ein Bordingenieur, ein Funker sowie ein Navigator - insgesamt also fünf Mann - für den Betrieb benötigt. Nur unwesentlich moderner ist die aus den 1980er Jahren stammende Nachfolgermaschine, die IL-96. Mit Ausnahme von Cubana setzt keine Airline weltweit mehr dieses Muster ein.

Eine tatsächliche Reaktivierung von IL-86 und IL-96 dürfte teuer und aufwendig werden. Neben der technischen Instandsetzung der Flugzeuge müssten auch Piloten - sowie im Fall der IL-86 - Funker, Navigatoren und Bordingenieure neu geschult werden, damit sie die entsprechenden Typenberechtigungen erhalten.

Ob, beziehungsweise wann, S7 Airlines mit diesen "sowjetischen Oldies" wieder in die Lüfte geht (was den einen oder anderen Spotter sicherlich freuen würde), bleibt daher abzuwarten.

(red GF, GR, CvD)