Österreich

Vor 104 Jahren: Erste internationale Fluglinie von Wien Aspern nach Kiew

Fotos, sofern nicht anders angegeben: Archiv Autor

Heute vor exakt 104 Jahren, am 1. April 1918, startete die weltweit erste internationale Fluglinie in Wien Aspern. Ihr Ziel - Kiew, Ukraine.

Was sich zunächst wie eine geschmacklose Bemerkung angesichts des Datums liest, ist aber historische Tatsache. 1918 existierte noch die Donaumonarchie – der Erste Weltkrieg war voll im Gang und brachte Leid über ganz Europa. In Österreich herrschte Hungersnot. Das riesige Reich musste dringend versorgt werden. Daher wandte man sich an die Ukraine, schon damals die Kornkammer Mitteleuropas. Wobei die Ukraine, so wie sie heute gerade um ihr Überleben kämpft, in dieser Form zu jener Zeit erst begann zu existieren. Nach der russischen Februarrevolution 1917 entstanden ukrainische Nationalstaaten, die Ukrainische Volksrepublik und die Westukrainische Volksrepublik.

Die österreichisches Regierung versuchte Geschäftsbeziehungen zu diesen Ukrainischen Staaten aufzubauen. Dazu benötigte man Infrastruktur. War Lwiw/Lemberg mit der Eisenbahn in wenigen Stunden erreichbar, so benötigte man für Kiew etwas ganz Neues – eine Flugverbindung.

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Nach einer mehrwöchigen systematischen Erprobung dieser Flugpostlinie hob am 1. April 1918 eine Hansa-Brandenburg C.1 mit Rittmeister August Raft von Marwil (1891-1978) am Steuer im Auftrag der k.k. Generalpost- und Telegraphenverwaltung Wien vom Flugplatz Wien Aspern Richtung Kiew ab. Das exakte Routing war Wien – Krakau – Lwiw/Lemberg – Prosskurow – Kiew

Es war dies die erste internationale Flugverbindung überhaupt - weltweit.

Man beförderte hauptsächlich Post und ganz selten Passagiere. Letzteres sollte sich erst später gegen die Eisenbahn durchsetzen.

Mit 22 Flugzeugen besaß diese Fluglinie ohne Namen eine Größe, welche erst viel später überboten wurde. 17 dafür ausgebildete  Piloten steuerten diese Flugzeuge, von denen nur mehr wenige in Museen existieren, dafür in Österreich eines sogar flugfähig nachgebaut wurde, unfallfrei. Das Flugnetz, manche Strecken bediente man sogar 2-mal täglich, erweiterte man sukzessive in den nächsten 7 Monaten systematisch um Ziele wie Odessa und Budapest.

Text: Dr. Reinhard Lernbeiss, Flugkapitän, Flugprüfer, Fluglehrer und Universitätslektor