Österreich

Wirtschaftskammer: „Schicksalstage für den Flughafen Klagenfurt“

Der Flughafen Klagenfurt, Symbolbild - Foto: Franz Zussner / Austrian Wings

In Turbulenzen befindet sich der Flughafen der Kärntner Landeshauptstadt. Jetzt hat sich auch die Wirtschaftskammer zu Wort gemeldet.

„Der Flughafen Klagenfurt ist eine der wichtigsten Infrastruktureinrichtungen des Landes und derzeit wohl auch die umstrittenste. Ich bin seit September 2018 — im April, fünf Monate zuvor, wurde die Privatisierungsentscheidung getroffen — als Mitglied des Aufsichtsrates der Kärntner Beteiligungsverwaltung in dem Thema mittendrin statt nur dabei. Umso mehr haben mich Medienberichte in den vergangenen Tagen verwundert, die eine klare Position meinerseits einfordern. Denn ich vertrete seit Beginn meiner Funktion dieselbe Position: Mir geht es in der Debatte um den Flughafen um dessen ursprüngliche Aufgabe. Das Wesentliche an einem Flughafen sind die Flugzeuge und die Drehkreuze, die sie anfliegen. Deshalb geht es einzig und allein um die Verbindungen, die Passagiere nutzen, und die Flughäfen, die sie erreichen können — und nicht um Parkhäuser oder Einkaufszentren, nicht um Wasserstoff, nicht um Drohnen, nicht um Technologieparks und auch nicht um Kasernen", so Jürgen Mandl, Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten in einer APA-OTS Aussendung.

Weiters meint Mandl: "Für den Wirtschafts-, Tourismus- und Lebensstandort sind die Flugverbindungen entscheidend, nicht das Drumherum; Beispiel Triest: Dort hat ein auf Flughafenbeteiligungen spezialisierter Fonds (F2I) 33,5 Mio. Euro für 55 Prozent der Flughafengesellschaft bezahlt und weitere 30 Millionen für künftige Investitionen eingebracht. In Laibach hat der strategische Partner Fraport mitten in der größten Coronakrise ein neues Terminal um 20 Millionen Euro errichtet, von dem man eine Reihe europäischer Hauptstädte und auch internationale Destinationen per Direktflug erreicht. Fraport ist die börsennotierte Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt. Die ‚Privatisierung' in Kärnten wurde vom künftigen Eigentümer mit einer Kapitalerhöhung der Flughafengesellschaft finanziert: Die Bürger und Steuerzahler haben also keinen Cent für den Verkauf von 75 Prozent ihres Flughafens bekommen. Zitat aus einem Prüfbericht des Landesrechnungshofes: ‚Die Altgesellschafter K-BV und Stadt Klagenfurt erhielten durch die Teilprivatisierung kein Geld.'"

In den vergangenen vier Jahren habe der neue Flughafeneigentümer mit hochtrabenden Plänen und beeindruckenden Hochglanzbroschüren von sich reden gemacht. Aber Flugzeuge, die uns Unternehmer zu Geschäftsterminen nach Frankfurt oder Brüssel fliegen oder Urlaubsgäste nach Kärnten bringen, sehe ich am Airport Klagenfurt immer noch sehr wenige. Das war aber der Auftrag des neuen Eigentümers. Und deshalb habe ich nach reiflicher Überlegung im Interesse Kärntens dafür gestimmt, die Call Option zu ziehen und dieses Experiment nach vier Jahren des dynamischen Stillstands zu beenden, so die Wirtschaftskammer.

Mandl: "Es sind Schicksalstage für den Flughafen Klagenfurt, den ich nach wie vor für ein unverzichtbares Tor Kärntens zur Welt halte und dessen Aufgabe unumkehrbar ist. Nachdem der Ausgang der politischen Beschlussfassung absehbar ist, deponiere ich seitens der Kärntner Wirtschaft schon jetzt den klaren Wunsch, jede weitere Zusammenarbeit mit dem Mehrheitseigentümer an definierte Umsetzungsschritte innerhalb festgelegter Fristen zu knüpfen, um eine Fortsetzung der Verzögerungstaktik zur weiteren Beschädigung der Infrastrukturreinrichtung Flughafen zu verhindern.“

(red / WK Kärnten via APA-OTS)