Schon seit geraumer Zeit war die Personaldecke bei der AUA ausgesprochen dünn - und zwar in vielen Unternehmensbereichen. Im Flugbetrieb gibt es jedoch strenge Regeln, etwa eine gesetzlich vorgeschriebene Minimum Crew. Das bedeutet, dass bereits ein ausgefallener Flugbegleiter dazu führen kann, dass ein Flug nicht stattfinden kann.
Im heurigen Frühjahr - gut 150 Flugbegleiter fehlten bereits oder trugen sich mit dem Gedanken, das Unternehmen zu verlassen - machte die AUA dann etwa 50 erfahrenen Mitarbeitern der Kabinenbesatzung das Angebot eines "Golden Handshake", wenn sie das Unternehmen verlassen würden.
"Das war finanziell durchaus attraktiv, aber meine Kolleginnen und ich wussten ja, dass die Sommerreisewelle bevorsteht und dass es auch verstärkt Ausfälle wegen Corona geben würde. Einige von uns machten dem Unternehmen daher den Vorschlag, noch über den Sommer zu fliegen und erst dann zu gehen. Doch das wurde abgelehnt, das Angebot gelte nur, wenn wir das Unternehmen noch vor dem Sommer verlassen", so eine betroffene ehemalige Flugbegleiterin im Gespräch mit "Austrian Wings".
"Dem Dümmsten musste klar sein, dass im Sommer eine Corona-Krankenstandswelle zusätzlich zu normalen Krankenständen über uns hinweg rollen würde. Trotzdem hat man langjährige Kollegen quasi vor die Tür gesetzt. Eine weitere Glanzleistung unseres Managements."
Eine (noch) aktive Flugbegleiterin frustriert gegenüber "Austrian Wings"
Und so kam es, dass die AUA sich von gut 50 erfahrenen Flugbegleitern trennte, während über 100 weitere junge Flugbegleiter das Unternehmen verließen, großteils, weil das Gehalt einfach nicht zum Leben reichte.
"Der Personalmangel, den unser Management über die Pressestelle öffentlich dementieren lässt, ist so schlimm wie ich ihn noch nie erlebt habe. An freien Tagen herrscht regelrechter "Telefonterror" durch die Crew Control, ob wir nicht auf den freien Tag verzichten und stattdessen fliegen können, und das wird noch schlimmer werden, denn die Krankenstände steigen weiter."
Ein anderes Mitglied des fliegenden Personals gegenüber "Austrian Wings"
Was folgten, waren die beginnende Sommerrreisewelle (richtig heftig wird es allerdings erst am kommenden Wochenende, wenn im Osten Österreichs die Schulferien starten) in Verbindung mit steigenden Corona-Zahlen, die zum aktuellen Flugchaos geführt haben. "Dabei haben die Ferien noch nicht einmal begonnen. Mir tun die Passagiere und die verbliebenen Kolleginnen und Kollegen leid. Die AUA ist wirklich auf Ramschfliegerniveau gesunken mit so einem Management", so eine der Flugbegleiterinnen, die im Frühjahr aus dem Unternehmen "gedrängt" wurden, abschließend.
(red)