Hunderte Flüge musste die AUA diesen Sommer streichen. Der Grund (unter anderem) Personalmangel aufgrund hoher Corona-Krankenstandszahlen, die - laut Management - angeblich nicht vorhersehbar waren. Zudem hatte das Management noch vor der Sommersaison trotz der von Medizinern erwarteten Corona-Welle und trotz eines bereits bestehenden Personalsmangels noch rund 50 Flugbegleiter aus dem Unternehmen entfernt - wir berichteten ausführlich.
In der Folge wuchs der Druck auf das bestehende Personal am Boden und in der Luft weiter enorm an. Anrufe der "Crewcontrol" auch an freien Tagen, ob man nicht einen Dienst übernehmen könne, standen an der Tagesordnung, klagten Betroffene, die die Anrufe mitunter wörtlich als "Telefonterror" der Firma bezeichneten.
Die Konsequenz: Immer mehr Piloten und Flugbegleiter fühlten sich derart ausgelaugt, dass sie sich nicht mehr imstande fühlten, zum Dienst anzutreten. Sie mussten sich daher, dies ist auch im Gesetz aus Gründen der Flugsicherheit so vorgesehen, "unfit to fly" melden. Üblicherweise hat dies bei einer Airline wie der AUA, die seit Jahrzehnten über eine hohe Sicherheitskultur verfügt, keine negativen Konsequenzen für die Mitarbeiter. Doch die Zeiten scheinen sich geändert zu haben.
Wie der "Aerotelegraph" berichtet, seien nämlich wiederholt Mitarbeiter, die sich aufgrund des enormen Drucks "unfit" gemeldet hätten, anschließend zu Gesprächen mit Vorgesetzten zitiert worden.
"Aktuell werden viele fliegende Kolleginnen und Kollegen zu Fürsorgegesprächen geladen. Selbst wenn man sich aufgrund der inzwischen unfliegbaren Dienstpläne auch nur ein Mal als unfit gemeldet hat, muss man bei einer Führungskraft vorsprechen."
Ein Betroffener gegenüber dem "Aerotelegraph"
Betroffene Piloten und Flugbegleiter würden diese Gespräche vielfach als "Druck durch Vorgesetzte" empfinden, was auch von der Gewerkschaft Vida bestätigt wird. Derartiges "unter Druck setzen" im Falle einer Diensttauglichkeit war bisher nur von seit Jahren einschlägig negativ auffälligen Billigfliegern bekannt, nicht jedoch von Qualitätsairlines wie der AUA.
"Die Kritik, die wir zunehmend dabei wahrnehmen, ist, dass die Betroffenen diese Fürsorgegespräche als Druck empfinden. Also genau das Gegenteil, was sie eigentlich bezwecken sollen."
Daniel Liebhart, Gewerkschaft Vida
Bei der AUA-Pressestelle weist man die Vorwürfe, wenig überraschend, natürlich als unbegründet zurück. Man komme mit diesen Gesprächen vielmehr der "Fürsorgepflicht" gegenüber der Belegschaft nach, zitierte der "Aerotelegraph" einen Sprecher.
(red)