Die umfassenden Lockerungen von Reisebeschränkungen haben die Verkehrszahlen im Fraport-Konzern sehr dynamisch gesteigert. Einzelne stark touristisch geprägte Flughäfen in Griechenland lagen in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits über dem Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 – darunter: Rhodos, Santorin und Kerkyra auf Korfu. Gestützt von der steigenden Nachfrage stieg der Konzern-Umsatz auf 1.348,5 Millionen Euro (+66,3 Prozent) im ersten Halbjahr 2022.
„Seit März spüren wir konzernweit einen starken Aufwärtstrend bei unseren Fluggastzahlen, weil die Menschen wieder reisen können und wollen. Für Frankfurt erwarten wir auf Gesamtjahressicht nun zwischen 45 und 50 Millionen Passagiere und damit ein höheres Aufkommen als noch zum Jahresanfang angenommen. Bereinigt um Einmaleffekte des Vorjahres, wie die Erstattung von coronabedingten Vorhaltekosten und Kompensations-zahlungen in Griechenland, verbesserten sich unsere operativen Finanzkennzahlen vor allem durch das sehr starke internationale Geschäft der Beteiligungsflughäfen und den Ertrag aus dem Verkauf unserer Beteiligung Xi’an. Gleichwohl bewegen wir uns aber weiter signifikant unter dem Niveau von 2019“, sagt Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG.
Passagierverkehr geprägt von starker touristischer Nachfrage
Annähernd 21 Millionen Fluggäste nutzten im ersten Halbjahr den Flughafen Frankfurt. Während der Wert weiter um 38 Prozent unter 2019 lag, entsprach dies einem Wachstum von mehr als 220 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Juni lag das Aufkommen erstmals seit Pandemie-Ausbruch bei fast 5 Millionen Passagieren – und damit bei mehr als 75 Prozent des Aufkommens aus dem Rekordjahr 2019.
„Diese sehr dynamische Erholung fordert uns operativ extrem viel ab und führt immer wieder zu nicht befriedigenden Unpünktlichkeiten“, sagt Schulte zur aktuellen Lage. „Der im Großen und Ganzen dennoch stabile und geregelte Betrieb zum Auftakt der Sommerferien zeigt, dass die gemeinsam mit unseren Partnern eingeleiteten Maßnahmen in Frankfurt greifen, auch wenn wir noch weit von unseren eigenen Qualitätsanforderungen entfernt sind.“
Beim Cargo-Volumen erreichte Frankfurt rund 1,0 Millionen Tonnen – ein Minus von 11,5 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2021. Ursachen dafür waren neben einer starken Vorjahresbasis vor allem die Einschränkungen im Luftraum als Folge des Kriegs in der Ukraine sowie die zahlreichen Lockdowns durch die strikte Null-Covid-Strategie in China. Aufgrund der stärkeren touristischen Ausrichtung entwickelte sich die Mehrzahl der internationalen Konzern-Flughäfen im ersten Halbjahr beim Passagieraufkommen besser als Frankfurt.
Deutliche Verbesserung operativer Finanzkennzahlen
Getragen von den positiven Fluggastzahlen stieg der Konzern-Umsatz deutlich um 66,3 Prozent auf 1.348,5 Millionen Euro. Bereinigt um Erlöse, die im Zusammenhang mit Ausbauinvestitionen in den internationalen Konzerngesellschaften standen (nach IFRIC 12), stieg der Umsatz um 67,7 Prozent auf 1.211,8 Millionen Euro. Der vollständige Verkauf der Anteile am chinesischen Beteiligungsflughafen Xi‘an wurde mit 53,7 Millionen Euro in den sonstigen betrieblichen Erträgen berücksichtigt.
Das Konzern-EBITDA lag mit einem Plus von 21,8 Prozent bei 408,3 Millionen Euro. Die Steigerung fällt im Vergleich zum Umsatz geringer aus, da der EBITDA-Wert des Vorjahres stark durch verschiedene positive Sondereffekte geprägt war. Das Konzern-EBIT stieg auf 181,9 Millionen Euro (6M 2021: 116,1 Millionen Euro).
Einmaleffekte führen zu negativem Konzern-Ergebnis
Das Finanzergebnis lag im Berichtszeitraum deutlich im negativen Bereich mit minus 290,8 Millionen Euro. Wesentlich ist hier der Einmaleffekt aus der nun vollständigen Wertberichtigung der Darlehensforderung in Höhe von 163,3 Millionen Euro gegenüber der Thalita Trading Ltd, die die Beteiligung an der Betreibergesellschaft des Flughafens in St. Petersburg hält. „Aufgrund der Entwicklung der bestehenden Sanktionsmaßnahmen infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben wir die Darlehensforderung vollständig wertberichtigt,“ sagt Schulte. „Wir halten aber an unseren Ansprüchen vollumfänglich fest. Die getätigte Wertminderung ist nicht mit einem Anteilsverkauf zu verwechseln. Vertraglich ist ein Verkauf weiterhin bis 2025 ausgeschlossen.“
Vor diesem Hintergrund schloss das EBT mit einem Minus von 108,9 Millionen Euro ab (6M 2021: 19,9 Millionen Euro). Das Konzern-Ergebnis lag bei minus 53,1 Millionen Euro (6M 2021: 15,4 Millionen Euro).
Ausblick
Nach Ablauf des ersten Halbjahres 2022 sieht der Fraport-Vorstand für den Flughafen Frankfurt ein höheres Gesamtaufkommen als bislang prognostiziert. Es werden nun rund 45 bis etwa 50 Millionen Fluggäste am größten deutschen Flughafen erwartet (vorher: 39 bis 46 Millionen Passagiere).
Aufgrund zweier wesentlicher Sondereffekte und der guten Verkehrsentwicklung passt Fraport die Erwartung einzelner Kennzahlen an: Das Konzern-EBITDA wird auf Jahressicht hauptsächlich durch den abgeschlossenen Verkauf der Anteile am chinesischen Flughafen Xi’an höher erwartet bei etwa 850 bis 970 Millionen Euro (vorher: 760 bis 880 Millionen Euro). Korrespondierend wird das Konzern-EBIT nunmehr bei rund 400 Millionen Euro bis etwa 520 Millionen Euro erwartet (vorher: 320 Millionen Euro bis rund 440 Millionen Euro). Aufgrund der vollständigen Wertberichtigung der Darlehensforderung gegenüber der Thalita Trading Ltd. wird die zu Jahresanfang gegebene Prognose des Konzern-Ergebnisses auf circa 0 bis 100 Millionen Euro reduziert (vorher: 50 bis 150 Millionen Euro).
(red / Fraport)