Die gute Nachricht vorweg: Auch 25 Jahre nach der Premiere im Jahr 1997 begeistert die Airpower die Massen. Die fulminante Flugschau ist nicht nur die größte Airshow Europas, sondern auch ein Zeichen militärischer Stärke und der Wehrbereitschaft Europas angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Für die steirische Region Murtal bringt die Veranstaltung zudem eine millionenschwere Wertschöpfung, gut ein Jahr im Voraus waren alle Hotels in der Umgebung von 100 Kilometern und mehr ausgebucht. Auf dem Veranstaltungsgelände und außerhalb bestaunten mehr als 300.000 Menschen die beeindruckenden Flugvorführungen. Eine absolute Besonderheit: Der Eintritt zur Airpower ist auch nach 25 Jahren noch immer kostenlos, was die Veranstaltung vor allem für Familien mit mehreren Kindern interessant macht. So etwas gibt es sonst nirgendwo in Europa, das muss lobend erwähnt werden.
Organisatorisch lag heuer allerdings einiges im Argen. Das begann beim Verkehrskonzept und setzte sich bei der Spotter- und Pressebetreuung fort. Da die Mängel beim Verkehrskonzept am gravierendsten waren, soll an dieser Stelle nur darauf eingegangen werden. Das Grundproblem der Veranstalter: Sie wollten es Klimaaktivisten Recht machen, die im Vorfeld laut Kritik an der Airpower geübt hatten. Doch anstatt klipp und klar festzuhalten, dass eine Großveranstaltung einmal alle zwei oder drei Jahre nun einmal gewisse Emissionen verursacht und man am bewährten Konzept festhält, wurde auf Biegen und Brechen ein vermeintlich "umweltfreundliches" Konzept aus dem Boden gestampft - das grandios scheiterte und womöglich noch mehr Abgase produzierte, als wenn man alles beim Alten gelassen hätte.
So wurde die Zahl der Parkplätze rund um den Fliegerhorst begrenzt, stattdessen sollten die Menschen mit den ÖBB anreisen oder ihr Auto auf weiter entfernten Park & Ride Anlagen abstellen und dann mit dem Shuttlebus weiter fahren. Doch die tausenden Menschen, die sich vom Bahnhof Zeltweg zum Veranstaltungsgelände beziehungsweise zurück drängen, blockierten die Straßen (die Polizei war teilweise nicht präsent, teilweise offenbar völlig überfordert), wodurch es zu vermeidbaren massiven Staus kam, in dem letzten Endes auch die von Dieselmotoren angetriebenen Shuttlebusse teils stundenlang feststeckten.
Ein weiteres Problem: Viele Zufahrten nach Zeltweg waren abgesperrt, die Veranstalter hatten es jedoch im Vorfeld verabsäumt, Google zu kontaktieren, um diese Sperren auch in Google Maps eintragen zu lassen. So kam es, dass viele Autofahrer von Google Maps oder ihrem Navi geleitet durch Wohngebiete irrten und dann vor Fahrverbotsschildern oder mit Gitten abgesperrten Wegen standen und mitten in engen Wohnsiedlungen umdrehen mussten - der nächste Stau samt Verkehrschaos, die Anrainer wird's gefreut haben ...
Polizisten und Soldaten, die - sofern überhaupt vorhanden - zur Verkehrsregelung eingesetzt waren, verfügten zum Teil über keine Ortskenntnis und konnten den hilfesuchenden Autofahrern den richtigen Weg auch nicht sagen. Dieses Chaos wurde noch verschärft dadurch, dass einige Straßen erst in der Nacht zuvor abgesperrt wurden und die Soldaten davon selbst nichts wussten!
"Ich bin heute Morgen selbst vor einem Sperrgitter gestanden und kam nicht weiter. Gestern Abend hatte es bei der Besprechung noch geheißen, dass die Straße frei bleibt, doch in der Nacht wurde sie dann gesperrt. Keine Ahnung, wer das angeordnet hat und warum. Meine Kameraden und ich haben keine Informationen erhalten und kennen uns selbst nicht mehr aus."
Ein Bundesheer-Soldat vor Ort gegenüber Austrian Wings
Ein weiteres Beispiel für das pure Organisationschaos schildert ein Journalist aus Oberösterreich:
"Auf dem Weg zum Presseparkplatz fuhr ich in eine Gasse, vor der ein Schild "Fahrverbot ausgenommen Akkreditierungen" aufgestellt war. Das klang gut, denn somit durfte ich diesen Weg fahren. Doch am Ende der Gasse war die Durchfahrt von der Polizei abgesperrt, es gab kein Durchkommen, und ich musste wieder umdrehen."
Zum Chaos kam es auch bei der Zufahrt zu den Parkplätzen rund um den Fliegerhorst. Anders als in den vergangenen Jahre, wo die Parkplätze von Ordnern des Heeres und der Polizei nach dem Prinzip "First come, first serve" befüllt wurden, musste man dieses Mal über "Öticket" den Parkplatz im Voraus kaufen und bekam einen bestimmten Platz zugewiesen. Was in der Theorie gut klingt, konnte in der Praxis nicht funktionieren. Ortsfremde Besucher irrten auf der Suche nach "ihrem" Parkplatz herum und wurden an leeren Parkplätzen vorbeigelotst. Die Folge: der nächste vermeidbare Verkehrskollaps, durch den jede Menge unnötige Abgase produziert wurden ... wenigstens erkannten die Veranstalter nach dem Chaos am Freitag, wie schwachsinnig dieses Konzept in der Praxis war und winkten am Samstag Besucher einfach auf den nächsten freien Parkplatz.
Spotter (die teilweise 250 Euro für ihr "Package" bezahlt hatten) und akkreditierte Journalisten hatten einen eigenen Parkplatz. Doch teilweise wussten Polizisten und Soldaten davon nichts und verweigerten Spottern und Journalisten zunächst die Zufahrt. Es kam zu teils langen Diskussionen und in der Folge - richtig erraten - zum nächsten Stau, in dem einmal vermeidbare Abgase produziert wurden.
An dieser Stelle auch der Erlebnisbericht eines betroffenen Airpower-Besuchers
"Nachdem ich mir über Ö-Ticket einen Parkplatz um 20 Euro gekauft hatte, wusste ich in Zeltweg nicht, wo denn zu parken sei. Für Frühankommende - ich steh ja nicht im Stau - war es um 6 Uhr nicht möglich, jemanden dahingehend vor Ort zu befragen. Man sah zwar die rot-weiß-roten Bänder der Wiesen-Parkplätze, aber: nun, wohin? Eine sehr beherzte Dame beim Haupteingang der Kaserne teilte mir anhand eines Plans mit, wo die "Blaue Zone" wäre. Daraufhin fuhr ich auf eine Wiese, die eben blau war. Nur: Später stellte sich im Gespräch mit anderen Teilnehmern heraus, dass alle Parkplätze blau wären! Das ging ja noch. Heute las ich in der "Kleinen Zeitung", dass man die Regelung dieser "grünen Parkplätze“ auf Anregung der Polizei hin außer Kraft gesetzte hatte. Geht’s noch? Tausende kauften sich einen Parkplatz und nun dies?! Es gab sogar Leute, die diesen Parkschein hatten und nicht auf einen freien Platz hineinfahren durften! Das Konzept der Parkplatzorganisation war eine sehenswerte totale Bruchlandung! Einfach unglaublich!
Fazit: Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht. In ihrem Bestreben, es der Klimaaktivisten-Lobby Recht zu machen, haben die Veranstalter schlussendlich für ein veritables Verkehrschaos mit in dieser Form noch nie dagewesenen Rückstaus auf die Autobahn und somit für einen absolut vermeidbaren erhöhten Schadstoffausstoß gesorgt. Ein vollkommener Schuss ins Knie.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ja, Umweltschutz ist wichtig, das wird niemand bezweifeln. Aber es ist ja nicht so, dass die Airpower wöchentlich, monatlich oder jährlich stattfindet, sondern alle zwei oder drei Jahre. Das muss drinnen sein. Für die nächste Airpower sollte man daher zu jenem klassischen Verkehrskonzept zurückkehren, das sich seit 1997 bewährt hat. Spart Zeit, Nerven, Sprit und letzten Endes auch Abgase ...
Text: P. Huber
PS: Betreffend die vorhandenen groben organisatorischen Mängel bei der Betreuung von Spottern (die teils mehrere Hundert Euro bezahlt haben) und Medienvertretern (so wurde der Autor Zeuge wie polnische Journalisten entnervt über die "crazy stupid Austrians" schimpften, und das leider nicht ganz zu Unrecht) steht Austrian Wings in einem konstruktiven Dialog mit den Verantwortlichen des Bundesheeres, weshalb auf eine öffentliche Thematisierung im Rahmen einer Punktlandung verzichtet wird.
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.