Am 17. und 18. September fanden zum 21. Mal die so genannten "Natodays" in Ostrava (Deutsch: Mährisch-Ostrau) statt. Gleichzeitig gab die Veranstaltung auch zum 12. Mal den Rahmen für die Czech Airforce Days vor.
Bei der, nach Angaben der Veranstalter, „größten Sicherheitsmesse in Europa“ präsentierten sich diesmal 19 Nationen von Nato-Mitgliedsstaaten bzw. befreundeter Nationen. Außer einer großen Flugschau präsentierten sich bei den Nato Days in Ostrava auch dieses Mal wieder nicht nur Luftstreitkräfte und Bodentruppen des Verteidigungsbündnisses, sondern auch Sicherheitskräfte, wie die tschechische Polizei oder Zivilschutz- und Katastrophenschutzorganisationen.
Es gab eine ganze Reihe dynamischer Vorführungen, angefangen von einer Polizei-Reiterstaffel im Einsatz bei einer Demo, über die „Gefangennahme“ einer die Allgemeinheit bedrohenden Person, bis hin zur Demonstration von Spezialeinheiten mehrerer Länder zur Terrorbekämpfung. Bei dieser Vorführung zeigte sogar die weibliche Anti-Terror-Spezialeinheit der jordanischen Armee (QRFT) ihre Einsatzbereitschaft.
Im Wechsel fanden Vorführungen in der Luft und am Boden statt. Ein erstes Highlight war sicher die Vorführung des Eurofighters im Sonderanstrich der deutschen Luftstreitkräfte – eindrucksvoll dargeboten von seinem Piloten „Falco“. Danach wurden wieder Gefechtshandlungen demonstriert, z.B. wie ein T-72 Kampfpanzer neutralisiert werden kann. Polnische und tschechische Fallschirmspringer, teils mit Fahnen, zeigten bei durchaus nicht optimalem Sprungwetter ihr Können und steuerten ihre Flächenschirme sicher ins Ziel.
Ein Überflug mit Luftbetankungsmanöver eines A400M der Deutschen Luftwaffe sowie zwei Gripen Kampfflugzeugen markierten an beiden Tagen den Beginn der Nachmittagsvorführungen.
Die deutsche Luftwaffe war, im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen auf Flugtagen, in Ostrava/Mährisch-Ostrau zahlreich in statischen und dynamischen Displays aktiv. Neben dem mittlerweile fast auf jeder Airshow in der Luft präsentierten NH90 Helikopter (hier soll wohl das Image des Fluggerätes aufpoliert werden) gab es auch Flugvorführungen vom viermotorigen A400M Transporter oder dem äußerst wendigen Hubschrauber EC 135, aktuell als H135 bezeichnet. Auch am Boden präsentierte das deutsche Heer neben einem Feldlager diverse Großgeräte wie den neuesten Schützenpanzer Puma, einen Leopard 2A7 und die Panzerhaubitze 2000, welche aktuell der leidgeplagten Ukraine im verzweifelten Kampf gegen Putins Angriffskrieg einen entscheidenden Vorteil bringen soll. Überhaupt wurde bei den Nato Days 2022 die Solidarität mit der Ukraine oft betont demonstriert.
Als besonders selten zu bestaunendes Exemplar war im Static Display eine P-3 Orion der deutschen Marineflieger ausgestellt. Darüber hinaus waren viele verschiedene Fluggeräte diverser Nationen zu bestaunen. So waren z.B. zwei F-4E Phantom II aus der Türkei angereist, eine F/A-18 der RCAF aus Canada oder die französische Rafale aus der Normandie in Sonderlackierung zum 80. jährigen Jubiläum der Einheit. Am Leitwerk dieser weißen Rafale stehen die Namen aller Piloten der Einheit, welche Ihr Leben im Einsatz für Frankreich verloren haben.
Zahlreich vertreten war auch die USA im statischen Display. Zwar wurde der angekündigte Überflug einer B-52 einige Tage vorher gestrichen, dafür gab es den Bomber am Boden zu sehen. Er reihte sich ein zwischen einer C-5 Super Galaxy, einer Boeing C-17 Globemaster III und einem KC-135 Tanker. Die Frauen und Männer der US Airforce gaben sich am Wochenende ihres 75. jährigen Bestehens sehr volksnah und die Besucher konnten die Flugzeuge auch von innen bestaunen. Hier herrschte den ganzen Tag reger Andrang, so groß war das Interesse an Einblicken ins Innenleben der stählernen Vögel. Neben Fahrzeugen der US Armee waren sogar zwei Helikopter vom US Marine Korps mit von der Partie.
Im Flugprogramm zogen viele der beliebten „üblichen“ Verdächtigen ihre Kreise. Ein seltener Besucher von Airshows in unseren Breitengraden war sicherlich die F/A-18 aus Finnland. Die Finnen - sie haben angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ihre Neutralität aufgegeben und vor einiger Zeit einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft gestellt - führten in beeindruckender Manier die Fähigkeiten der „Top Gun Fighters“ dem interessierten Publikum vor.
Das Highlight für die meisten Besucher ist aber sicherlich immer die Vorführung einer Kunstflugstaffel und hier konnten die Veranstalter dieses Jahr die Patrouille Suisse präsentieren. Mit ihren eleganten, in Nationalfarbe lackierten F-5 Tiger, zeigten die Piloten jeweils eine Vorführung der Extraklasse – mit Formationen präzise wie das berühmte schweizer Uhrwerk. Obwohl das Wetter für den Sonntag miserabel angesagt war, hielt der Regen sich bis zur Landung des letzten schweizer Tiger zurück, um dann aber reichlich nieder zu gehen.
Alles in allem waren die heurigen NATO-Tage eine gelungene und hochinteressante Veranstaltung mit einem breiten Spektrum an Informationsmöglichkeiten, wie sonst nur selten in einer Veranstaltung zu finden.
Großer Kritikpunkt allerdings ist hier das Verkehrskonzept. Die Zufahrt für die meisten der Besucher der Nato Days am militärischen Teils des Zivilflughafens führt über eine schmale Straße, die sich die Fußgänger von außerhalb und die Fahrzeuge auf dem Weg zu den Parkplätzen teilen müssen. Eine wohl ziemlich einmalige Situatio,n aufgrund der man zur wirklich frühzeitigen Anreise raten muss. Sonst kann schon mal die eine oder andere Stunde für den letzten Kilometer verstreichen.
Fotoimpressionen von Jürgen Sema
Die 22. Nato & Czech Airforce Days in Ostrava finden übrigens am 16 / 17. 9.2023 statt
Fotoimpressionen von Krzysztof Miler
Text: Jürgen Sema
Fotos Jürgen Sema und Krzysztof Miler / http://dronowanie.czest.pl
Redaktionelle Bearbeitung: Chef vom Dienst