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Heute beginnt NATO Nuklearwaffen-Übung "Steadfast Noon"

Auch die legendäre B-52 "BUFF" wird an der heute beginnenden Übung der NATO teilnehmen - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Beginnend am 17. Oktober und bis zum 30. Oktober hält die NATO ihre ein routinemäßig wiederkehrendes Manöver im Rahmen der sogenannten „nuklearen Teilhabe“ ab.

Gastgebernation ist dieses Jahr Belgien. Teilnehmen werden 14 Nationen und bis zu 60 Luftfahrzeuge. Darunter sind "alte Hasen" wie die US Langstreckenbomber B-52, welche von der Minot Air Base in North Dakota aus zum Einsatz kommen sowie laut NATO-Pressemeldung auch „die modernsten Kampfjets am Markt“, womit wohl die F-35 Lightning II gemeint sein wird.

Ziele von "Steadfast Noon" ist es schwerpunktmäßig immer den Umgang mit der "Sondermunition" zu beüben. Dazu zählen der Transport der Nuklearwaffen zum Trägersystem, das Anbringen am Trägersystem, die Scharfschaltung der Nuklearwaffen sowie Einsatz- und Abwurfübungen. Die NATO betont, dass hierzu ausschließlich Übungsmunition und keine realen Gefechtsköpfe zum Einsatz kommen.

Mit den USA, England und Frankreich verfügen drei NATO Staaten über Nuklearwaffen. Darüber hinaus sind in den Niederlanden, in Belgien, Deutschland, Italien und der Türkei US- Nuklearwaffen vom Typ B-61 -3/-4 im Rahmen der nuklearen Teilhabe gelagert.

Standorte und Einsatzgeschwader für die nukleare Teilhabe sind:

  • Niederlande: Vliegbasis Volkel, 312 Staffel mit F-16AM und 313 „Tiger“ Staffel mit F-35A
  • Belgien: Vliegbasis Kleine-Brogel, 10. taktisches Geschwader , 31. „Tiger“ Staffel mit F-16AM/BM
  • Deutschland: Fliegerhorst Büchel, Taktisches Luftwaffengeschwader 33, Tornado IDS
  • Italien: Aeroporto militare di Aviano “Pagliano e Gori”, 31st GeschwaderUSAF, 555th Staffel und 510th Staffel mit F-16C/D
  • Italien: Aeroporto Militare di Ghedi, 6. Geschwader, 102., 154. und 155. Staffel, Tornado IDS
  • Türkei: Luftwaffenstützpunkt Incirlik (İncirlik Hava Üssü), 152. Geschwader mit F-16C/D

An den Übungen werden auch Tanker sowie AWACS-Luftraumüberwachungsflugzeuge teilnehmen. Das Übungsgebiet erstreckt sich über Belgien, Großbritannien und die Nordsee.

Nuklearwaffen-Übung am Rande des Russischen Angriffskrieges in der Ukraine
Dass die diesjährige Übung völlig unter dem Eindruck des Russischen Angriffskrieges in der Ukraine und den damit einhergehenden Befürchtungen, Russland könnte mangels konventioneller Erfolge auch taktische Atomwaffen einsetzen, steht außer Frage.

In diesem Zusammenhang hat sich der hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, am Donnerstag kein Blatt vor den Mund genommen. Als Antwort auf Putins Warnung, dass Russland "verschiedene Mittel der Zerstörung" zur Verfügung habe, um seine "territoriale Integrität" zu verteidigen, antwortete Borell, dass "jeder nukleare Angriff auf die Ukraine eine Antwort hervorrufen werde – keine nukleare Antwort, aber eine so mächtige Antwort von militärischer Seite –, dass die russische Armee vernichtet wird".

Mittlerweile hat das russische Außenministerium die Umrüstung einiger belarussischer Su-25 für den Einsatz mit Nuklearwaffen sowie die Abgabe einiger Iskander-M Raketensysteme mit dualer Verwendung an Belarus bestätigt. Russland erwartet aber keinen Transfer oder Lagerung von Nuklearwaffen nach bzw. in Belarus.

Westen erwartet jährliche russische Nuklearübung „Groom“ binnen Tagen
Russland hält normalerweise um diese Jahreszeit große jährliche Nuklearübungen ab, und US- und westliche Beamte erwarten diese in nur wenigen Tagen. US-Analysten erwarte auch den Teststart ballistischer Raketen.

Vorbereitungen dafür sind auf Satellitenbildern von Nowaja Semlja schon länger zu beobachten. Russland hat für große Teile der benachbarten Kara Sea ein NOTAM für 17. bis 22 Oktober herausgegeben. Eine korrespondierende NAVWARN Mitteilung fehlt bislang.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg versicherte auf einer Pressekonferenz in Brüssel, dass das Bündnis Russlands jährliche Nuklearübungen wie seit Jahrzehnten sehr genau überwachen werde. Die Herausforderung ist zu beobachten ob die Aktionen, die sichtbar sind und die Dinge, die passieren, tatsächlich eine Übung sind und nichts anderes.

Ziel und Wirklichkeit
Das erklärte Ziel der NATO ist eine sicherere Welt für alle: "Wir wollen das Sicherheitsumfeld für eine Welt ohne Atomwaffen schaffen", schreibt das Bündnis.

Das Russland die Verpflichtung im Budapester Memorandum, als Gegenleistung für einen Nuklearwaffenverzicht durch die Ukraine deren Souveränität und bestehende Grenzen zu achten, gebrochen hat, dürfte für die Welt einen gewaltigen Rückschritt auf dem Weg zur Atomwaffenfreiheit darstellen.

Text: Martin Rosenkranz

Über den Autor
Luftfahrtexperte Martin Rosenkranz ist Gründer und Chefredakteur des Militärluftfahrtmagazins "Airpower.at" und hat sich in den vielen Jahren der Eurofighter-Ausschreibung, Beschaffung und den Nachwehen intensiv mit diesen Vorgängen beschäftigt. Er war auch im Untersuchungsausschuss live dabei und gilt als einer der international am besten informierten Experten auf diesem Gebiet. Aktuell schreibt er unter anderem auch für das Militärmagazin "Militär aktuell".