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Hubschrauber-Pionier Frank Robinson verstorben

Ein Robinson R44 im Flug, SYMBOLBILD - in Österreich ist die Unfallbilanz dieses Typs nicht auffällig, was unter anderem auf das hohe Ausbildungsniveau in den heimischen Flugschulen zurückgeführt wird - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Am 12. November 2022 erwies die Robinson Helicopter Company ihrem Gründer Frank Robinson die letzte Ehre. Der 92-jährige Robinson war in seinem Haus in Rolling Hills, Kalifornien, friedvoll verschieden, wie das Unternehmen mitteilte. Doch bei all dem, was Frank Robinson für die Weiterentwicklung der Luftfahrt geleistet hat, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Unfallbilanz einiger Robinson-Helikopter sehr negativ ausfällt und viele Menschen vermeidbar ihr Leben verloren haben.

"Als einer der bekanntesten Namen in der Hubschrauberbranche war Frank Robinson ein Pionier, ein Mann, der nicht von Anerkennung oder Ruhm getrieben wurde, sondern von einer Vision, mit der er die Luftfahrtbranche neu definierte und die allgemeine Luftfahrt für immer veränderte", schreibt das Unternehmen in einem Nachruf.

R44 "tödlichster Helikopter der USA"
Robinson wird für die Entwicklung und Herstellung der Hubschraubermodelle R22, R44 und R66 in die Geschichte eingehen. Die für ihre Unkompliziertheit und Zuverlässigkeit bekannten und beliebten Hubschrauber zeichnen sich durch ein unverwechselbares Profil aus und sind überall auf der Welt zu finden. Allerdings gerieten die Modelle R22 und R44 über die Jahre wegen hoher Unfallzahlen wiederholt in die Kritik. Laut einem Bericht der renommierten "LA Times" war der R44 in Zeitraum 2006 bis 2016 der "tödlichste Hubschrauber in den USA". In Neuseeland wurde nach einer Unfallserie der kommerzielle Passagierflugverkehr mit Robinson-Helikoptern verboten und in Untersuchungen kamen neuseeländische Experten zu dem Schluss, dass sich mancher Unfall in einem anderen Typ wohl nicht ereignet hätte.

Robinsons Faszination für Hubschrauber begann im Jahr 1939, als er im Alter von neun Jahren im Seattle Post-Intelligencer ein Bild von Igor Sikorsky sah, der seinen VS-300-Hubschrauber im Schwebeflug steuerte – ein Bild, das Robinson faszinierte und die Weichen für sein Lebenswerk stellte.

Er graduierte an der Universität von Washington mit einem BSME-Abschluss und besuchte später die Graduate Aeronautical Engineering School der Wichita State University. Seine Karriere begann Ende der 1950er Jahre bei Cessna und setzte sich in den 1960ern fort, als er für viele führende Luft- und Raumfahrtunternehmen arbeitete, darunter Bell und Hughes. Als er 1973 im Alter von dreiundvierzig Jahren keinen seiner Arbeitgeber für die Idee eines einfachen, privaten Hubschraubers begeistern konnte, kündigte er seinen Job bei Hughes und gründete die Robinson Helicopter Company in seinem Haus in Palos Verdes, Kalifornien. Sechs Jahre später erhielt Robinson allen Kritikern zum Trotz und nach Bewältigung enormer Hindernisse die FAA-Zulassung für seinen zweisitzigen, kolbengetriebenen R22-Hubschrauber. Das unbekannte Hubschrauberunternehmen lieferte seinen ersten Serienhubschrauber R22 im Oktober 1979 aus. Bis 1989 hatte sich der R22 in der allgemeinen Luftfahrt etabliert und eröffnete einen bis dahin unerschlossenen Markt für den privaten Hubschrauberbesitz.

Auffällig viele Unfälle bei R22 und R44
Allerdings häuften sich bis in die Mitte der 1990er-Jahre die Unfälle der R22 sowie der ähnlich konstruierten R44 desselben Herstellers, die eine intensive Beobachtung durch die Luftfahrtbehörden zur Folge hatten. Nach den Ermittlungen der deutschen BFU war bei vielen Unfällen die geringe Fähigkeit des Hubschraubersystems, Auswirkungen eines Versagens oder Bedienungsfehlers abzufangen, für die Abstürze mit ursächlich. Besonders Flugzustände mit niedrigen Lastfaktoren (Low Gravity) und zu hektische Steuereingaben führten zu tödlichen Abstürzen, weil die Rotorblätter in den Heckausleger einschlugen und das Fluggerät sich daraufhin in der Luft zerlegte. Als Reaktion auf diese Gefahr mussten die Ausbildungsrichtlinien und die Festlegung der Betriebsgrenzen der Baumuster R22 und R44 modifiziert werden.

Zu Beginn der 1990er Jahre erkannte Robinson das Potenzial für einen leichten Hubschrauber mittlerer Größe und stellte den viersitzigen R44 mit Kolbenmotor vor. Die Aufträge für den R44 häuften sich schnell und das Unternehmen wurde zu einem anerkannten Anbieter in der Luftfahrtbranche. Im Jahr 2010 erweiterte Robinson seine Produktpalette erneut um den turbinengetriebenen R66 mit fünf Plätzen.

Robinson ging 2010 im Alter von 80 Jahren in den Ruhestand.

Die Liste der Robinson verliehenen Auszeichnungen und Ehrungen ist lang. Besonders hervorzuheben:

 2013          Daniel-Guggenheim-Medaille – AHS International

 2011          Lifetime Aviation Engineering Award – Living Legends of Aviation

 2010          Cierve-Dozent – Royal Aeronautical Society

 2011          Aufnahme in die National Academy of Engineering der Vereinigten Staaten

 2004          Howard Hughes Memorial Award – Southern California Aeronautic Association

 2000          Auszeichnung Laurels Hall of Fame Legend – Aviation Week & Space Technology

 1997          The Doolittle Award – Society of Experimental Test Pilots

 1992          Laurels Award – Aviation Week & Space Technology

 1991 und 1990 Igor I. Sikorsky International Trophy – American Helicopter Society

Das Unternehmen wird heute von Franks Sohn, Kurt Robinson, weitergeführt und hat bis dato weltweit über 13.000 Hubschrauber ausgeliefert.

(red / Robinson Helicopter)