Es war kein alltäglicher Festakt, der heute auf der Homebase der Black Hawk Helikopter in Langenlebarn über die Bühne ging. Ein gut gelaunter Airchief Brigadier Gerfried Promberger konnte nicht nur zahlreiche Kameraden der Luftstreitkräfte sondern auch hohe Vertreter der Bundes- und Landespolitik sowie - als Ehrengast - den italienischen Verteidigungsminister begrüßen. Der Anlass war mehr als erfreulich: Die Fliegertruppe stellten den ersten AW169 Helikopter feierlich in Dienst.
Während des Festaktes auf dem traditionsreichen Fliegerhorst Brumowski, der seit 55 Jahren den Namen des erfolgreichsten österreichischen Jagdfliegers des Ersten Weltkrieges trägt, wurde die Option zum Kauf von weiteren 18 Hubschraubern unterzeichnet - damit werden bis 2028 insgesamt 36 neue Hubschrauber im Bestand des Bundesheeres sein. Zum Vergleich: So viele neue Fluggeräte auf einmal erhielt das Bundesheer zuletzt vor mehr als einem halben Jahrhundert, als die Saab 105 eingeflottet wurde.
Die Gesamtkosten belaufen sich dabei laut Angaben des Verteidigungsministeriums auf ca. 873 Millionen Euro, wobei darin beispielsweise die Kosten für die Errichtung und Sanierung von Hangar-Anlagen, Simulatorengebäuden oder Ähnliches bereits enthalten sind.
Bis 2028 werden 12 Hubschrauber in der Variante AW169B (Schulungshubschrauber) und 24 in der Variante AW169MA (taktische Hubschrauber mit Bewaffnung) sowie ein umfassendes Unterstützungs- und Schulungspaket an Österreich geliefert. Die neuen Hubschrauber sind als Nachfolge für die leichten Verbindungs- und Transporthubschrauber „Alouette III“ vorgesehen, die 2023 ausgeschieden werden. Dass der AW169 auch als Schulungshubschrauber verwendet wird, stößt allerdings auch auf Kritik. Die Kosten seien unverhältnismäßig hoch, heißt es. Auf der anderen Seite kann es durchaus von Vorteil sein, wenn angehende Militärluftfahrzeugführer von Anfang an auf ihrem späteren Einsatzmuster geschult werden. Auch die OH-58-Flotte dürfte damit wohl ersetzt sein. Derzeit betreibt das Bundesheer noch 22 Alouette III und 10 OH-58 Kiowa.
Der Leonardo AW169 kann unter anderem für Personen- und Materialtransporte sowie für Löscharbeiten eingesetzt werden. Der Hubschrauber kann beispielsweise zwei- bis dreimal so viel Wasser transportieren wie eine Alouette III, also rund 1.500 Liter. Die zeitgemäße Avionik mit modernem Glascockpit ermöglicht die Erfüllung aller Einsatzaufgaben auch bei Nacht bzw. schlechten Witterungsbedingungen, was bei der Alouette III nur eingeschränkt möglich war bzw. ist. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Truppentransporten, Katastrophenhilfe und Notfallmaßnahmen über Brandbekämpfung, Bergrettung und medizinischen Evakuierungsflügen bis hin zum Schutz aus der Luft in der bewaffneten Version.
Der AW169 ist ein Hubschrauber der 5-Tonnen-Klasse, der von zwei Triebwerken mit je 826 kW Dauerleistung angetrieben wird. Damit erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h und kann über 800 km weit fliegen. Die maximale Flugdauer beträgt mehr als 4 Stunden. Die Nutzlast des Hubschraubers beträgt bis zu zwei Tonnen und es können bis zu 12 Personen transportiert werden. 24 Maschinen werden als Schul- bzw. Einsatzhubschrauber in Langenlebarn und 12 Einsatzhubschrauber in Aigen/Ennstal stationiert.
Weitere Fotoimpressionen
Wir danken dem Österreichischen Bundesheer für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Reportage.
(red CvD / ÖBH)