Reportagen

Austrian Wings Fotoreportage: Ignaz "Igo" Etrich - Österreichs großer Flugpionier aus dem Sudetenland

Die Etrich 2, genannt Taube, hier ein Nachbau der auf der ILA 2004 vorgeführt wurde, gilt als ie erfolgreichste Konstruktion des österreichischen Flugpioniers Igo Etrich (kleines Bild) - Fotomontage: Austrian Wings Media Crew / Archiv Austrian Wings / Noop1958 / CC BY-SA 3.0

Der Name Etrich ist untrennbar mit der Geschichte der österreichischen Luftfahrt verbunden und weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt. Der (sudeten-)deutsche Österreicher Igo Etrich erblickte am 25. Dezember 1879 im nordböhmischen Ober Altstadt, Region Königgrätz, das Licht der Welt. Böhmen und Mähren waren damals Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie, die unter der Regentschaft seiner Majestät Kaisers Franz Joseph I. stand. Von 1903 bis 1929 konstruierte und erprobte Etrich zahlreiche Flugmaschinen, darunter das erste Passagierflugzeug mit vollständig geschlossener Passagierkabine. 1945/46 wurde die Familie vom tschechoslowakischen Staat enteignet und vertrieben. Austrian Wings erzählt die Lebensgeschichte dieses einzigartigen Visionärs, dessen Name noch heute in Luftfahrtkreisen in aller Munde ist.

Zum besseren Verständnis der Thematik
Ehe wir mit der eigentlichen Geschichte dieses weltweit bekannten und hochgeachteten Flugpioniers fortfahren, ist es für das bessere Verständnis der Geschichte sinnvoll, vorab bedeutsame historische Fakten umfassend zu erläutern, auch, wenn diese keinen unmittelbaren Bezug zum Lebenswerk Etrichs haben. Der Staat Österreich-Ungarn, in den Etrich am Christtag vor 143 Jahren hineingeboren wurde, umfasste damals die Territorien mehrerer heute selbstständiger Länder, darunter die Slowakei und Tschechien. Eine mit heute vergleichbare "Österreichische Identität" gab es in dem Sinne nicht, da Österreich-Ungarn ein Vielvölkerstaat war.

Bürger ungarischer Muttersprache bezeichneten sich als Ungarn, Menschen, die Slowakisch sprachen als Slowaken, tschechische Muttersprachler als Tschechen und deutsche Muttersprachler fühlten sich als Deutsche, egal, wo im Kaiserreich sie lebten, wie der österreichische Historiker Ernst Bruckmüller weiß: "In der Habsburgermonarchie waren die deutschsprachigen Bewohner (vor allem) des westlichen, österreichischen Reichsteiles, also die Mehrzahl der Bewohner des heutigen Österreich, und darüber hinaus die Deutschböhmen, Deutschmährer, und -schlesier sowie deutschsprachigen Bewohner der anderen Kronländer einfach ‚Deutsche‘ genannt worden."

Der am 15. Jänner 1791 in Wien geborene Schriftsteller und Dichter Franz Grillparzer sagte einmal gar über sich selbst: "Als Deutscher ward ich geboren, bin ich noch einer? Nur was ich Deutsches geschrieben, das nimmt mir keiner." Ein ähnliches Selbstverständnis hatte auch der bekannte in Salzburg geborene Komponist Wolfgang Amadeus Mozart, der in einem seiner Briefe schreib: "Was mich aber am meisten aufrichtet und guten Mutes erhält, ist, dass ich ein ehrlicher Deutscher bin." Zitiert u. a. nach https://dme.mozarteum.at und https://beruhmte-zitate.de.

Grabstein von Anton Pergelt. Er war Mitglied im Reichsrat in Wien sowie im Böhmischen Landtag. Nach seinem Tod in Wien im Jahr 1910 wurde er in seine böhmische Heimat überführt und dort bestattet. Das Grab seiner Familie existiert noch heute, mehr als 100 Jahre später. Man beachte den letzten Teil der Inschrift, der viel über das völkische Selbstverständnis der deutschsprachigen Österreicher in der Monarchie aussagt - Foto: Austrian Wings Media Crew

In Böhmen (wo Igo Etrichs Familie seit Generationen wohnte und arbeitete), Mähren und Teilen Schlesiens lebten seit Jahrhunderte deutsche Siedler, die seit 1804 Bürger des Kaisertums Österreich, beziehungsweise ab 1867 Staatsangehörige von Österreich-Ungarn waren. In Böhmen nannten sie sich Deutschböhmen, in Mähren Deutschmährer. Ab dem Jahr 1902 war für diese auf dem Gebiet des heutigen Tschechien lebende deutsche Volksgruppe, deren Angehörige (darunter auch die Familie Etrich) heute mitunter beispielsweise als Altösterreicher bezeichnet werden, auch der Begriff Sudetendeutsche gebräuchlich.

Die rosa markierten Regionen waren über Jahrhunderte von (sudeten-)deutschen Altösterreichern besiedelt. Es handelte sich um geschlossene Siedlungsgebiete und Sprachinseln, in denen die Deutschsprachigen über 90 Prozent Bevölkerungsanteil hatten - Grafik: SLÖ

Selbst nach dem Zerfall der Monarchie im Jahr 1918 fühlten sich die meisten deutschsprachigen Österreicher sämtlicher politischer Lager in allen Regionen des einstigen Kaiserreiches in erster Linie als Deutsche, was unter anderem darin zum Ausdruck kommt, dass die am 12. November 1918 vom sozialdemokratischen Staatskanzler Karl Renner (der sich selbst als Marxist bezeichnete) ausgerufene Erste Österreichische Republik den Namen Deutsch-Österreich trug. Renner selbst war übrigens Deutschmährer und wurde 1870 in Unter-Tannowitz geboren. Nachdem er im südmährischen Nikolsburg (Tschechisch: Mikulov) am Gymnasium maturiert hatte, zog er zum Studium der Rechtswissenschaft, das er von 1891 bis 1896 absolvierte, nach Wien.

Ein österreichisches Wahlplakat aus Wien aus dem Jahr 1919, heute ausgestellt im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien - Foto: Austrian Wings Media Crew

Plötzlich in einem fremden Staat
1918, nach dem für Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg, wurden die von deutschen Altösterreichern bewohnten Gebiete in Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien gegen den Willen des größten Teils der dort lebenden deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung an die neu gegründete Erste Tschechoslowakische Republik angegliedert und in der Folge von tschechischen Militäreinheiten besetzt.

Soldaten der tschechoslowakischen Armee im Siedlungsgebiet der sudetendeutschen (Alt-)Österreicher; man beachte die deutschsprachigen Aufschriften auf den Gebäuden im Hintergrund. Dieses Bild stammt vermutlich aus Schönlinde in Nordböhmen, auf Tschechisch Krásná Lípa. Um 1900 herum waren 100 Prozent der Bewohner deutschsprachige Österreicher, 1930 noch 97 Prozent. Heute gibt es nur noch vereinzelt deutschsprachige Menschen in Schönlinde.

Als die sudetendeutschen (Alt-)Österreicher am 4. März 1919 für einen Anschluss ihrer Gebiete an die Republik Deutsch-Österreich demonstrierten, schossen tschechische Soldaten mit scharfer Munition in die Menge, töteten über 50 Menschen, darunter Frauen und Kinder und verletzten mehrere Hundert schwer.

Aufruf zum Generalstreik vom 4. März 1919; dieses Plakat hängt heute im Museumsdorf Niedersulz (NÖ) - Foto: Austrian Wings Media Crew

Sechs Tage nach diesem Massaker tschechischer Soldaten an sudetendeutschen Österreichern mahnte der US-amerikanische Diplomat Archibald Cary Coolidge eindringlich vor der Abtretung der von Deutschen besiedelten Gebiete an die Tschechoslowakei: "Würde man den Tschechoslowaken das ganze Gebiet zuerkennen, das sie beanspruchen, so wäre das nicht nur eine Ungerechtigkeit gegenüber vielen Millionen Menschen, die nicht unter tschechische Herrschaft gelangen wollen, sondern es wäre auch für die Zukunft des neuen Staates gefährlich und vielleicht verhängnisvoll." Seine Warnung blieb ungehört.

Im gleichen Jahr machte der tschechoslowakische Staatspräsident Tomáš Garrigue Masaryk, nach Ansicht einiger Historiker ein unehelicher Sohn von Kaiser Franz Joseph, keinen Hehl daraus, dass ihm die Deutschen im Land ein Dorn im Auge waren. Er gehe von einer "raschen Entgermanisierung dieser Gebiete" aus, sagte er. Und ebenfalls 1919 hetzte laut dem "Heimatkreis Komotau" die tschechische Zeitung "Zlata Praha" ungeniert ganz offen: "Die Deutschen müssten mit der Peitsche über die Grenzen hinaus getrieben werden." Der damalige Außenminister und spätere Präsident des Landes, Edvard Beneš, forderte die Deutschen gar zum Selbstmord auf und verweigerte der zweitgrößten Volksgruppe des neuen Staates jede Form der Autonomie.

"Die Deutschen müssten mit der Peitsche über die Grenzen hinaus getrieben werden."
Die tschechische Zeitung "Zlata Praha", 1919

"Den Deutschen darf kein Selbstbestimmungsrecht gegeben werden, sie mögen sich besser an Galgen und Kandelabern aufhängen."
Der spätere Präsident Edvard Beneš am 29. Oktober 1920, damals noch als Außenminister der Tschechoslowakei, über die zweitgrößte Volksgruppe des Landes

 

Jahre der Diskriminierung und Vertreibung
In den Folgejahren bis 1938 (also fast 20 Jahre lang!) waren die Sudetendeutschen, obwohl sie mit 28 Prozent Bevölkerungsanteil nach den Tschechen (48 Prozent Bevölkerungsanteil) die zweitgrößte Volksgruppe (noch vor den Slowaken, die lediglich 14 Prozent der Bevölkerung stellten) in der Tschechoslowakei abbildeten, erheblichen Diskriminierungen und Benachteiligungen durch die nationalistische tschechische Regierung in Prag ausgesetzt.

Die Verzweiflung darüber zeigte sich auch daran, dass es allein von 1920 bis 1930 - und damit noch vor dem Ausbruch der schweren Wirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre, unter der die deutschsprachigen Altösterreicher ungleich schwerer zu leiden hatten als die Tschechen - unter den Sudetendeutschen 20.000 Selbstmorde gab. Laut Hugo Theisinger, Autor des Buches "Die Sudetendeutschen" (ISBN: 3980091910), war das "im Verhältnis gesehen die höchste Selbstmordziffer Europas". Auch die Kindersterblichkeit in den deutschen Gebieten von Böhmen und Mähren stieg rasant an.

Zudem überwachte die tschechoslowakische Staatspolizei die deutschen Altösterreicher. Zahlreiche Bücher (rund 2.300 an der Zahl) und Lieder (etwa 170) der deutschen altösterreichischen Volksgruppe wurden verboten und die Betätigung für deutsche Vereine konnte als "Hochverrat" nach dem tschechoslowakischen Staatsschutzgesetz von 1923 angeklagt werden.

Der im sechsten Hauptstück der Verfassungsurkunde der Ersten Tschechoslowakischen Republik verankerte Paragraph 128, nach dem alle Staatsbürger gleichberechtigt seien, war im täglichen Leben das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben stand - jedenfalls, was die Angehörigen der altösterreichischen sudetendeutschen Volksgruppe betraf. Dazu zwei Beispiele: Da die Zahl der deutschen Abgeordneten im Prager Parlament festgelegt war, blieben die Sudetendeutschen immer in der Minderheit, der tatsächliche Wählerwille konnte also gar nicht im Parlament abgebildet werden. Als die Sudetendeutsche Partei im Jahr 1935 die Parlamentswahlen klar gewann, wurde sie trotzdem nicht einmal an der Regierung beteiligt.

Hitler instrumentalisierte die Probleme für seine Zwecke
Etwa um 1936 hatte der deutsche Diktator und Massenmörder Adolf Hitler erkannt, dass es seinem Ziel, die Tschechoslowakei zu zerschlagen dienlich wäre, die Sudetendeutschen für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Hitler drohte offen mit Krieg, sollten die von den Sudetendeutschen besiedelten Gebiete von der Tschechoslowakei nicht an das Deutsche Reich abgetreten werden und inszenierte sich als vermeintliche "Schutzmacht" der deutschen altösterreichischen Bevölkerung in Böhmen und Mähren. Im Rahmen des Münchner Abkommens von 1938 stimmten die Westmächte den Forderungen Hitlers schließlich zu, in der Hoffnung, damit einen neuen Krieg in Europa zu verhindern.

Das war natürlich ein Trugschluss, denn dem menschenverachtenden Diktator war es in Wahrheit freilich nie um die Sudetendeutschen an sich, sondern nur um den Ausbau seiner Macht begangen - und schon gar nicht war er interessiert daran, sich von seinen Kriegsplänen und dem Menschheitsverbrechen der Shoa abhalten zu lassen, dem neben rund 71.000 tschechischen Juden auch eine große Zahl sudetendeutscher Juden zum Opfer fielen. Insgesamt ermordeten die Nazis in ganz Europa im Rahmen der Shoa mindestens 6 Millionen Juden, dazu unzählige Kriegsgefangene, politische Gegner und weitere Menschen, die sie wegen ihrer kranken Ideologie als "lebensunwert" betrachteten. Doch diese traurige und brutale Wahrheit erkannten damals vermutlich sowohl die Westmächte als auch die meisten Sudetendeutschen nicht, sonst wäre die Geschichte möglicherweise anders verlaufen. Vergleiche dazu auch: Jaworsky, Die Sudetendeutschen. In: Die Vertreibung, S. 37; Hoensch, Geschichte, S. 70–71. Hitler, dem ein Menschenleben keinen Pfifferling wert war, betrachtete die männlichen Sudetendeutschen im wehrfähigen Alter wohl auch als zusätzliches Kanonenfutter, das er in dem von ihm 1939 entfesselten Zweiten Weltkrieg regelrecht "verheizen" konnte.

In ihrer im Jahr 1995 verfassten Diplomarbeit "Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46", die von Dozent Rauchensteiner begutachtet wurde, zitiert die Verfasserin Mag. Znoy aus dem Buch "Das Sudetenproblem", Smelser 1983, ISBN 10: 3486500015 / ISBN 13: 9783486500011:

"Die Tragödie der Sudetendeutschen liegt in der Tatsache, dass sie die Natur und die Machtstruktur des Dritten Reiches völlig falsch beurteilten, dass sie versuchten, das nationalsozialistische Deutschland für ihre Zwecke zu verwenden - um schließlich ihrerseits als Werkzeuge für eine radikale Expansionspolitik des Reiches missbraucht zu werden."

Die Verteilung der Sprachen in der Tschechoslowakei um 1930; deutlich zu erkennen ist, dass der größte Teil der deutschen Volksgruppe auf dem Gebiet des heutigen Tschechien lebte, während der größte Teil der ungarischen Volksgruppe im slowakischen Teil der Republik seine Heimat hatte - Grafik: Wikipedia / CC BY 3.0

Nach der Befreiung Europas von der verbrecherischen Nazi-Barbarei, wurden 1945/46 fast alle sudetendeutschen (Alt-)Österreicher, rund 3 Millionen an der Zahl, vom tschechoslowakischen Staat zunächst völlig entrechtet - alle deutschsprachigen (Alt-)Österreicher musste eine weiße Armbinde mit einem schwarzen N (für Nemec = Deutscher) tragen und waren quasi vogelfrei -, danach zwangsenteignet und schließlich vertrieben.

Alle deutschsprachigen Altösterreicher in der Tschechoslowakei mussten vom Kriegsende 1945 bis zu ihrer Enteignung und Vertreibung diese Armbinde tragen. Das N stand für Nemec = Deutscher. Die Binde machte seinen Träger zum Freiwild für marodierende tschechische Revolutionsgardisten. Diese beiden Exemplare befinden sich im Museumsdorf Niedersulz (NÖ) - Foto: Austrian Wings Media Crew

Bis zu 300.000 Todesopfer
Vor allem in den ersten Wochen und Monaten, diese Phase wird auch als "wilde Vertreibung", bezeichnet, kam es zu zahlreichen Massakern (wie beispielsweise in Postelberg oder Prerau, wo sogar Säuglinge abgeschlachtet wurden, nur weil sie deutsche Altösterreicher waren) an Alten, Frauen und Kindern sowie zu Todesmärschen, von denen der Brünner Todesmarsch wohl der bekannteste ist. Bis zu 300.000 (die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich spricht von 241.000 Todesopfern, andere Quellen geben teils noch höhere Zahlen an) deutschsprachige Altösterreicher überlebten diese Tortur nicht. Viele dieser Unglückseligen liegen bis heute namenlos verscharrt in unbekannten Massengräbern in Tschechien. Dieses von einigen Historikern sogar als Völkermord bezeichnete Vertreibungsverbrechen, von dem auch die Familie Etrich betroffen war, wird heute von manchen Zeitgenossen simpel als vermeintlich "gerechte Reaktion" auf den unbestritten grausamen Nazi-Terror gegen die tschechische Bevölkerung in den Jahren 1938 bis 1945 dargestellt. Stellvertretend dafür sei u. a. an das Massaker von Lidice erinnert, ein Besuch der Gedenkstätte ist empfehlenswert und tief bewegend. Informationen zur Judenverfolgung durch die Nazis und zur Shoa im "Protektorat Böhmen und Mähren" finden Sie unter diesem Link.

"Entgermanisierung" war seit Jahrzehnten von Tschechen geplant
Doch diese grob verknappte Aussage (Vertreibung der Deutschen = Rache für deutsche Naziverbrechen in der Tschechoslowakei), die leider selbst manche Journalisten unkritisch "wiederkäuen", anstatt selbst korrekt zu recherchieren, scheint sachlich gesehen in dieser undifferenzierten Form so nicht zulässig. Denn nicht nur die Aussage Masaryks von 1919 ("rasche Entgermanisierung"), sondern auch mehrere Äußerungen von seinem Nachfolger als Präsident, Edvard Beneš, belegen, dass es bereits seit der Staatsgründung der CSR 1918 ganz offensichtlich der Wunsch der tschechisch dominierten tschechoslowakischen Regierung war, einen ethnisch weitgehend homogenen Nationalstaat für Tschechen und Slowaken zu schaffen, in dem Deutsche und Ungarn (etwa 900.000 Ungarn leben vor allem im slowakischen Teil der Tschechoslowakei) keinen Platz hatten - und das war immerhin 15 Jahre bevor die Nazis in Deutschland überhaupt an die Macht kamen.

So sagte Beneš im Mai 1945 öffentlich: "Es wird notwendig sein, vor allem kompromisslos die Deutschen in den tschechischen Ländern und die Ungarn in der Slowakei völlig zu liquidieren, soweit diese Liquidierung im Interesse des einheitlichen Nationalstaates der Tschechen und Slowaken überhaupt nur möglich ist. Unsere Losung muss es sein, uns, unser Land kulturell, wirtschaftlich und politisch endgültig zu entgermanisieren" und nur wenige Wochen später bestätigte er öffentlich, dass dies bereits seit 1918 (damals war er Außenminister unter Präsident Masaryk) sein Plan gewesen war: "Alle Deutschen müssen verschwinden! Was wir im Jahre 1918 schon durchführen wollten, erledigen wir jetzt!" Zitiert unter anderem nach: Edvard Beneš, Odsun Němců z Československa, Výbor z pamětí, projevů a dokumentů 1940–1947 beziehungsweise nach Informationen des "Heimatkreises Komotau".

"Alle Deutschen müssen verschwinden! Was wir im Jahre 1918 schon durchführen wollten, erledigen wir jetzt!"
Der tschechoslowakische Präsident Edvard Beneš, 1945

Heimatvertriebene sudetendeutsche Altösterreicher - Foto: Archiv Austrian Wings

Das Schicksal der (Alt-)Österreicher aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien lässt sich symbolisch in einem Satz eines namentlich nicht bekannten und mittlerweile verstorbenen sudetendeutschen Zeitzeugen zusammenfassen: "Mein Vater wurde in Österreich-Ungarn geboren, meine Mutter in der Tschechoslowakei und ich im Deutschen Reich. Aber alle erblickten wir im gleichen Haus das Licht der Welt."

Von 28 Prozent auf 0,4 Prozent Bevölkerungsanteil
Der größte Teil der heimatvertriebenen sudetendeutschen Altösterreicher (fast 2 Millionen) fand Aufnahme in der Bundesrepublik Deutschland (hier vor allem in Bayern), gefolgt von der DDR (rund 900.000). Österreich nahm etwa 140.000 bis 160.000 (abweichende Angaben in der Literatur) seiner einstigen Bürger aus Monarchiezeiten auf. Nur jene Deutschen, die von der Regierung in Prag als Juden oder "verdiente Antifaschisten" anerkannt wurden, durften, wenn sie wollten, in der Tschechoslowakei bleiben. Für Betriebe unentbehrliche deutsche Facharbeiter dagegen durften vorerst nicht einmal dann ausreisen, selbst wenn das ihr Wunsch war. Nachdem 1948 die Kommunisten in Prag die Macht ergriffen hatten und Beneš zurückgetreten war, verließen dann die meisten der bis dahin noch in der Tschechoslowakei verbliebenen sudetendeutschen Altösterreicher ihre Heimat freiwillig.

Gedenken und Versöhnung
In der Tschechischen Republik leben laut der letzten Volkszählung von 2001 heute noch rund 39.000 Deutsche als Nachfahren der heimatvertriebenen sudetendeutschen (Alt-)Österreicher - das sind gerade einmal 0,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Es gibt mittlerweile zahlreiche von tschechischer Seite initiierte Versöhnungsprojekte zwischen Tschechen und Sudetendeutschen beziehungsweise ihren Nachkommen, darunter der jährlich stattfindende Versöhungsmarsch / Pouť smíření. Auch Künstler wie der junge Fotograf Lukáš Houdek haben sich mit speziellen Projekten der Aufarbeitung der Vertreibung (auf Tschechisch als "Odsun" bezeichnet) verschrieben - ebenso wie der Verein "Antikomplex". Auf den "Sudetendeutschen Heimattagen" sind mittlerweile teils hochrangige tschechische Politiker als Redner zu Gast und bei den NATO-Tagen 2022 in Mährisch Ostrau (Tschechisch: Ostrava) beteiligten sich Soldaten der deutschen Bundeswehr sowie der tschechischen Streitkräfte Seite an Seite und demonstrierten so gelebte Völkerfreundschaft zwischen Deutschen und Tschechen. Gemeinsam sind deutsche und tschechische Kameraden im Rahmen des NATO-Bündnisses jederzeit bereit für die Freiheit und Sicherheit Europas einzutreten. Und die Stadt Brünn (Tschechisch: Brno) entschuldigte sich 2015 offiziell für die Vertreibung seiner deutschsprachigen Bürger 1945, während im Garten des Augustinerklosters in Alt Brünn schon seit 1995 eine zweisprachige (Deutsch / Tschechisch) Gedenktafel an die vertriebenen Bewohner der Stadt erinnert.

Eine tschechische Familie gedenkt im Sommer 2021 der im Jahr 1945 aus der Heimat vertriebenen sudetendeutschen (Alt-)Österreicher am Mahnmal im Garten des Augustinerklosters in Brünn/Brno - Foto: Austrian Wings Media Crew

Tschechische Täter nie bestraft, bis heute keine Entschädigung für Opfer
Dennoch: Die Beneš-Dekrete, mit denen das Vertreibungsverbrechen an der zweitgrößten Bevölkerungsgruppe der Tschechoslowakei sowie an den dort lebenden Ungarn nachträglich für legal erklärte wurde, um die Täter vor Strafen zu schützen, sind bis heute Bestandteil der tschechischen Rechtsordnung. Dadurch drückt sich der tschechische Staat - trotz EU-Mitgliedschaft! - seit bald 80 Jahren erfolgreich vor seiner Verantwortung und davor, Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe an die (wenigen noch lebenden) Opfer beziehungsweise ihre Nachkommen leisten oder geraubtes Eigentum restituieren zu müssen, was aus Sicht der tschechischen Politik allerdings sogar nachvollziehbar ist, könnten vollumfängliche Entschädigungszahlungen doch womöglich die Staatspleite Tschechiens bedeuten. Denn gemäß den Aufzeichnungen der "Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich" beträgt der Wert des 1945/46 durch die Tschechoslowakei von den deutschsprachigen Altösterreichern geraubten Vermögens nämlich 27,8 Milliarden Dollar. Laut einer Rechtsverwahrungsaktion von 1978, die der UNO gemeldet wurde, raubte der tschechoslowakische Staat unter anderem 2,5 Millionen Hektar landwirtschaftlichen Besitz, 13.040 Industriebetriebe, 237.000 Gewerbebetriebe, 180.000 Einfamilienhäuser und 28.000 weitere Gebäude plus öffentliches und privates Vermögen.

Österreicher sehen sich heute nicht mehr als Deutsche
Eine eigene, vom Deutschen bewusst abgegrenzte, "Österreichische Identität" wie wir sie heute kennen, entwickelte sich in Österreich erst sukzessive nach dem Zweiten Weltkrieg in der Zweiten Republik, doch auch das brauchte seine Zeit. Wie der Historiker Oliver Rathkolb 2020 in einem Interview mit "ORF.at" ausführte, fühlten sich selbst 1956 - 11 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und fast 40 Jahre nach dem Ende der Monarchie - noch immer 60 Prozent der österreichischen Staatsbürger "kulturell als Deutsche". Das begann sich erst ab Mitte der 1960er Jahre allmählich zu ändern, so der Experte.

Dieses, zugegebenermaßen ziemlich umfangreich, dargelegte historische Hintergrundwissen ist für den Leser eine bedeutsame Grundvoraussetzung, um das nachfolgende Portrait über den großen österreichischen Visionär Igo Etrich im geschichtlichen Kontext korrekt einordnen zu können.

Igo Etrich - die frühen Jahre
Ignaz "Igo" Etrich erblickte am Christtag des Jahres 1879 in Ober Altstadt (Tschechisch: Horní Staré Město), einem Ortsteil der Stadt Trautenau (Tschechisch: Trutnov), in Nordböhmen das Licht der Welt. Im gleichen Jahr starb seine ältere Schwester Elisabeth im Alter von nur einem Jahr. Etrichs Eltern bekamen kurz nach der Geburt von Sohn Ignaz noch zwei weitere Kinder: Paul (1881–1920) und Marie (1882–1934). Etrichs Vater, der ebenfalls Ignaz hieß, besaß mehrere Spinnereien in Ober Altstadt und galt als wohlhabender Unternehmer.

Darstellung von einer von Etrichs Textilfabriken - Grafik: Archiv Austrian Wings

Um Verwechslungen mit dem Vater zu vermeiden, wurde der junge Ignaz ganz allgemein Igo genannt. Der Junge begann sich schon früh für den Vogelflug zu interessieren und baute mit seinem Vater gemeinsam sogar ein Versuchslabor. Nach dem Tod des deutschen Flugpioniers Otto Lilienthal im Jahr 1896 kaufte Ignaz Etrich senior einige von Lilienthals Gleitern - auch für seinen Sohn stellten diese Fluggeräte spannende Forschungsobjekte da. Ignaz Etrich junior, Igo, besuchte zunächst die Oberrealschule im böhmischen Trautenau, wo er 1898 die Matura ablegte. Danach diente er als Einjährig-Freiwilliger beim 7. Dragoner-Regiment der k.u.k. Armee in Altbunzlau (Tschechisch: Stará Boleslav) und brachte es dort bis zum Leutnant der Reserve beziehungsweise Oberleutnant der Landwehr-Ulanen. Nach seiner Ausmusterung bei der Armee ging Igo Etrich zunächst nach Leipzig, wo er an der dortigen Handelshochschule drei Semester studierte, ehe er die Einrichtung ohne Abschluss wieder verließ, wie Etrich später selbst in seiner Autobiographie schrieb: "Da ich dazu ausersehen war, später die Betriebe unserer Firma zu leiten, hatte ich kein Interesse, einen akademischen Titel zu erwerben und machte daher keine Abschlussprüfungen."

Eintritt in den Familienbetrieb
1903, Etrich feierte in diesem Jahr seinen 24. Geburtstag, trat er zunächst in den Familienbetrieb ein und leitete die Flachsspinnereien in Ober Altstadt und Bausnitz. Außerdem wirkte er bei der Errichtung einer Außenstelle in Wysotschanka bei Witebsk in Rußland mit. Das Interesse am Fliegen ließ den jungen Deutschböhmen jedoch nicht los, und sein Vater förderte die Leidenschaft des Sohnes. Die vom Vater erworbenen Lilienthal-Gleiter lieferten Etrich wichtige Anhaltspunkte bei der Konstruktion seiner eigenen Maschinen.

Undatierte Aufnahme; es zeigt offenbar die Werkstatt von Etrich in Böhmen in der Frühzeit seines Schaffens als Flugzeugkonstrukteur - Foto: Archiv Austrian Wings

Erster Flugapparat
Um 1900/1901 hatten Vater und Sohn einen Rampenstartgleiter konstruiert, der jedoch nicht abhob, weswegen sich die Etrichs Verstärkung in Form des aus Marburg (heute Slownien) stammenden Konstrukteurs Franz Xaver Wels holten. Der Kontakt zu Wels kam übrigens über einen anderen Flugpionier, Wilhelm Kress, zustande. Jetzt, 1903, konstruierte Igo Etrich gemeinsam mit Wels einen Nurflügel-Gleiter. Als Vorbild diente den beiden Visionären der Flugsamen Zanonia macrocarpa. Zwei Jahre später, 1905 wurde ein kleiner Zanonia-Gleiter mit gegenläufigen Luftschrauben und einem 3,5 PS starken Motor erprobt, doch der Antrieb war zu schwach.

Dieses ebenfalls undatierte Foto zeigt vermutlich den von Etrich entworfenen Rampenstartgleiter - Foto: Archiv Austrian Wings

Die Männer meldeten ihren Gleiter im März 1905 zunächst beim k.u.k. Patentamt in Wien an, welches das Patent ein Jahr später genehmigte - die Mühlen der königlich-kaiserlichen Bürokratie mahlten eben langsam. Als nächster Schritt weiteten die beiden Konstrukteure ihr Patent auch auf Frankreich, Italien und die USA aus. Der erste Testflug mit dem Etrich-Wels-Gleiter fand 1906 in Ober Altstadt statt. Es war dies zugleich der weltweit erste Flug eines manntragenden Nurflüglers.

Zeichnung des Etrich-Wels-Gleiters, 1906 - Grafik: Nuricom 1 / gemeinfrei

1906 erfolgten unbemannte Testflüge, ehe am 2. Oktober 1907 schließlich der modifizierte manntragende Gleiter mit Franz Wels am Steuer zum Erstflug abhob.

Igo Etrich im Jahr 1908; diese Aufnahme erschien in der Wiener Luftschiffer-Zeitung, Ausgabe vom April 1908; VII. Jahrgang, Nr. 4, S. 78 - Foto: Archiv Austrian Wings / gemeinfrei

Von Nordböhmen nach Wien - die "Etrich 1" entsteht
Um 1907/08 (hierzu gibt es in der Literatur widersprüchliche Angaben) verließ Igo Etrich das heimatliche Nordböhmen und zog sich mit Zustimmung des Vaters aus dem elterlichen Textilbetrieb zurück, um nach Wien zu reisen, wo er gemeinsam mit Wels sowie Karl Illner (Pilot und Mechaniker) den Gleiter zum Motorflugzeug weiterentwickeln wollte.

Igo Etrich (links) und Karl Illner (rechts, mit Pilotenkleidung und Fliegerhaube) vor einem Flugzeug; das exakte Datum der Aufnahme ist unbekannt, sie dürfte zwischen 1907 und 1910 entstanden sein - Foto: Archiv Austrian Wings

Dafür nutzte das Trio das Gelände der Rotunde im Wiener Prater. Außerdem errichtete Igo Etrich einen Hangar (manche Quellen erwähnen zwei Hangars) im Bereich des heutigen Flugplatzes Wiener Neustadt West (LOXN). Das Etrich 1 genannte Fluggerät entsprach von der Form her weitgehend dem zuvor entwickelten Gleiter, allerdings hatte es statt einer Kufe Räder als Fahrwerk und einen am Heck angebrachten Motor, dessen 24 PS einen Druckpropeller antrieben. Später änderte Etrich die Konstruktion, versetzte Motor und Propeller an den Bug der Maschine und baute ein konventionelles Seitenleitwerk ein.

Die Etrich 1, genannt Praterspatz, beim Start in Wiener Neustadt - Foto: Archiv Austrian Wings

Am 4. Juli 1909 erhob sich die Etrich 1 mit dem Spitznamen Praterspatz (wegen seines Entstehungsortes) in Wiener Neustadt zum ersten Mal in die Lüfte. Igo Etrich aus dem Ober Altstadt hatte damit Luftfahrtgeschichte geschrieben. Die Etrich 1 erreichte Berichten zufolge eine Geschwindigkeit von rund 70 Stundenkilometern und legte auf dem Erstflug angeblich eine fünf Kilometer lange Strecke zurück. Andere Quellen sprechen davon, dass die Maschine "über die gesamte Länge des Flugfeldes" geflogen sei.

Weltbekannt - die Etrich Taube
Angespornt von diesem Erfolg machte sich Igo Etrich (Franz Xaver Wels ging inzwischen eigene Wege und versuchte sich an der Entwicklung von Doppeldeckern) daran, ein leistungsstärkeres Flugzeug zu entwickeln. Wieder diente ihm die Rotunde im Wiener Prater als Konstruktionsbüro und Werkstatt. Den Winter 1909/1910 nutzte Etrich intensiv für den Bau des Etrich 2 genannten Flugzeuges, das wegen der charakteristischen Form seiner Tragflächen als Etrich Taube in die Luftfahrtgeschichte eingehen sollte.

Etrich Taube beim Start - Foto: Archiv Austrian Wings
Etrich Taube - Foto: Archiv Austrian Wings

Im Februar 1910 erblickte die Etrich Taube schließlich das Licht der Öffentlichkeit. Doch lassen wir einen zeitgenössischen Zeitungsbericht zu Wort kommen: "Der Aeroplan Etrich 2 wurde heute mittags mittels Automobil von der Rotunde nach dem Steinfelde gebracht. Etrich wird Dienstag mit seinen Flugversuchen starten.“  Nun, diese Einschätzung der Presse war wohl etwas zu euphorisch, tatsächlich dauerte es nämlich noch bis zum 6. April 1910, ehe die Taube mit Igo Etrich am Steuer vom Flugfeld Wiener Neustadt abhob.

"Der Aviatiker Etrich setzte auf dem Flugfelde in Wiener Neustadt seine Flugversuche mit seinem Monoplan fort und blieb acht Minuten in einer Höhe von fünf bis zwanzig Meter in der Luft. Er landete glatt. Das Publikum bereitete dem Aviatiker stürmische Ovationen."
Das Salzburger Volksblatt anlässlich des Erstfluges der Etrich Taube

Auch die weiteren Testflüge führte Etrich selbst durch, bei einem Absturz erlitt der Pionier jedoch schwere Rückenverletzungen, die ihn an der Fortsetzung der Flüge hinderten. Sein Mechaniker Karl Illner aus Schatzlar (Tschechisch: Žacléř), ebenfalls ein deutschböhmischer Österreicher, legte daraufhin am 24. April 1910 auf einer Taube als dritter Pilot Österreich-Ungarns die Flugprüfung ab und übernahm die weitere Flugerprobung.

Etrichs Mechaniker und Pilot Karl Illner im Cockpit eines Flugzeuges; Illner wird heute im Museum seiner nordböhmischen Heimatstadt Schatzlar gewürdigt - Foto: Archiv Austrian Wings / gemeinfrei

Illner  (* 14. Juli 1877 in Schatzlar, Böhmen; † 6. August 1935 in Wien) erwies sich dabei als ausgezeichneter Flieger und stellte in der Folge mehrere Rekorde auf. So absolvierte er beispielsweise am 17. Mai 1910 den ersten Überlandflug von Wiener Neustadt ins rund 50 Kilometer entfernte Wien und wieder zurück, insgesamt also gut 100 Kilometer - eine beachtliche Entfernung für die damalige Zeit. Beim Internationalen Flugmeeting in Wiener Neustadt räumte Karl Illner am 18. September des gleichen Jahres einen Großteil der Preise ab und rund 3 Wochen später, am 10. Oktober 1910, führte der wagemutige Flieger einen Flug von Wien nach Horn und zurück durch. Das brachte ihm nicht nur Ruhm sondern auch einen von der Gemeinde Wien gestifteten Preis in Höhe von 20.000 Kronen ein. Zur Erinnerung an diese aviatische Meisterleistung errichtete die Gemeinde Horn einen Gedenkstein.

Etrich Taube - Foto: Archiv Austrian Wings

Das Modell Etrich 2 (die Taube) war dermaßen erfolgreich, dass auch das Militär Interesse an dem Fluggerät zeigte. Maschinen dieses Typs wurden nicht nur bei der k.u.k. Luftschifferabteilung eingeführt, sondern auch nach Deutschland, Russland und China exportiert. Die Serienproduktion in Österreich übernahm die Firma Lohner (rund 50 Stück), während in Deutschland eine Lizenzfertigung durch die Firma Rumpler erfolgte. Etrich und Rumpler zerstritten sich später und Etrich meinte, die Lizenzvergabe an Rumpler sei der größte Fehler seines Lebens gewesen. Der gebürtige Wiener Edmund Rumpler wurde wegen seiner jüdischen Herkunft ab 1933 von den Nazi-Barbaren massiv diskriminiert und musste seine Arbeit aufgeben. Er starb 1940 in Neu Tollow, Kreis Wismar.

Igo Etrich selbst schenkte eine 1910 gebaute Taube im Jahr 1914 dem Technischen Museum Wien, wo sie noch heute zu bestaunen ist.

Wertvolles Exponat: Diese Taube schenkte Erfinder Igo Etrich dem Technischen Museum in Wien vor 112 Jahren persönlich - Foto: Archiv Austrian Wings / gemeinfrei

"Die Geschäftsbeziehung zu Rumpler war der größte Fehler meines Lebens, der mich in der Folge um die Früchte meiner 10-jährigen Entwicklungsarbeit gebracht hat."
Igo Etrich

Die Leistungen der Etrich Taube waren für den Beginn des 20. Jahrhunderts wirklich beeindruckend. Die Maschine war fast 10 Meter lang und wies eine Spannweite von rund 14 Metern auf. Das offene Cockpit bot Platz für bis zu zwei Personen, das Fluggerät selbst lag ausgesprochen stabil in der Luft - was allerdings auf Kosten der Wendigkeit ging. Die Leermasse lag bei 650 Kilogramm, die maximale Zuladung betrug rund 200 Kilogramm. Die Fluggeschwindigkeit betrug rund 100 Stundenkilometer, die Flugdauer etwa 4 Stunden.

Die frühen Modelle wurden von einem 4-Zylinder Argus oder 6-Zylinder Mercedes Typ E4F Motor angetrieben. Später produzierte Tauben erhielten einen Motor von Austro Daimler.

Foto: Archiv Austrian Wings

Bei der Entwicklung von Austro Daimler Flugmotoren wirkte übrigens ein weiterer großer (Alt-)Österreicher federführend als Konstrukteur mit - der am 3. September 1875 im nordböhmischen Maffersdorf (heute ein Teil von Reichenberg in Tschechien) geborene Ferdinand Porsche. In Porsches Geburtshaus befindet sich heute übrigens ein Museum, das an das Leben und Wirken dieses Genies erinnert. In Österreich tragen mehrere Straßen den Namen dieses begnadeten Technikers.

Kaiser Franz Joseph am Flugtag Wiener Neustadt, September 1910

Im Laufe der Jahre entwickelte Etrich die Taube zur Etrich 3 Möwe weiter, die Etrich 4 trug wieder den Namen Taube. Kaiser Franz Joseph I. persönlich erwies Igo Etrich am 19. September 1910 durch seinen Besuch auf dem Flugplatz Wiener Neustadt die Ehre und ließ sich von Etrich und Illner eine der Maschinen erklären. Anschließend führte Etrich die Maschine dem Kaiser vor den Augen weiterer 50.000 Zuschauer vor. Illner und Etrich bildeten auch selbst neue Piloten aus. Für seine Verdienste wurde Igo Etrich im Jahr 1911 das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen.

Von 1910 bis 1918 fertigten verschiedene Firmen mindestens rund 250 Tauben auf Basis der Konstruktionspläne von Igo Etrich. Denn da sich das deutsche Patentamt außerstande sah (oder nicht willens war), ein Patent auf die Taube zu erteilen, durfte das Flugzeug in Deutschland schließlich von jedermann gebührenfrei nachgebaut werden. Auch Lilly Steinschneider, jene Pionierin der Luftfahrt, die als zweite Frau Österreich-Ungarns den Pilotenschein erwarb, flog eine Etrich Taube und nahm damit 1913 an einem Flugwettbewerb in Wien Aspern teil.

Die genaue Zahl der insgesamt produzierten Tauben lässt sich heute nicht mehr feststellen, sie dürfte jedoch deutlich höher als die offiziell genannten rund 250 Stück sein. Kam der Typ zu Beginn des Ersten Weltkrieges noch als Aufklärer und sogar als Bomber (der Beobachter warf kleine Sprengkörper von Hand ab) zum Einsatz, wurde er wegen seiner langsamen Fluggeschwindigkeit und der eingeschränkten Wendigkeit ein leichtes Ziel von Flak und gegnerischen Jägern. Deshalb zogen die Militärs die Taube bald wieder vom Fronteinsatz ab.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bildete die Etrich Taube das Rückgrat der Flugzeuge der Luftwaffe der k.u.k. Monarchie. Das Flugzeug selbst war unbewaffnet, Pilot und Beobachter verfügten jedoch ggf. über einfache Pistolen - Foto: Archiv Austrian Wings

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts und Jahrzehnte nach Etrichs Tod, wurden in Österreich (OE-CET) und Deutschland (D-ETRI) mindestens zwei flugfähige Tauben nachgebaut. Die OE-CET hob Ende der 1980er Jahre in Wiener Neustadt ab und befindet sich heute im Flugmuseum Aviaticum. Die D-ETRI wurde auf der ILA 2004 im Flug vorgeführt und später an ein Museum in Neuseeland verkauft (siehe untenstehende Liste).

Der flugfähige Nachbau der Etrich Taube OE-CET im Frühjahr 1989 auf dem Flugplatz Wiener Neustadt ...
... und 2012 im Luftfahrtmuseum Aviaticum in Wiener Neustadt - Fotos: Anton Wildbergair / www.wildbergair.com (vielen Dank für die Genehmigung zur Verwendung)
Nachbau im Flug, ILA Berlin 2004 - Foto: Noop1958 / CC BY-SA 3.0

Weltweit sind heute nur noch wenige Tauben verschiedener Ausführungen erhalten:

  • Technisches Museum Wien Etrich II, das Original
  • Deutsches Technikmuseum Berlin, Typ Jeannin Stahltaube
  • Flugmuseum Aviaticum Wiener Neustadt, Typ F (OE-CET) Nachbau
  • Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Flugplatz Berlin-Gatow, Typ EFW
  • Chaplin Fighter Museum, Mesa, Arizona, USA, Typ NM
  • Forsvarets Flysamling (Flugzeugsammlung der norwegischen Streitkräfte) Oslo-Gardermoen, Rumpler-Taube „Kamel“ (Wassertaube)
  • Transport Museum, Owls Head, USA, Typ D 2
  • Technisches Nationalmuseum in Prag, Etrich Sport-Taube
  • Museum Omaka, Neuseeland, Typ NM (die Taube aus Fürstenwalde D-ETRI)
  • Deutsches Museum, München, Etrich-Rumpler Nr. 19
  • Naturhistorisches Museum Wien, Typ Etrich-Zanonia (Modell)
  • Sofitel Budapest (in der Hotelhalle)

Weitere Konstruktionen
Doch dieser große Sohn Österreichs ruhte sich nach der Konstruktion der Taube keineswegs auf dem bisher Erreichten aus. 1911 kehrte Etrich zwar nach Böhmen zurück und übernahm wieder die Leitung des Familienbetriebes. Allerdings ließ ihn das "Virus Aviaticus", mit dem er sich infiziert hatte nicht mehr los. "In einem Nebengebäude unserer Spinnerei richtete ich eine Werkstatt ein, in der neue Flugzeugtypen geschaffen werden konnten", schrieb Etrich später. In Trautenau baute er zu dieser Zeit den Prototyp eines Modells namens "Schwalbe", das jedoch nicht ausgereift war und nie in Serie produziert wurde. Schon 1912, als die Produktion der Taube bei anderen Herstellern - bis dato hatte Etrich keine eigene Serienproduktionswerkstätte besessen - auf Hochtouren lief, gründete Etrich im nahegelegenen niederschlesischen Liebau (Polnisch: Lubawka), das damals zu Preußen gehörte, die Etrich-Fliegerwerke und arbeitete dort, neben der laufenden Produktion der Taube, an einem neuen, größeren Flugzeugtyp.

Eine Etrich Taube; soweit ersichtlich handelt es sich um ein Exemplar mit einem von Ferdinand Porsche entwickelten Austro Daimler Flugmotor - Foto: Archiv Austrian Wings

Gemeinsam mit dem Leiter des Konstruktionsbüros, einem gewissen Ernst Heinkel, erschuf er die Luft-Limousine, ein zweisitziges Flugzeug mit vollständig geschlossener Kabine, die großzügig verglast war und einen guten Rundumblick bot. Der Hochdecker wurde von einem 60 PS starken Austro Daimler Flugmotor angetrieben. Am 7. Mai 1912 hob die Luft-Limousine im nordböhmischen Josefstadt (Tschechisch: Josefov), nur wenige Kilometer von Etrichs Geburtsor entferntt, zum Jungfernflug ab. Zwei Exemplare wurden gebaut, die von der österreichisch-ungarischen Armee während des Ersten Weltkrieges als Aufklärer eingesetzt wurden. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt.

Anzeige der Etrich-Fliegerwerke von 1913 - Foto: Archiv Austrian Wings
Die zweisitzige Luft-Limousine

Doch der Betrieb der Etrich-Fliegerwerke wurde nach kurzer Zeit von Schlesien nach Briest bei Brandenburg an der Hael verlegt, wo Igo Etrich mit Gottfried Krüger die Brandenburgischen Flugzeugwerke aus der Taufe hob. Dieser Hersteller produzierte fortan Flugzeuge für die preußischen Luftstreitkräfte und die österreichisch-ungarische Armee. Chefkonstrukteur war auch hier Ernst Heinkel, ehe dieser sich 1922 mit der Gründung der Heinkel Flugzeugwerke selbstständig machte. Etrichs Anteile an den Brandenburgischen Flugzeugwerken wurden bereits 1917 vom Industriellen Camillo Castiglioni erworben. Allerdings blieb der österreichische Flugpionier weiterhin in der Produktion tätig.

Leben in der Tschechoslowakei
Mit Ende des Ersten Weltkrieges 1918 fielen Nordböhmen und das restliche Sudetenland, wie in der Einleitung ausführlich dargelegt, an die neu gegründete Tschechoslowakei. Da die Alliierten Sieger Deutschland die Produktion von Flugzeugen verboten, wurde das Werk in Brandenburg geschlossen und Igo Etrich zog zurück nach Nordböhmen, um wieder den elterlichen Textilbetrieb zu leiten.

"Ich zog mich von der Fliegerei vollkommen zurück und befasste mich ausschließlich mit der Leitung meiner beiden Flachsspinnereien (...), deren Alleininhaber ich nach dem Tode meines im Jahr 1927 verstorbenen Vaters war."
Igo Etrich in seiner Autobiographie

Am 8. Oktober 1919 heiratete er in der evangelischen Pauluskirche in Wien-Landstraße Maria Theresia Forst, die ihm drei Töchter schenkte: Marie-Rose, Susanne und Ivette, wobei die Letztgenannte im Oktober 1939 verstarb. Es war dies Etrichs zweite Ehe, die erste war nach einem Jahr annulliert worden.

Ende der 1920er Jahre betätigte sich Etrich noch einmal als Konstrukteur und entwickelte die Sport-Taube, die als günstiges Luftfahrtzeug für den zivilen Markt gedacht war.

Eine weitere Ansicht der Luft-Limousine - Foto: Archiv Austrian Wings

Doch Etrich wurde Opfer der bereits in der Einleitung erwähnten Diskriminierung der Deutschen durch die tschechoslowakischen Behörden, wie er in seiner Autobiographie selbst schilderte:

"Leider zwang mich die tschechische Militärverwaltung, die Flugversuche einzustellen und das Flugzeug zu zerstören, unter dem fadenscheinigen Vorwand, dass ich dasselbe eventuell zu Schmuggelzwecken verwenden könnte. Auf Grund dieser feindseligen Haltung der Behörden entschloss ich mich, jede weitere Tätigkeit auf flugtechnischem Gebiet einzustellen."
 

Inoffiziell hieß es, die Sport-Taube sei schneller als die damals von der tschechoslowakischen Luftwaffe verwendeten Jäger, weshalb sie eine Gefahr dargestellt habe. Das einzige gebaute Exemplar kann von Etrich jedoch nicht vollständig zerstört worden sein, denn es befindet sich heute in einem Museum in Prag.

Igo Etrich vor seiner Sport-Taube - Foto: Archiv Austrian Wings
Nur ein Exemplar der Sport-Taube wurde gebaut, weil die tschechoslowakischen Behörden Etrich schikanierten. Heute ist das Flugzeug im Technischen Nationalmuseum in Prag zu bestaunen - Foto: Alan Wilson - EFlickr / CC BY-SA 2.0

1938, nachdem das Sudetenland auf Grundlage des Münchner Abkommens von deutschen Truppen besetzt worden war, suchte Etrich um Aufnahme in die NSDAP an, er erhielt seinen Mitgliedsausweis im Frühjahr 1939. Vereinzelt publizierte er in einer Textilfachzeitschrift.

Igo Etrich um 1935 - Foto: Archiv Austrian Wings

1944 verlieh die Technische Universität Wien Igo Etrich die Ehrendoktorwürde.

Die Stadt Salzburg, in der Etrich seinen Lebensabend verbrachte (dazu an späterer Stelle mehr) schreibt über Etrichs Leben während der NS-Zeit Folgendes:

"Zahlreiche Zeitungsberichte über sein Leben und Schaffen erschienen in der Presse, die jedoch kaum propagandistischen Wortlaut aufwiesen. Der Reichssender Wien brachte am 20. Juni den einstündigen Radiobeitrag „Lebendiges Wort: Aviatik in aller Welt. Der Flugpionier Igo Etrich“. Bezüglich seiner wichtigsten Erfindung, der „Taube“, erfolgte in der NS-Zeit eine Korrektur von amtlicher Seite, die ihren Ursprung nicht im Bemühen um historische Korrektheit sondern in der rassistischen Ideologie hatte. Das seit 1911 im Deutschen Museum in München als „Rumpler-Taube“ ausgestellte Flugzeug wurde „arisiert“, indem der Name des Flugzeugbauers Edmund Rumpler, der jüdischer Herkunft war, gestrichen und die Leistungen von Igo Etrich als Erfinder des Flugzeugtyps in den Vordergrund gestellt wurden. Von einem aktiven Engagement von Igo Etrich für die NSDAP oder eine ihrer Untergliederungen ist bislang nichts bekannt."
Zitiert von: www.stadt-salzburg.at, zuletzt abgerufen am 23. Dezember 2022

Vertreibung und Neubeginn
Das Kriegsende erlebte der vermögende Textilproduzent in seiner nordböhmischen Heimat. Zunächst requirierten sowjetische Truppen seine Villa in Ober Altstadt (Trautenau), Etrich selbst wurde vorübergehend ins Gefängnis geworfen.

Etrichs Villa erstrahlte einst in prunkvollem Glanz - Foto: Archiv Austrian Wings

Der tschechoslowakische Staat konfiszierte seine Betriebe. 1946 wurde Etrich schließlich vollständig für immer enteignet und mit seiner Familie aus der Heimat vertrieben. Zunächst ließen sich die Etrichs in Schwarzach in Niederbayern nieder. Dort startete der Tüftler mit der Entwicklung und Patentierung von Apparaturen für die Textilindustrie beruflich erneut durch. Vier Jahre später folgte die Übersiedlung nach Freilassung. Im Jahr 1954 ernannte ihn die Salzburger Sektion des Österreichischen AeroClubs zum Ehrenpräsidenten, worüber sich Etrich ausgesprochen erfreut zeigte.

"Diese hohe Ehrung freute mich deshalb besonders, weil sie nach langen traurigen Jahren eine Anerkennung meiner Pionierarbeit auf flugtechnischem Gebiet von Seiten meines Heimatlandes Österreich darstellt.“
Igo Etrich

Nur ein Jahr später verlieh die Bundesrepublik ihm das Bundesverdienstkreuz und anlässlich seines 80. Geburtstags verlieh die niederösterreichische Stadt Wiener Neustadt Etrich den Ehrenring. Damit einher ging auch die Benennung einer Wohnsiedlung in "Etrich-Hof". 1961 wurde in Salzburg-Taxham eine Straße nach Etrich benannt.

Igo Etrich 1964, drei Jahre vor seinem Tod - Foto: Archiv Austrian Wings

Spiritualität und Tod
Mit 85 Jahren entdeckte Igo Etrich seine spirituelle Seite. Er schrieb seine Gedanken zu Themen wie Reinkarnation, Medien, Séancen und unbekannten Flugobjekten nieder.

"Ich bin dem Schicksal dafür dankbar, dass es mich nach Verlust meiner Heimat, des gesamten Vermögens und nach Kerkerhaft, aus einer scheinbar hoffnungslosen Lage wieder nach oben geführt hat und dass ich, von allen Mitbürgern geehrt, in einer der schönsten Gegenden der Welt meinen Lebensabend verbringen darf.“
Igo Etrich

Laut Stadt Salzburg zog zog der große Visionär Etrich noch einmal um und übersiedelte Anfang 1967 (nach anderen Quellen erfolgte der Umzug bereits 1961) von Bayern zu seiner Tochter Marie Rose in die Stadt Salzburg. Am 4. Februar 1967 schloss Igo Etrich dort im Alter von 87 Jahren für immer die Augen. Die Stadt Salzburg widmete diesem bis heute unvergessenen Flugpionier ein Ehrengrab auf dem Kommunalfriedhof, wo er an der Seite seiner zwei Jahre zuvor verstorbenen Frau Maria Theresia die letzte Ruhestätte gefunden hat. Dieser Umstand lässt vermuten, dass die Übersiedlung des Paares nach Salzburg gemeinsam bereits 1961 und nicht erst, wie von der Stadt Salzburg selbst angegeben, 1967 erfolgte.

Etrichs Ehrengrab in Salzburg - Foto: Geolina163 / CC BY-SA 4.0

Ehrung nach dem Tode - auch in der alten Heimat
Igo Etrich hatte bereits zu Lebzeiten den Status einer Legende erreicht und war dafür mit Ehrungen überhäuft worden. Nach seinem Tod folgten weitere Ehrungen. In den frühen 1970er Jahren benannte mehrere österreichische Städte, darunter Wien, Graz und Villach Straßen nach einem der größten Luftfahrtpioniere Österreichs. Auch in Linz, Innsbruck und Berlin-Adlershof (Deutschland) tragen Straßen seinen Namen.

Selbst in Tschechien erinnert man heute, mehr als 70 Jahre nach dem Vertreibungsverbrechen an den sudetendeutschen Altösterreichern, wieder stolz an diesen großen Sohn Nordböhmens. Die offizielle Webseite des Tourismusverbandes seiner Heimatstadt Trautenau würdigt Etrich in einem eigenen Beitrag (auf Tschechisch hier aufrufbar). Etrichs Villa in seiner früheren Heimatstadt steht sei langem leer und ist in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand, wie dieses Video aus dem Jahr 2018 zeigt.

Heute ist die Villa von Igo Etrich eine verlassene Ruine, wie so viele in Böhmen und Mähren, die einst wohlhabenden österreichischen Unternehmern gehörten - Foto: Archiv Austrian Wings

Die Homepage der Gemeinde Trautenau (Tschechisch: Trutnov) informiert ebenfalls über den Erfinder und Flugpionier. Dort wird auch darauf hingewiesen, dass im nahen Museum von Schatzlar (Tschechisch: Žacléř), eine 1913 gebaute Etrich Taube zu bestaunen ist - im Rahmen einer Dauerausstellung, die Etrichs Freund und Webegleiter Karl Illner gewidmet ist. Eine versöhnliche Geste der Tschechen, welche die Weisheit, dass Fliegen Menschen und Länder verbindet, im Geiste der Versöhnung nachhaltig mit Leben erfüllt.

(red CvD)