Reportagen

Fotoreportage: Geheimtipp für Luftfahrtfans - das Heeresgeschichtliche Museum in Wien

Albatros B.II im HGM - früher verstaubte dieses wertvolle Exponat lieblos abgestellt in einer Ecke, aktuell wird es dynamisch "in der Luft" präsentiert - Fotos (sofern nicht anders angegeben): Austrian Wings Media Crew

Eine interessante Auswahl luftfahrthistorischer Exponate beherbergt das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Seit Direktor Christian Ortner (er muss leider seit 2019 gegen politische Intriganten, unter anderem aus dem Dunstkreis der Grünen, ankämpfen, die öffentlich falsche Vorwürfe gegen ihn verbreiten) im Jahr 2005 die Leitung des Hauses übernahm, konnte er gemeinsam mit seinem Team die Besucherzahlen des Hauses verdreifachen und erhielt dafür sogar den Preis Civil Servant of the Year 2012 vom Verteidigungsministerium. 2019 folgte zudem das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich. Trotzdem ist vielen Luftfahrtfreunden bis heute überhaupt nicht bekannt, dass das HGM auch aviatisch einige interessante Dinge zu bieten hat. Diese Reportage hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern.

Hintergründe/Historisches
Seit dem Jahr 1872 beleuchtet das Heeresgeschichtliche Museum, kurz HGM, im Wiener Arsenal im 10. Gemeindebezirk die militärische Geschichte Österreichs bzw. Österreich-Ungarns. Es dokumentiert die Geschichte des österreichischen Militärwesens vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, insbesondere anhand von Militärtechnik, wie Waffen, Fahrzeuge und militärische Ausrüstung, aber auch in Fotografien, Gemälden und Dokumenten. Eines der bedeutendsten Ausstellungsstücke ist jenes Fahrzeug, in dem 1914 der Thronfolger Österreich-Ungarns Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, in Sarajevo erschossen wurden. Dieses Attentat gilt als Auslöser des Ersten Weltkrieges.

Erfolgsgeschichte dank jungem dynamischen Direktor
Ein Teil des Museums widmet sich auch der Geschichte der Österreichischen Marine. Das HGM untersteht, anders als die anderen staatlichen Museum, direkt dem Verteidigungsministerium. Über Jahrzehnte fristete das Haus eher ein tristes Dasein. Das änderte sich 2005 schlagartig. Damals übernahm Christian Ortner im Alter von gerade einmal 36 Jahren die Leitung des Hauses und fortan begann eine bis heute andauernde einzigartige Erfolgsgeschichte. Innerhalb weniger Jahre modernisierte der engagierte junge Historiker gemeinsam mit den Mitarbeitern das Museum und kreierte 2006 das bis heute gültige Motto "Kriege gehören ins Museum". Die Besucherzahlen stiegen durch Ortners dynamisches Engagement kometenhaft an, und das kam nicht von ungefähr.

International anerkannter Experte
Denn Ortner ist ein hochqualifizierter Wissenschaftler und europaweit bekannter Experte für Militärgeschichte sowie Verfasser zahlreicher international beachteter Publikationen über die Armee der Habsburger. In seiner Funktion als Museumsdirektor ist Ortner auch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde (ÖGO), Vorstandsmitglied des Österreichischen Museumsbundes (ÖMB), der Österreichischen Gesellschaft für Heereskunde, des International Committee of Museums and Collections of Arms and Military History (ICOMAM); stellvertretender Vorsitzender des Militärhistorischen Beirats der Wissenschaftskommission beim Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, 1. Vizepräsident des Österreichischen Nationalkomitee Blue Shield sowie Mitglied der Österreichischen Kommission für Militärgeschichte (CAHM). Ortner ist zudem Brigadier des höheren militärfachlichen Dienstes (dhmfD) im Österreichischen Bundesheer.

Nach rund zweijähriger Bauzeit unter der Leitung von Direktor Christian Ortner konnte am 28. Juni 2014 – pünktlich zum 100. Jahrestag des Attentats von Sarajevo – die Saalgruppe zum Ersten Weltkrieg in modernisierter und neu gestalteter Form wiedereröffnet werden. In einer Festschrift aus dem Jahr 2016 heißt es, dass "sich seit der Gründung des Museums sich nicht nur die Zahl der Objekte in den Sammlungen des Heeresgeschichtlichen Museums von 8.000 auf etwa 1,2 Millionen und jene der Besucher von 5.307 auf rund 220.000 pro Jahr erhöht hatten, sondern auch die Ausrichtung des Museums eine wesentlich andere geworden war, ohne dabei jedoch den Charakter als militärhistorisches Museum zu verlieren.“

Doch wer Erfolg hat, hat leider häufig auch Neider und so erfolgt seit etwa 2019 eine regelrechte "Hetzjagd" und "Verleumdungskampagne" aus einschlägigen politischen Kreisen gegen Christian Ortner, der das Museum deshalb seit 2 Jahren nur noch interimistisch leiten darf, während der Direktionsposten neu ausgeschrieben wurde. Gleichzeitig stärkte ihm das Verteidigungsministerium allerdings aufgrund der bisher geleisteten hervorragenden Arbeit den Rücken und so bewarb sich Ortner erneut.

Direktor erfolgreich - sofort "Störfeuer" von Intriganten
Von den 18 nunmehrigen Bewerbern wurden im Spätherbst 2022 von der Bewerbungskommission lediglich drei Kandidaten als "in höchstem Ausmaß geeignet" eingestuft. Der langjährige und derzeit interimistische Direktor Christian Ortner ist - für Insider kaum überraschend - einer von ihnen. Prompt setzte erneut das Störfeuer von intriganten Kräften ein, die den wohl erfolgreichsten HGM-Direktor aller Zeiten mutmaßlich nur deshalb abgesetzt sehen wollen, weil es in ihrem engstirnigen intoleranten Weltbild wohl einfach nicht sein darf, dass jemand, der ihre politischen Ansichten nicht teilt, eine solche Position bekleidet - und sei er fachlich noch so qualifiziert.

"Grüne" unter den Agitatoren
Unter den Akteuren, die regelmäßig öffentlich Agitation gegen den international hochgeachteten Wissenschaftler Christian Ortner betreiben, sind auch augenscheinlich Personen aus dem Dunstkreis eines ehemaligen grünen "Spitzenpolitikers", der nach dem persönlichen Eindruck des Autors sprichwörtlich (etwas überspitzt formuliert) hinter jedem Stein "rechtsextreme Umtriebe" auszumachen scheint. Dass manche Grüne beziehungsweise ihre Sympathisanten die Themen Heimat sowie Militär fälschlicherweise pauschal mit "Rechtsextremismus" gleichzusetzen und unabhängig davon ein grundsätzliches Problem mit allem Militärischen zu haben scheinen, dürfte nicht erst seit dem Slogan "Nimm ein Flaggerl für Dein Gackerl" an der Grünen Parteizentrale in Wien Allgemeinwissen sein. Doch selbst selbst nach diesem Skandal wollte noch Teile der Grünen das Bundesheer komplett abschaffen.

Mitarbeiter sprechen Direktor das Vertrauen aus
Nachdem es die großteils völlig anonymen Anschuldigungen gegen Direktor Ortner sogar in einen Beitrag des ORF-Radios Ö1 geschafft hatten (Heeressprecher Oberst Michael Bauer sprach auf Twittter wörtlich von einer "Kampagne"), sprang die Belegschaft des HGM für seinen tatsächlich ausgesprochen beliebten Direktor in die Bresche. In einem Brief an das Verteidigungsministerium wies das Gros der Mitarbeiter die von "einer kleinen Gruppe" erhobenen Vorwürfe zurück.

Das Verteidigungsministerium, dem das HGM untersteht, veröffentlichte diesen Brief von 50 Mitarbeitern. Die Unterschriften wurden aus Datenschutzgründen entfernt - Foto: Bundesheer via Oberst Michael Bauer / Twitter

Aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen, der die Entwicklung (vor allem der Präsentation der aviatischen Exponate) seit vielen Jahrzehnten verfolgt, hatte das HGM niemals einen kompetenteren und engagierteren Direktor. Vor diesem Gesichtspunkt wäre es zweifellos ein großer ein Verlust für das Museum, wenn Ortner aufgrund der intriganten "Verleumdungs- und Hetzkampagne" verschiedener Kräfte gegen ihn tatsächlich seinen Platz räumen müsste.

100 Jahre Luftfahrtgeschichte
Die Militärluftfahrt wird über einen Zeitraum von rund 100 Jahren abgedeckt. Bereits im Freibereich vor dem Eingang befinden sich eine Saab J-29 Fliegende Tonne sowie ein Saab J-35 Draken, die früher beim Österreichischen Bundesheer im Einsatz standen. Leider sind diese beiden Fluggeräte damit der Witterung ausgesetzt, doch innerhalb des Museums fehlt schlichtweg der Platz, um die Jets in den bestehenden Ausstellungen unterzubringen.

Saab J-35Ö Draken - Foto: D. W.

Vor einigen Jahren präsentierte das HGM auch die Fliegerkombination und die MiG 21 des aus Jugoslawien mit seinem Flugzeug geflohenen kroatischen Piloten Rudolf Peresin. Dieses historisch bedeutsame Flugzeug wurde nach dem Ende der Sonderausstellung allerdings wieder eingelagert, später im Militärluftfahrtmuseum Zeltweg (eine Außenstelle des HGM) gezeigt, und mittlerweile an Kroatien zurück gegeben.

Saab J-29 "Fliegende Tonne" - Foto: Pappenheim

Im Erdgeschoss des Museums befindet sich jene Ausstellung, die sich mit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sowie mit dem Zweiten Weltkrieg befasst. Hier hängt, gewissermaßen als Blickfang, ein Fieseler Storch an der Decke des Museums. Bei diesem Flugzeug handelt es sich um eine Leihgabe des Technischen Museums Wien. In der im HGM gezeigten Version verfügt der Fieseler Stroch über ein nach hinten gerichtetes Maschinengewehr zur Abwehr gegnerischer Flugzeuge.

Fieseler Storch

Vis a vis, leider hinter einer Glaswand, befinden sich die Luftschraube einer Messerschmitt Me 109 sowie das dazugehörige Instrumentenbrett. Die Me 109 ist mit rund 35.000 gebauten Exemplaren das meistgebaute Jagdflugzeug der Weltgeschichte und wurde nicht nur von deutschen Spitzenpiloten und Flieger-Assen wie Erich "Bubi" Hartmann oder Walter Nowotny geflogen, sondern - und das wissen wohl nur wenige Menschen - auch von jenen israelischen Piloten (unter anderem der spätere israelische Präsident Ezer Weizmann), die 1948 damit die Unabhängigkeit Israels verteidigten, wie Austrian Wings in der 2015 erschienenen Reportage Against all Odds: “Above and Beyond” doch in Wien gezeigt! über die Gründung der israelischen Luftwaffe berichtete. Gerade in der Anfangszeit der einzigen Demokratie des Nahen Ostens war die tschechoslowakische Variante der Me 109, die Avia S-199, ein wichtiger Teil des Rückgrats der israelischen Luftwaffe.

Fliegerisch galt die Me 109 allerdings als ausgesprochen anspruchsvoll. Die mächtige Luftschraube verursachte ein starkes Drehmoment und in Verbindung mit dem schmalen Fahrwerk kam es dadurch zu zahlreichen Unfällen bei Start und Landung, denen vor allem unerfahrene Piloten häufig zum Opfer fielen.

Instrumentenbrett einer Me-109, oberhalb Pilotenhaube; rechts daneben ein Stock mit Abschussmarkierungen eines Jagdfliegers
Detailaufnahme des Instrumentenbrettes der Me-109.

Im gleichen Saal, nur wenige Meter weiter, werden Teile US-amerikanischer B-24-Bomber, die bei der Befreiung Europas vom Nazi-Terror eine wichtige Rolle spielten, gezeigt. Neben Teilen des Seitenleitwerks und der Fliegerkombi eines Besatzungsmitgliedes gibt es auch einen vollständigen Gefechtsstand mit einem doppelläufigen 12,7mm Maschinengewehr, der auf dem Rumpfrücken der B-24 saß.

Seitenleitwerk eines während des Zweiten Weltkriegs über Österreich abgeschossenen B-24 Bombers der US-Streitkräfte.
Häufig war dieses Geschütz, die 8,8-cm-Flak, auch Acht-Acht oder Acht-Achter, genannt, für die Abschüsse verantwortlich.
Links im Vordergrund ist das Seitenleitwerk einer B-24 zu sehen, rechts daneben die 8,8 Zentimeter Flak. Im Hintergrund hängt der Fieseler Storch an der Decke. Deutlich zu erkennen ist das nach hinten gerichtete leichte Maschinengewehr in der Kanzel des Flugzeugs.
Demilitarisierte 250 Kilo US-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
Dieser Gefechtsstand befand sich auf dem Rumpfrücken einer B-24. Er war mit zwei 12,7mm Maschinengewehren vom Typ Browning M2 bestückt. Diese Waffe befindet sich übrigens noch heute beim Bundesheer als "ÜsMG" (Überschweres Maschinengewehr) in Verwendung.
Links der Propeller einer abgeschossenen B-24, rechts die Fliegerkombi eines Besatzungsmitgliedes; rechts vorne liegen Stabbrandbomben.

Gleich daneben findet der Besucher eine - natürlich entschärfte - US-amerikanische Fliegerbombe in unmittelbarer Nähe zum berühmt-berüchtigen "Acht-Acht"-FLAK-Geschütz der deutschen Wehrmacht, mit denen die anfliegenden B-24-Bomber bekämpft wurden. Vis a vis, leider wieder in einer Glasvitrine, kann man das Schnittmodell eines Jumo 004 Strahltriebwerks bestaunen. Das Junkers Jumo 004 war das erste serienreife Strahltriebwerk der Welt.

Schnittmodell des Jumo 004

Von Februar 1944 bis März 1945 wurden 6.010 Jumo-004-Aggregate der Serienversionen B1 und B2 hergestellt, von denen 4.752 Stück zur Auslieferung kamen. Diese wurden vornehmlich für die Messerschmitt Me 262 sowie die Arado Ar 234 verwendet. Die Konstruktion der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke wurde in weiterentwickelten Varianten auch nach dem Krieg noch in einigen osteuropäischen Ländern produziert und eingesetzt. Der Namensgeber, Professor Hugo Junkers, war an der Entwicklung dieses Triebwerks übrigens nicht mehr beteiligt. Junkers war 1935 in Armut verstorben, nachdem der bekennende Demokrat und Pazifist vom kriminellen Nazi-Regime zwei Jahre zuvor enteignet worden war.

Erster Weltkrieg
Leider umfasst die Sammlung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges nicht so viele Exponate wie jene, die sich mit dem WK 2 befasst.

Die Ausstellungsstücke zum WK 1 sind allerdings nicht minder interessant. So sind beispielsweise "Fliegerpfeile" ausgestellt, pfeilartige Geschosse aus Metall, die aus Flugzeugen über feindlichen Stellungen abgeworfen wurden und die Soldaten wie Dolche aufspießen und töten sollten. Auch ein Austro Daimler Flugmotor gehört zur den Ausstellungsstücken, ebenso wie ein Albatros B.II Doppeldecker. Dieser Typ war ein deutsches Militärflugzeug, das von den deutschen, österreich-ungarischen und türkischen Luftstreitkräften im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde.

Weltweit sind nur noch wenige Austro Daimler Flugmotoren erhalten.
Albatros B.II - dieser Typ diente als Aufklärer und Schulflugzeug.

Vor dem Hintergrund, dass die Flugzeuge im Ersten Weltkrieg über keinen Funk verfügten, musste eine andere Lösung gefunden werden, um wichtige Informationen rasch an die Bodentruppen weiterzuleiten. Eine so genannte "Flugzeugmeldung" befindet sich ebenfalls im HGM in Wien.

Solche Meldungen wurden aus Aufklärungsflugzeugen über den eigenen Linien abgeworfen, um wichtige Nachrichten schnellstmöglich übermitteln zu können.

Ergänzt werden die aviatischen Exponate in Wien durch das als Außenstelle des HGM betriebene Militärluftfahrtmuseum Zeltweg, das im historischen Hangar 8 des Fliegerhorstes Hinterstoisser untergebracht ist.

Auch wenn das Ausstellungsvolumen des HGM natürlich nicht ansatzweise mit jenem des Imperial War Museum in London oder des Royal Air Force Museum in Hendon zu vergleichen ist, so ist, gemessen an österreichischen Verhältnissen, das Heeresgeschichtliche Museum in Wien auch für Freunde der Militärluftfahrt ein wahrer Geheimtipp ist - und auch ansonsten bietet dieses Museum wahre Schätze für Geschichtsinteressierte - von der Zeit der Türkenkriege bis zur Moderne, perfekt arrangiert vom Team des Historikers Christian Ortner. Hoffentlich bleibt das auch in Zukunft so, damit das Museum seinen seit mittlerweile mehr als 17 Jahren eingeschlagenen Erfolgskurs weiter fortsetzen kann.

Text: NG