Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG: „Die Lufthansa ist zurück. In nur einem Jahr ist uns ein nie zuvor erreichter finanzieller Turnaround gelungen. Mit einem operativen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro hat die Lufthansa Group ein deutlich besseres Ergebnis erreicht, als erwartet. Auch 2023 ist die Nachfrage nach Flugreisen ungebrochen hoch. Wir investieren Milliarden in neue treibstoffeffiziente und hochmoderne Flugzeuge. Mit innovativen Services, einer neuen Premium-Kabine an Bord und neuen digitalen Möglichkeiten wollen wir Qualitäts- und Innovationsführer unserer Branche bleiben. Ebenso ist es unser Anspruch, wirksamen Klimaschutz voranzutreiben, beispielsweise, indem wir als erste Airline Gruppe weltweit die Green Fares eingeführt haben. Die Lufthansa Group ist schon jetzt die Nummer eins in Europa und die Nummer vier weltweit. Für unsere Gäste und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen wir weiter wachsen, die Zukunft prägen und unsere Marktposition ausbauen.“
Ergebnis 2022
Aufgrund der im Jahresverlauf stark steigenden Nachfrage nach Flugreisen konnte die Lufthansa Group ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr auf 32,8 Milliarden Euro nahezu verdoppeln (Vorjahr: 16,8 Milliarden Euro).
Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete das Unternehmen ein Adjusted EBIT von 1,5 Milliarden Euro (Vorjahr: -1,7 Milliarden Euro) und kehrte damit trotz der hohen Kosteninflation, vor allem bei den Treibstoffkosten, zu einem deutlich positiven Ergebnis zurück. Die Adjusted EBIT-Marge verbesserte sich entsprechend auf 4,6 Prozent (Vorjahr: -9,9 Prozent). Das Konzernergebnis lag bei 791 Millionen Euro – eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr (Vorjahr: -2,2 Milliarden Euro).
Passagierzahlen und Verkehrsentwicklung
Im vergangenen Jahr flogen wieder deutlich mehr Menschen mit den Airlines der Lufthansa Group als im Jahr 2021. Insgesamt konnten mit 102 Millionen Fluggästen mehr als doppelt so viele Passagiere an Bord begrüßt werden wie 2021 (Vorjahr: 47 Millionen).
Mit der stark steigenden Nachfrage nach Flugreisen wurde die Zahl der angebotenen Flüge im Jahresverlauf deutlich ausgeweitet. Im Sommer 2022 führten weltweite Engpässe in der Airline-Industrie zu einer kurzfristigen Überlastung des Gesamtsystems. Um das System zu entlasten, wurden von Airlines weltweit zahlreiche Flüge gestrichen, wodurch der Flugbetrieb stabilisiert werden konnte. Insgesamt lag die angebotene Kapazität der Passagier-Airlines der Lufthansa Group bei 72 Prozent im Vergleich zum Vorkrisen-Jahr 2019. Noch im ersten Quartal 2022 lag die Kapazität bei nur 57 Prozent des Vorkrisenniveaus. Der Sitzladefaktor stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 18,2 Prozent auf 79,8 Prozent (Vorjahr 61,6 Prozent).
Passagier-Airlines mit deutlicher Ergebnisverbesserung
Das Geschäftsjahr im Segment Passagier-Airlines war zweigeteilt: Während die Ergebnisse zu Jahresbeginn noch stark von der Ausbreitung der Omikron-Virusvariante und den damit verbundenen Reiserestriktionen beeinflusst waren, profitierten die Passagier-Airlines im Jahresverlauf von einer deutlich steigenden Nachfrage nach Flugtickets.
Die Umsatzerlöse der Passagier-Airlines stiegen im Geschäftsjahr 2022 aufgrund des deutlich gestiegenen Passagieraufkommens und der höheren Durchschnittserlöse um 148 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 22,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,2 Milliarden Euro).
Das Adjusted EBIT der Passagier-Airlines konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich verbessert werden, der operative Verlust lag bei -300 Millionen Euro (Vorjahr: -3,3 Milliarden Euro). Aufgrund der starken Nachfrage und eines weiterhin limitierten Angebots gelang es dabei, die Durchschnittserlöse vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich zu steigern. Im Jahr 2022 insgesamt lagen die Durchschnittserlöse 16 Prozent über dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019. Im vierten Quartal betrug die Differenz 21 Prozent. Damit konnte das Segment trotz der stark gestiegenen Kosten im dritten und vierten Quartal des Jahres ein deutlich positives Adjusted EBIT erzielen. Die Airlines SWISS (Adjusted EBIT: 476 Millionen Euro) und Austrian Airlines (Adjusted EBIT: 3 Millionen Euro) erwirtschafteten auch im Gesamtjahr 2022 einen operativen Gewinn.
Lufthansa Cargo und Lufthansa Technik mit Rekordergebnis
Die positive Ergebnisentwicklung im Geschäftsfeld Logistik setzte sich auch im Geschäftsjahr 2022 fort. Lufthansa Cargo profitierte von der anhaltend hohen Nachfrage nach Luftfrachtkapazitäten. Das marktweite Angebot an Kapazitäten war auch 2022 noch durch den Wegfall von Belly-Kapazitäten in Passagierflugzeugen reduziert. Die Durchschnittserlöse stiegen in allen Verkehrsgebieten von Lufthansa Cargo und lagen insgesamt um 21 Prozent über dem Vorjahr. Sie erreichten damit einen neuen Höchststand in der Geschichte der Lufthansa Cargo und lagen 136 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2019. Das Adjusted EBIT stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,5 Milliarden Euro) – auch dies ist ein absoluter Rekordwert in der Geschichte des Unternehmens.
Aufgrund der global stark steigenden Nachfrage nach Flugreisen und der damit einhergehenden wachsenden Nachfrage nach Wartungs- und Reparaturdienstleistungen stieg auch das Ergebnis von Lufthansa Technik im Geschäftsjahr 2022 auf ein Rekordniveau. Das Adjusted EBIT stieg gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent auf 511 Millionen Euro (Vorjahr: 362 Millionen Euro).
Den Cateringbereich stellten die hohe Inflation und der angespannte Arbeitsmarkt in Nordamerika vor besondere Herausforderungen. Dennoch konnte die LSG Group eine positive Geschäftsentwicklung verzeichnen. Der Umsatz verbesserte sich um knapp 80 Prozent und das Adjusted EBIT verbesserte sich auf vergleichbarer Basis, also bei Herausrechnung der Zuschüsse im Rahmen des US CARES Act im Vorjahr. Der Adjusted EBIT-Verlust im Jahr 2022 belief sich auf 11 Millionen Euro.
Adjusted Free Cash Flow auf Rekordniveau – Bilanzkennzahlen deutlich verbessert
Im Geschäftsjahr 2022 legte die Lufthansa Group weiterhin einen besonderen Fokus auf die Optimierung des Cash Flows. Aufgrund der Ergebnisverbesserung, des starken Buchungsanstiegs und der damit verbundenen Kundenanzahlungen sowie des konsequenten Managements von Forderungen und Verbindlichkeiten konnte der operative Cash Flow deutlich verbessert werden. Die Netto-Investitionen beliefen sich im Geschäftsjahr 2022 auf 2,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,1 Milliarden Euro), insgesamt niedriger als erwartet aufgrund der Verschiebung von geplanten Flugzeugauslieferungen. In Summe erreichte der Adjusted Free Cash Flow im Geschäftsjahr 2022 mit 2,5 Milliarden Euro einen historischen Höchstwert und verbesserte sich deutlich gegenüber dem Vorjahr (Vorjahr: -1,0 Milliarden Euro).
Die Lufthansa Group hat beschlossen, zukünftig eine Liquidität im Bereich von 8 bis 10 Milliarden Euro vorzuhalten, um sich gegen mögliche Krisen besser zu schützen. Angesichts der signifikanten Steigerung des Geschäftsbetriebs wurde damit das Niveau der angestrebten Mindestliquidität nochmals erhöht. Zum 31. Dezember 2022 lag die verfügbare Liquidität der Lufthansa Group mit 10,4 Milliarden Euro sogar über dem neu definierten langfristigen Zielkorridor (Vorjahr: 9,4 Milliarden Euro). Nachdem die verbliebenen Staatshilfen in Österreich und Belgien im vierten Quartal vollständig zurückgezahlt wurden, hat die Lufthansa Group im Geschäftsjahr sämtliche staatliche Stabilisierungsmaßnahmen erfolgreich beendet.
Auch die sonstigen Bilanzkennzahlen verbesserten sich im Geschäftsjahr deutlich.
Die Netto-Pensionsverpflichtungen reduzierten sich vor allem aufgrund des marktweit steigenden Zinsniveaus auf 2,0 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,5 Milliarden Euro). Die Nettokreditverschuldung sank ebenfalls deutlich auf 6,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,0 Milliarden Euro), was annähernd dem Vorkrisenniveau entspricht. Das bilanzielle Eigenkapital verdoppelte sich zum 31. Dezember 2022 nahezu auf 8,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,5 Milliarden Euro). Der Verschuldungsgrad, definiert als die Summe aus Nettokreditverschuldung und Nettopensionsverbindlichkeiten im Vergleich zum Adjusted EBITDA, liegt mit 2,3 nunmehr unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 von 2,8.
Remco Steenbergen, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG: „Ich habe immer deutlich gemacht, dass die Rückkehr zu einer starken Bilanz eine unserer obersten Prioritäten bei der Überwindung der Krise war. Nur eine starke Bilanz verschafft uns die nötige Widerstandsfähigkeit, um in die Zukunft unseres Unternehmens zu investieren und künftige Krisen zu bewältigen. Deshalb bin ich mit den Fortschritten, die wir im vergangenen Jahr erzielt haben, äußerst zufrieden. Wir bleiben dem Ziel verpflichtet, kontinuierlich hohe Free Cashflows zu erwirtschaften und den Schuldenabbau in 2023 und darüber hinaus fortzusetzen.“
Restrukturierung nahezu abgeschlossen – Vorbereitungen auf einen möglichen Teilverkauf von Lufthansa Technik verlaufen planmäßig
Die Lufthansa Group konnte im vergangenen Jahr ihr ehrgeiziges Transformations- und Kostensenkungsprogramm nahezu abschließen. Durch das Programm hat sich das Unternehmen auf das krisenbedingt veränderte Marktumfeld ausgerichtet. Ziel sind strukturelle Kosteneinsparungen von jährlich 3,5 Milliarden Euro bis 2024. Bis Ende des Geschäftsjahres wurden bereits über 90 Prozent der Maßnahmen umgesetzt. Die Kostenbasis konnte damit strukturell um 3,2 Milliarden Euro jährlich abgesenkt werden. Die Umsetzung des Restrukturierungsprogramms trägt maßgeblich dazu bei, die Auswirkungen der hohen Inflation abzumildern.
Das Unternehmen prüft weiterhin den Verkauf von Tochterunternehmen. AirPlus und das nach der Veräußerung des europäischen Teils verbliebene Cateringgeschäft von LSG werden verkauft, sobald die Marktbedingungen dies zulassen. Die Vorbereitungen für einen möglichen Teilverkauf von Lufthansa Technik verlaufen planmäßig, Gespräche mit ausgewählten Investoren wurden bereits aufgenommen.
Nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung durch die Lufthansa Group und des italienischen Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen verhandeln beide Seiten aktuell exklusiv über die Ausgestaltung einer möglichen Beteiligung an der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways.
Ausblick
Die Lufthansa Group erwartet für das laufende Jahr eine weiterhin starke Nachfrage nach Flugtickets. Die Nachfrage für Flugreisen in der Oster- und Sommerferienzeit ist besonders stark. Die beliebtesten Ziele sind dabei wieder Spanien, Italien, Griechenland und andere Mittelmeerländer. Auch auf Verbindungen von und nach Nordamerika verzeichnen die Passagier-Airlines der Gruppe eine weiterhin hohe Nachfrage. Auf Basis der aktuellen Buchungssituation geht das Unternehmen von anhaltend hohen Durchschnittserlösen aus.
Aufgrund der weiterhin robusten Nachfrage werden die Kapazitäten bei den Passagierflügen ausgebaut. Für das Gesamtjahr rechnet die Lufthansa Group mit einem Kapazitätsangebot von im Durchschnitt 85 bis 90 Prozent im Vergleich zu 2019. Die Kapazitätsentwicklung wird dabei von den weiterhin erwarteten Engpässen im europäischen Luftfahrtsystem beschränkt. Im ersten Quartal wird das Angebot bei rund 75% des Vorkrisenniveaus liegen.
Für das Geschäftsfeld Logistik erwartet das Unternehmen aufgrund der weiteren Normalisierung des Luftfrachtmarktes einen deutlichen Rückgang der Umsatzerlöse. Dabei werden die Frachtraten aber vermutlich weiterhin signifikant über dem Vorkrisenjahr 2019 liegen. Damit wird das operative Ergebnis im Geschäftsfeld Logistik zwar unter dem Vorjahr, aber weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau liegen. Für Lufthansa Technik erwartet der Konzern im Jahr 2023 ein Ergebnis mindestens auf Vorjahresniveau. Darin spiegelt sich die andauernde Erholung des MRO-Markts bei gleichzeitig inflationsbedingten Kostensteigerungen wider.
Die Lufthansa Group erwartet für das Geschäftsjahr 2023 weiteren Fortschritt hin zur Erreichung der für das Jahr 2024 ausgegebenen Ziele: Adjusted EBIT-Marge von mindestens 8 Prozent und ein Adjusted ROCE von mindestens 10 Prozent. Entsprechend erwartet das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2023 eine weitere deutliche Verbesserung des Adjusted EBIT. Im Einklang mit der üblichen Saisonalität wird erwartet, dass die Ergebnisse im zweiten und dritten Quartal besonders stark ausfallen werden. Im ersten Quartal wird das Adjusted EBIT voraussichtlich negativ sein.
Mit klarer Strategie in eine nachhaltige Zukunft
Die Lufthansa Group verfolgt eine ambitionierte Nachhaltigkeitsagenda und geht bei der Transformation der Branche voran. Ihre Vorreiterrolle wird von führenden Ratingagenturen bestätigt. Erst kürzlich erhielt das Unternehmen die Topbewertung „A-“ im renommierten CDP-Klimaranking für ihre CO2-Reduktionsstrategie und Umsetzung.
Als erste Airline-Gruppe weltweit bietet die Lufthansa Group mit den Green Fares Flugtarife an, die den Ausgleich der flugbezogenen CO₂-Emissionen bereits beinhalten – zu 20 Prozent über den Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe und zu 80 Prozent über einen Beitrag zu hochwertigen Klimaschutzprojekten.
Die Lufthansa Group strebt eine neutrale CO₂-Bilanz bis 2050 an und will ihre Netto-CO₂-Emissionen bereits bis 2030 im Vergleich zu 2019 durch Reduktions- und Kompensationsmaßnahmen halbieren.
Neue Flugzeuge und neue Kabinenausstattung
Die Lufthansa Group beschleunigt die Modernisierung ihrer Flotte deutlich und bestellt 22 neue treibstoffeffiziente Langstreckenflugzeuge bei Airbus und Boeing (sieben Boeing 787-9, zehn Airbus A350-1000, fünf Airbus A350-900).
Der Konzern erhält damit in den kommenden Jahren insgesamt über 100 Langstreckenflugzeuge modernster Bauart. Im Schnitt verbrauchen die neuen Flugzeuge nur noch rund 2,5 Liter Treibstoff pro Passagier und 100 Kilometer Flugstrecke. Das sind rund 30 Prozent weniger als bei Vorgängermodellen.
Die Lufthansa Group erweitert ihr Premiumangebot nicht nur durch den Kauf modernster Flugzeuge, sondern auch durch die Einführung einer neuen Produktgeneration an Bord. Mit „Allegris“ verbessert Lufthansa Airlines das gesamte Reiseerlebnis für alle Kundinnen und Kunden in allen Klassen: Economy, Premium Economy, Business und First Class. „Allegris“ ist Teil der größten Produkt- und Serviceoffensive der Geschichte der Lufthansa Group mit einer Gesamtinvestition von 2,5 Milliarden Euro bis 2025. Weiterführende Informationen zu der Flottenbestellung und „Allegris“ finden Sie hier: www.lufthansagroup.com/de/newsroom.html
(red / LH)