Piestany ist bekannt für seine Heilquellen, die schon seit dem Mittelalter genutzt werden. Doch die Stadt verfügt auch über einen Flughafen, der regelmäßig für die Durchführung einer Flugschau genutzt wird. Die Slowakei als junger Staat mit einer direkten Grenze zur von Russland völkerrechtswidrig überfallenen Ukraine, gibt sich wehrhaft und stellt seine militärischen Fähigkeiten offen zur Schau. Die Bevölkerung goutiert das - nicht umsonst zählt unser östlicher Nachbar neben Tschechien und Polen zu den engagiertesten Unterstützern des ukrainischen Freiheitskampfes. So stellte die Slowakei beispielsweise ihre ausgemusterten MiG 29 den ukrainischen Heimatschützern zur Verfügung.
Das diesjährige "Festival Letectva" fand am 20. und 21. Mai statt und war eigentlich ein Familienfest mit angeschlossener Airshow. Ich persönlich besuche Flugtage nicht ausschließlich wegen der Flugvorführungen, sondern auch wegen des Volksfestcharakters und der Möglichkeit, interessante neue Menschen kennenzulernen. Zwar war auch in Piestany der überwiegende Anteil der Besucher slowakisch, doch Luftfahrtfans aus vielen Ländern Europas - und sogar aus Japan - waren gleichfalls zugegen.
Die Organisation der Airshow in Piestany kann - wie schon jene der SIAF in Malacky (und davor in Sliac) als perfekt bezeichnet werden. Schon kurz nach der Autobahnabfahrt Piestany standen zweisprachige Schilder (Slowakisch/Englisch), die die Besucher zu den Parkplätzen lotsten. Die meisten Einweiser, Security-Leute und Polizisten sprachen recht gut Englisch und halfen bei Fragen weiter, Eintritt bzw. Registrierung für Spotter/Presse verliefen reibungslos, so wie ich die Slowaken (ebenso wie die Tschechen) in der Vergangenheit als äußerst hilfsbereite Menschen kennen gelernt habe.
Das Static Display wartete mit Flugzeugen der Allgemeinen Luftfahrt ebenso auf wie mit Mil Mi-8, UH-60 Black Hawk, Extra 300 und weiteren Helikoptern. Höhepunkt - vor allem für "westliche" Besucher - dürften jedoch die AN-26 der Vulkan Air und die AN-12 der Cavok Air gewesen sein. Bei beiden Fluglinien handelt es sich um ukrainische Unternehmen, die seit dem kriminellen Angriff Russlands auf die Ukraine ihre operationelle Basis in die Slowakei verlegt haben. Die AN-12 mit dem Kennzeichen UR-CKL konnte sogar von innen besichtigt werden. Die ukrainische Besatzung war ausgesprochen freundlich, Fotos mit der Spiegelreflexkamera im Inneren wurden jedoch aufgrund der Kriegssituation, in der sich das Land befindet, verwehrt. Immerhin ein Handyfoto vom Cockpit war möglich. Die AN-12 wurde ursprünglich für das sowjetische Militär gebaut und das merkt man ihr auch an. Allein die Türe, die das Cockpit vom Frachtraum trennt, mutet wie das Schott in einem Schlachtschiff an. Das Cockpit ist eigentlich kein Cockpit sondern ein FlugDECK und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Piloten sitzen erhöht und haben jeweils ihre eigenen Schubhebel, denn in der Mitte befindet sich der Durchgang für den Navigator, der seinen Arbeitsplatz im verglasten "Bomberbug" hat. Rechts hinter den Piloten sitzt der Bordingenieur, links der Funker. Im Heck des geöffneten Frachtraums hing eine ukrainische Flagge und wer ganz genau hinsah konnte hinter dem Höhenleitwerk den verkleideten "Heckgefechtsstand" entdecken. Diese Kanzel konnte zu Sowjetzeiten mit einer Maschinenkanone ausgestattet werden, mit der ein Bordschütze angreifende feindliche Flugzeuge abwehren sollte. Abschied per Handschlag von der ukrainischen Crew und einem herzlichen "Slava ukraini" - sofort kommt mit geballter Faust ein kräftiges "Herojam Slawa" zurück.
Im Flight Display waren Segelfkunstflüge ebenso zu bestaunen wie kolbenmotorgetriebene Flugzeuge oder Jets der Typen L-39 sowie Saab Gripen, wobei letztere von der tschechischen Luftwaffe stammten. Alles in allem kann die Airshow Piestany 2023 als gelungenes "Fliegervolksfest", das als Auftakt zum weitaus größeren und spektakuläreren Slovak International Air Fest gesehen werden kann, das am 2. und 3. September in Malacky über die Bühne geht.
Fotoimpressionen
Text & Fotos: HP