Während in Österreich die Gründung neuer Flugplätze aufgrund des politisch luftfahrtfeindlichen Klimas so gut wie unmöglich ist, sind die Ungarn hier weitaus progressiver. Und so konnte dort 1997 nach rund zweijähriger Bauzeit der vom burgenländischen Unternehmer Franz Meidl gegründete Meidl Airport eröffnet werden. Neben einer 985 Meter langen und 23 Meter breiten Asphaltpiste besteht das 65 Hektar große Flugplatzgelände aus zwei großräumigen Hangars, einer Tankstelle, einer Flugzeugwerkstatt und einem Restaurant. Von Wien aus ist der Flugplatz in etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit zu erreichen. Wenig verwunderlich also, dass zum perfekt organisierten Flugplatzfest am vergangenen Sonntag nicht nur die Ungarn, sondern auch zahlreiche Besucher aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Slowakei, in Scharen strömten. Insgesamt zählten die Veranstalter etwa 8.000 zahlende Besucher, dazu kamen noch einmal zahlreiche Zaungäste, die das aviatische Spektakel von außerhalb des Flugplatzareals verfolgten.
Zwar können derartige Veranstaltungen nicht mit einer Airpower oder einem Slovak International Air Fest verglichen werden, doch was hier auf private Initiative ohne staatliche Unterstützung auf die Beine gestellt wurde, konnte sich durchaus sehen lassen. Es war eigentlich eine Mischung aus Volksfest, Streetfood-Festival, Kirtag für Familien und Flugschau. Selbst diejenigen, die mit Flugzeugen nicht unbedingt etwas am sprichwörtlichen Hut haben, kamen auf ihre Kosten.
Die Organisation lässt sich mit einem Wort beschreiben: perfekt - und das ist selten. Neben der Zufahrtsstraße gab es Parkplätze in ausreichender Zahl, Einweiser waren ebenfalls vorhanden. Die Eintrittspreise waren moderat gestaltet, sodass der Ausflug auch für Familien leistbar blieb.
Auf dem Gelände gab es Streetfood-Stände, Verkaufsstände für Flugzeugmodelle, Süßigkeiten sowie Lebensmittelspezialitäten aus Ungarn und klassische Airshow-Souvenirs. Die Preise auch hier (gemessen an österreichischen Verhältnissen): moderat. Außerdem gab es zahlreiche Flächenflugzeuge und Drehflügler zu bestaunen und interessierte Kinder (sowie ihre Väter) konnten auch im Cockpit Probesitzen. "Wiederauferstanden" ist am vergangenen Sonntag auch der einstige aviatische Nationalstolz Ungarns, die vor mittlerweile elf Jahren in die Pleite geschlitterte Fluggesellschaft Malev. Mehrere Fahrzeuge - darunter ein Bus mit der Lackierung "Malev Airtours" - der Airline waren ausgestellt. Sie wurden vom Museum in Budapest extra nach Fertőszentmiklós gefahren.
Flugbegeisterte Besucher (und solche, die es noch werden wollen) hatten die Gelegenheit, selbst abzuheben. Rundflüge wurden mit Cessna 172, Bell 206 Jet Ranger und der legendären "Tante Anuschka", der Antonov An-2 angeboten. Zwischen den einzelnen Flugvorführungen waren die Maschinen nahezu ununterbrochen mit Gästen in der Luft - bei sprichwörtlichem Kaiserwetter. Apropos Kaiserzeit: Aus der Luft genossen die Besucher auch einen wunderschönen Blick auf das nahegelegene Schloss Fertöd.
In der Luft konnten dann beispielsweise die Typen L-29 Delfin, H145M, H135, MD-500, Extra 300, Yak-18T, Yak-52, Mil Mi-2 und Ryan PT-22 bestaunt werden, um nur einige Teilnehmer des Flight Displays aufzuzählen.
Unumstrittener Star des Tages war jedoch der legendäre Husar der Lüfte, der Erfinder des Red Bull Air Race, der hochdekorierte Peter Besenyei, der in seiner Corvus CA-41 - überraschend aus dem Rücken des Publikums kommend - im Tiefflug in die Display Area vis a vis des Veranstaltungsgeländes einflog. Was dieser Pilot mit (s)einem Flugzeug imstande ist zu performen, kann man kaum in Worte fassen.
Trotz seines für Kunstflugpiloten hohen Alters von 67 Jahren bot Besenyei einen Himmelsritt, der seinesgleichen sucht. Scheinbar mühelos wirbelte er die Maschine wie eine Feder durch den Himmel, um sodann einem Raubvogel gleich aus den azurblauen Himmelsweiten mit heulendem Motor in Richtung des von gelben Rapsfeldern gesäumten Flugplatzes herabzustürzen und den Flieger nur wenige Meter über dem Boden wieder abzufangen. Rollen, Rückenflug, Slips im Tiefstflug parallel zum Publikum - Besenyei, dieser einzigartige Virtuose am Steuerknüppel, ist eine Klasse für sich und wusste das Publikum und die Fotografen zu begeistern. Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass viele Besucher extra wegen Besenyei zum Flugplatzfest gereist sind.
Und so bleibt zu hoffen, dass es im kommenden Jahr auf dem Meidl Airport wieder eine West Hungarian Air Show geben wird, die die Massen begeistert.
Fotoimpressionen
Text: HP