Reportagen

Fotoreportage: 70 Jahre Patrouille de France

Die Patrouille de France - alle Fotos: Jürgen Sema

Airshow der Superlative zum runden Jubiläum der legendären Kunstflugstaffel der Grande Nation. Wenn berühmte Kunstflugstaffeln besondere Jubiläen feiern, kommen auch gerne die renommierten Flugstaffeln befreundeter Staaten, um so dem Jubilar und den Zuschauern ein ganz besonderes Flugprogramm zu schenken. So geschehen kürzlich auch auf dem Gelände der französischen Militärpilotenschule, der Base Aérienne 701 in Salon-de-Provence anlässlich 70 Jahre Patrouille de France. Eine Fotoreportage von Jürgen Sema für Austrian Wings.

Auf der Base Aérienne 701 in Salon-de-Provence wird nicht nur ein Großteil der künftigen Besatzungen der einzelnen Baumuster ausgebildet, hier hat außerdem die weltberühmte Fliegerstaffel der Grande Nation Ihre Heimatbasis. Eine Tatsache, welche bestimmt einen zusätzlichen Ansporn für die angehenden Piloten der Flugschule darstellt, um irgendwann vielleicht selbst als einer der besten im Cockpit eines der acht wunderschön in  Landesfarben strahlenden Alpha Jets Platz zu nehmen. Der zweimotorige Alpha Jet entstammt einer gemeinschaftlichen Entwicklung der Firmen Dassault (ursprünglich Breguet - wurde von Dassault 1971 aufgekauft) und Dornier. Der als leichtes Kampfflugzeug und Strahltrainer entwickelte Schulterdecker feiert in diesem Jahr auch ein besonderes Jubiläum. Vor 50 (!) Jahren startete der Jet zum Erstflug. Bei der Deutschen Luftwaffe  wurde der Jet wenige Jahre nach der Indienststellung schon wieder ausgemustert. Abrüstungsverträge setzten hier eindeutige Vorgaben und so mussten die Deutschen nach nur einem Jahrzehnt schon wieder auf den leichten Jagdbomber verzichten. Bei der Patrouille de France (PdF) steht der von zwei Snecma Mantelstromtriebwerken angetriebene Alpha Jet schon seit 1980 im Einsatz und ist mittlerweile deutlich älter als seine Piloten. Das gutmütige und sehr sichere Flugzeug eignet sich dabei wohl optimal für das Flugprogramm der PdF, denn die französische Kunstflugstaffel ist in Fachkreisen für Ihre besonders anspruchsvollen Formationen bekannt.

Besonders zuschauerfreundlich zeigten sich die Veranstalter, wurde den Flugzeugfreaks doch an drei An- und Abflug, bzw. Trainingstagen der Zutritt auch außerhalb der offiziellen Airshow (Samstag / Sonntag) gewährt. Die Hobbyfotografen, teilweise aus ganz Europa angereist, wurden während dieser Tage von einem Team aus Bluejackets stets sehr freundlich und zuvorkommend betreut. Beispielhaft, wie die gesamte Organisation dieser Veranstaltung, von den zur Verfügung gestellten Informationen im Vorfeld bis hin zur Ausschilderung, der Verkehrsführung, den kulinarischen Möglichkeiten oder den Bedürfniseinrichtungen. Auch am Boden wurde jede Menge an Demonstrationen und Unterhaltungsmöglichkeiten geboten, sodass es für Jung und Alt ein interessanter und kurzweiliger Tag gewesen sein dürfte. Unter den vielen Anbietern von Merchandising Artikeln ragte sicherlich der Stand der PdF hervor, welcher den ganzen Tag über vom Publikum ,zahlreich umlagert war. Am Nachmittag mischten sich dort die Piloten der PdF stundenlang für Autogramme und Smalltalk unters Publikum - auch noch nach Ende des Flugprogramms, als mit Military Swing Livemusik einer vierköpfigen Damen Band der Armee de l´Air aufspielte und das Publikum begeisterte.

Im außergewöhnlichen Dynamic Display waren an beiden Tagen die Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe "Patrouille Suisse" (6 x F-5 Tiger), die in Europa eher selten anzutreffende Patrouille Saudi Hawks (7 x BAE Hawk), die spanischen Teams "Patrulla Aguila" (7 x Casa C-101 Aviojet), das Helikopter Team "Patrulla Aspa" (6 x Eurocopter EC-120B Colibir), das Team aus Kroatien "Krila Oluje"(Wings of Storm - 6 x Pilatus PC-9) sowie das einzigartige Fallschirmformunionsteam "Royal " (12 Fallschirmspringer, die einen besonderen Formationsflug am geöffneten Schirm zeigen, 1 x Do 228) zu bestaunen.

Teilweise live aus dem Cockpit heraus wurde die Glückwünsche zum, Jubiläum der PdF von den Teamleadern während der Vorführungen übertragen. Bei den Kommentatoren der jeweiligen Flugstaffeln machte besonders der spanische Moderator mit seiner emotionalen und begeisternden Art, die ein wenig an den Reporter eines spannenden spanischen Fußballendspiels erinnerte, auf sich und das Team aufmerksam.

Außer den Aerobatic Teams gab es an beiden Tagen noch weitere Hochkaräter im Flugprogramm. Das Publikum konnte die spektakulären Vorführungen diverser Solo-Display Teams bewundern. Besonderes optisches Highlight dabei war das Solodisplay-Team der Belgium Air Force, mit der spektakulär gestalteten F-16 "DREAMVIPER", deren Pilot Steven de Fries mit seiner dynamischen Vorführung das Publikum regelmäßig in seinen Bann zieht. Nicht weniger beeindruckend auch das Schweizer "Swiss Hornet Display Team" (F/A-18) mit dem Demopiloten "Fönsi", der teils unglaubliche Flugmanöver mit der F-18, allseits bekannt aus dem Blockbuster "Top Gun - Maverick", demonstriert. Eine sehr dynamische Darstellung bot auch das Team „Zeus“ der Helenic Air Force aus Griechenland mit seiner F-16 (Block 52, u.a. mit auf dem Rumpf angebrachten Zusatztanks, was der F-16 eine andere Optik verleiht). Für die einheimischen Flugzeugfans ganz besonders war natürlich die beeindruckend dynamische Präsentation des französischen Rafale Solo Display Teams, welches auch 2023 wieder eine Rafale im besonderen Design zu den einzelnen Airshows abordnet.

Neben diesen Big-Playern reihten sich noch viele weitere Akteure in diese rundum gelungene Veranstaltung ein. So konnte man eine furchtlose Wingwalkerin bei Ihrer Akrobatik auf  unter und zwischen den Tragflächen eines pinkfarbenen Doppeldeckers ebenso bestaunen, wie eine historische Spitfire, welche von Eric, einem Piloten des privaten „Jetpilot for a Day" Flugevent Anbieters www.Apache-Aviation.com mächtig sportlich vor geflogen wurde. Besonderes Schmankerl war für die Freunde der Oldtimer Fliegerei dann noch die F-86 Sabre in Lackierung und Ausführung der US Air Force aus den Zeiten des Cold War.

Viele staunende, faszinierte Blicke und Applaus gab es auch für die Flugvorführung des taktischen Militärtransporters Airbus A400M Atlas. Ein echtes "Dickschiff", welches von den Piloten des "A400M Tactical Display" Teams ausgezeichnet präsentiert wurde. Im Flug präsentiert, fühlt man sich dabei eher an eine kleine Kunstflugmaschine als an ein mächtiges Transportflugzeug erinnert. Unglaubliche Flugmanöver bis hin zum Wingover wurden dem Publikum gezeigt. Dieser A400M war vor und auch nach ihrem Demoflug im Static Display zu bestaunen. Den ganzen Tag über gab es eine lange Warteschlange, um einen Blick ins Innere dieses Riesenvogels mit seinem fast 15 Meter hohen T-Leitwerk zu werfen. Auch optisch ist der Atlas ein echter Hingucker. Seine vier Triebwerke (jeweils knapp 11.000PS stark) entfachen einen einzigartigen Klang und die eleganten, gegenläufigen Propeller, mit über fünf Meter Durchmesser, muten eher wie Kunstwerke an. Wenn auch mit Anfangsschwierigkeiten holprig gestartet, scheint Airbus mit dem A400M doch ein technisches Meisterwerk gelungen zu sein.

Abgerundet wurde das Flying Display mit der Flugvorführung eines Eurocopter Tiger der Arme de Terre, welcher die besondere Beweglichkeit dieses in der Kritik stehenden Drehflüglers zeigte. Im Deutschen Ministerium der Verteidigung ist aktuell eine Debatte im Gange, den Kampfhubschrauber wegen technischer Störanfälligkeit vorzeitig auszumustern und durch kleinere, technisch ausgereiftere Modelle zu ersetzen.

Wie schon oft bei einem "Meeting Aérien National de l'Air" wurden die angereisten Zuschauer mit einem Flugprogramm der Extraklasse belohnt. Ein umfangreiches Static Display und eine klasse Organisation rundeten die sehr gelungene Veranstaltung ab und lohnten selbst die weiteste Anreise. Einzig eine Mirage 2000 wurde vom Autor im Flying Display schmerzlich vermisst. Für die mehr als 500 offiziell zugelassenen Spotter und Fotografen waren die Lichtverhältnisse und der häufige, ganz leichte Nieselregen eine echte Herausforderung. Aber der Frühlingsregen in der südfranzösischen Provence ist angenehm warm und duftet oft ein wenig nach Lavendel. Das Ganze dann noch mit einem Hauch von Kerosin vermischt, macht große Lust auf die nächste Reise zum "Meeting Aérien" der Armee de l'Air.

Weitere Fotoimpressionen

A330 der französischen Regierung / Luftwaffe
A400M
F-16 aus Belgien
Kampfhubschrauber Tiger
F-16 vom Zeus Demo Team aus Griechenland
F/A-18 aus der Schweiz
Heimlicher Star der Show: F-86 Sabre ...
Skyraider
Do 228
Rafale
Spitfire

Text & Fotos: Jürgen Sema