Der Dachverband European Cockpit Association (ECA) hat nun eine Umfrage unter den europäischen Luftfahrzeugführern initiiert, um Daten und Fakten zu diesem Problem zu sammeln. Die Vereinigung Cockpit hat eine Information zur Umfrage an ihre Mitglieder verschickt und ruft auch alle anderen Piloten zur Teilnahme im Sinne der Sicherheit aller Beteiligten im System Luftverkehr auf.
Auch Behörden wie die Europäische Flugsicherheitsagentur EASA gehen davon aus, dass Störungen aufgrund knapper Kapazitäten zu erwarten sind. Die EASA weist unter anderem darauf hin, dass übermäßige Belastung in einem Hochrisikoumfeld wie der Luftfahrt die Sicherheit gefährden kann.
"Aus der Erfahrung des letzten Sommers wissen wir, dass viele Dienstpläne zu eng getaktet sind, dass Ersatzpersonal fehlt und dass auch bei den Beschäftigten am Boden sowie bei der Technik oft kaum noch Kapazitäten für Ersatz vorhanden sind," sagt Anja Granvogl, stellvertretende Vorständin Flight Safety der Vereinigung Cockpit. "Kommen zu diesen Engpässen auch noch unvorhergesehene äußere Faktoren wie schlechtes Wetter oder technische Probleme hinzu, dann kommen die Crews schnell an die Grenzen ihrer Dienstzeiten. Um die Belastung in den Cockpits realistisch einschätzen zu können und um die Behörden und unsere Arbeitgeber auf diese Problemlage glaubhaft aufmerksam machen zu können, brauchen wir aktuelle Daten und Fakten. Daher begrüßen wir die Initiative unseres Dachverbands in Brüssel ausdrücklich und rufen alle Kolleginnen und Kollegen auf, sich an der Umfrage zu beteiligen."
Hintergrund Kommandantenentscheid
In Ausnahmefällen können Crews auch über ihre erlaubten Dienstzeiten hinaus weiterarbeiten. Dies wird mit sogenannten Kommandantenentscheiden ermöglicht, mit denen der Herr oder die Frau Kapitän einen längeren Dienst anweisen kann. Die Flugsicherheitsexperten der Vereinigung Cockpit beobachten mit Sorge, dass die Zahl der Kommandantenentscheide in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat. Mittlerweile werden oftmals Fehlplanungen der Airlines mit Kommandantenentscheiden wieder "geradegebügelt". Sie sind aber von ihrer Konzeption her definitiv nur für den absoluten Ausnahmefall gedacht und nicht dazu da, die Folgen normaler "Betriebsstörungen" und zu knapp ausgelegter Dienstpläne auszugleichen. Auch hierzu sammelt die Umfrage Daten, um Argumente auf belastbare Zahlen stützen zu können.
(red / ECA / VC)