Reportagen

Fotoreportage: Großübung in Deutschland - Hummel unterstützt Waldbrandbekämpfung

Alle Fotos: Jörn Fries

Die Polizeifliegerstaffel Nordrhein-Westfalen nahm kürzlich an einer Waldbrandübung teil. Eine Austrian Wings Fotoreportage.

„Berechnungen haben ergeben, dass eine Hummel auf Grund des Verhältnisses zwischen Flügelfläche und Schlagfrequenz einerseits und ihrem Körpergewicht andererseits gar nicht fliegen kann. Die Hummel weiß jedoch nichts von diesen Berechnungen und fliegt wahrscheinlich irrtümlicherweise.“ Dieses immer wieder gerne vorgetragene Zitat von Hubschrauberpionier Igor Iwanowitsch Sikorski (1889-1972) passt hervorragend zur Beschreibung der Aufgaben, die die Piloten der Polizeifliegerstaffel Nordrhein-Westfalen (PFlSt NRW) am vergangenen Samstag (08.07.2023) bei einer der größten Waldbrandbekämpfungsübung der letzten Jahre in Ostwestfalen-Lippe (OWL) wahrgenommen haben. Ihr Auftrag: Aus einem 35.000 Liter fassenden Löschwasserbehälter mithilfe eines sogenannten "Bambi Buckets" Wasser aufzunehmen und innerhalb kürzester Zeit über Brandherden wieder abzugeben.

 

Da es auf dem Velmerstot, einem Berg im Eggegebirge, an den die Kreise Höxter, Lippe und Paderborn angrenzen, keine Löschwasser-Entnahmestellen gibt, sorgten 25 Tanklöschfahrzeuge aus den genannten Kreisen mittels Pendelverkehr dafür, dass das Brauchwasser aus Horn (Ortsteil der lippischen Stadt Horn-Bad Meinberg) und Altenbeken (Kreis Paderborn) zum Fuße des Berges gebracht wurde. Ein risengroßes Pumpenmodul, welches im Regierungsbezirk Detmold je einmal in den Kreisen Minden-Lübbecke und Paderborn vorgehalten wird, sorgte anschließend dafür, dass das Wasser bis zum Bergkamm gefördert wurde. Nach etwa drei Stunden stand das System, so dass die H145 der PFlSt NRW zum Einsatz kommen konnte. Quasi im Zwei-Minuten-Takt flogen die Piloten die Wasserentnahmestelle an, der auf den Kufen stehende Operator befüllte das unter dem Helikopter hängende Bambi Bucket mit einer maximalen Füllmenge von 820 Litern - und schon ging es zum nur wenige hundert Meter entfernten Brandherd, wo das Bambi Bucket entleert wurde. Das Procedere wiederholte sich mehrfach, nur kurz unterbrochen durch die Landung der "Hummel" zwecks Pilotentauschs.

Damit die Übung so realitätsnah wie möglich ablief, wurden die Einheiten von ihren Standorten aus sukzessive (nach-)alarmiert: Gegen 8 Uhr erfolgte zunächst die Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Horn-Bad Meinberg (mittels Funkmeldeempfänger und Sirenen), kurze Zeit später erfolgte bereits die Stichworterhöhung, so dass Feuerwehren aus ganz Lippe sowie den angrenzenden Kreisen Höxter und Paderborn unter Verwendung von Sonder- und Wegerechten zur Unterstützung der örtlichen Kräfte zum Velmerstot bzw. zu den vorher definierten Abschnitten eilten. Rund 550 Einsatzkräfte und 125 Einsatzfahrzeuge waren im Verlaufe des Samstagvormittags unterwegs bzw. standen im Einsatz.

 

Fazit: Auch wenn der Aufbau des Hochleistungspumpensystems geraume Zeit in Anspruch nahm, so ist das gewählte Verfahren als besonders effektiv anzusehen. Denn der Heli muss nicht erst gegen den Berg anfliegen, sondern nimmt das Löschwasser direkt am Bergkamm auf und kann so die An- und Abflugzeiten bedeutend verkürzen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil auch bei sich rasch ausbreitenden Vegetationsflächenbränden, wenn die Luftunterstützung eine Mangelressource darstellt. Andere Landkreise, beispielsweise der Landkreis Harz, setzen auf Löschflugzeuge privater Anbieter, die drei nordrhein-westfälischen Kreise Höxter, Lippe und Paderborn hingegen auf staatliche Hilfe. Stationiert sind die "Hummeln" der PFlSt NRW an den Flughäfen Düsseldorf (Rheinland) und Dortmund (Westfalen).
 
Text & Fotos: Jörn Fries