Die alte Garnisionsstadt Wiener Neustadt war während des Zweiten Weltkrieges ein bedeutendes Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie - unter anderem befanden sich dort die Wiener Neustädter Flugzeugwerke, in denen das legendäre Jagdflugzeug Messerschmitt Me 109 produziert wurde - was sie zu einem legitimen Ziel für alliierte Bombenangriffe machte.
Heute vor genau 80 Jahren, am 13. August, 1943, erfolgte der erste dieser Angriffe, denn zuvor war die Stadt nicht in der Reichweite der alliierten Bomber gelegen. Die Attacke wurde von B-24 Liberator Bombern geflogen.
Bis Kriegsende 1945 wurde die Stadt das Ziel von insgesamt 29 US-amerikanischen Luftangriffen. Dabei wurden neben den Wiener Neustädter Flugzeugwerken auch der Fliegerhorst Wiener Neustadt, der Luftpark Wiener Neustadt, das Raxwerk, der Rangierbahnhof der Stadt sowie wichtige Einrichtungen der Bahn nachhaltig zerstört.
Rund 1.400 Menschen am Boden kamen dabei ums Leben: mehr als 600 Zivilisten, 150 Soldaten der Wehrmacht sowie rund 150 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Bei dem Versuch, die alliierten Bomber abzuwehren verloren etwa 100 Jagdflieger der deutschen Luftwaffe ihr Leben, während auf Seiten der alliierten Bomberbesatzungen rund 400 Mann fielen.
"Es handelte sich bei diesen Bombenangriffen der amerikanischen Luftwaffe auf die Stadt Wiener Neustadt aber nicht um Flächenbombardements analog zu jenen Angriffen, welche die britische Luftwaffe im selben Zeitraum in Deutschland durchführte. Die Bombenabwürfe auf Wiener Neustadt waren nicht gegen die Zivilbevölkerung gerichtet. Eine enge Konzentration der Rüstungsbetriebe und Eisenbahnanlangen in der Stadt und mangelnde Präzision der amerikanischen Bomber führten jedoch unweigerlich auch zu zivilen Opfern und zu dem unvermeidlichen Eindruck von ,Terrorangriffen'."
Oberst Markus Reisner in seiner Dissertation 2013
"Zusätzlich wurden in den Angriffen hunderte Menschen verletzt sowie tausende traumatisiert und obdachlos.Die Stadt Wiener Neustadt war nach Ende des Zweiten Weltkriegs so stark zerstört, dass nur 18 Häuser der einst 45.000 Einwohner zählenden Stadt unbeschädigt geblieben waren. Die Rüstungsindustrie der Stadt war zu 100 % zerstört und die zivilen Wohnviertel schwer getroffen worden. Von beiden Kriegsparteien war zum Schutz und zur Zerstörung der Stadt und seiner Rüstungsbetriebe ein hoher materieller Aufwand betrieben worden", schrieb Oberst Markus Reisner bereits 2013 in seiner Dissertation zur Erlangung des Doktortitels der Philosophie.
Erst im Mai 1945 war das Ziel, die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus, dann schließlich erreicht und es kehrte wieder Frieden ein.
(red)