Die Serie an Flugunterbrechungen und Flugstreichungen bei der AUA reißt einfach nicht ab. Nach mehreren außerplanmäßigen Zwischen- bzw. Notlandungen und damit verbundenen Flugausfällen auf der Langstrecke, sowie mehreren Fume Events auf der Kurzstrecke (wir berichteten ausführlich), "erwischte" es nun wieder einen Langstreckenflug, ebenfalls wegen eines Fume Events.
Die Boeing 767-300ER mit der Kennung OE-LAE befand sich gestern auf dem Weg von Wien Schwechat nach Montreal (Kanada). Doch aufgrund vorerst unbekannter Umstände sahen sich die Piloten außerstande, den Flug OS 073 fortzusetzen. Die Maschine drehte westlich von Island eine große Schleife über den Nordatlantik und landete schließlich auf dem isländischen Flughafen Keflavík. Da die Maschine ihren Flug weder bis Kanada fortsetzte, noch nach Wien zurückkehrte, liegt die Annahme nahe, dass technische Probleme zur der außerplanmäßigen Landung in Island geführt haben könnten.
Technische Probleme bestätigt
Die AUA-Pressestelle bestätigte gegenüber Austrian Wings technische Probleme als Ursache der außerplanmäßigen Landung der OE-LAE. Es habe sich um eine Fume/Smell Event gehandelt.
"Die O S73 mit der Kennzeichnung OE-LAE musste gestern aufgrund eines "Smell Events" vorsorglich auf dem Weg nach Montreal umkehren und in Keflavik landen. Das Flugzeug ist sicher gelandet und wird derzeit einer technischen Überprüfung unterzogen."
AUA-Sprecherin Lara M. Petritsch gegenüber "Austrian Wings"
Weitere Langstreckenflüge betroffen
Der Umstand, dass schon wieder ein Langstreckenflugzeug der AUA auf einer Außenstation fernab der Homebase "gestrandet" ist, wirbelt den Flugplan des rot-weiß-roten Carriers erneut gehörig durcheinander. Mindestens zwei Langstreckenflüge fallen deshalb aus. So musste der für die Nacht von gestern auf heute geplante Flug von Montreal nach Wien (OS 074) gestrichen werden. Aber auch der für heute geplante Flug von Wien nach Montreal (OS 073) scheint auf "Flightradar 24" bereits als "Ausfall" auf. Wann die OE-LAE wieder abhebt ist derzeit (Stand 30. September, 06:35 Uhr) noch völlig offen.
Hintergrund
Fume oder Smell Events können verschiedene Ursachen haben, die jedenfalls abgeklärt werden müssen. Sie können völlig harmlos sein, aber auch ein potentielles Gesundheitsrisiko für die Insassen eines Luftfahrzeuges darstellen können. Wenn beispielsweise Triebwerksöl(dämpfe) wegen defekter Dichtungen in den Triebwerken oder der Hilfsturbine (APU) in die Kabinenluft gelangt, kann das für Passagiere und Besatzung teils lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Denn Triebwerksöl enthält hochtoxische Stoffe, die keinesfalls eingeatmet werden sollten. Das mögliche Krankheitsbild - es reicht von neurologischen Störungen bis hin zu einer möglicherweise tödlichen Vergiftung des Körpers - wird als "Aerotoxisches Syndrom" bezeichnet. 2016 wurde der Fall mehrere Condor-Flugbegleiter bekannt, die als "menschliche Versuchskaninchen" missbraucht wurden und dies tlw. mit schweren gesundheitlichen Schäden bezahlten. Wie die "Ärztezeitung" vor einigen Jahren in einem Beitrag schrieb, ist das Problem seit den 1950er Jahren bekannt. Trotzdem setzen die Flugzeughersteller seit Jahrzehnten weiterhin auf das Prinzip "Zapfluft von den Triebwerken", um die Kabine mit Frischluft zu versorgen. Eine Ausnahme bildet lediglich die Boeing 787, die eine andere Technik nutzt. Seitens der Airlines und der Industrie wird das Problem der kontaminierten Kabinenluft seit Jahrzehnten verleugnet oder kleingeredet, wie Austrian Wings schon im Jahr 2010 in der Punktlandung "TCP - die unsichtbare Gefahr an Bord" beleuchtete.
(red)