Die Stockerauer Flieger sind bekannt dafür, aviatische Feste zu feiern wie sie fallen - und dabei die Bevölkerung stets mit einzubinden. Die Region verfügt - ähnlich wie der Spitzerberg - über eine lange (Segel-)Flugtradition, die jetzt gebührend gefeiert wurde. Nachdem bereits zuvor im Bezirksmuseum Stockerau eine Ausstellung "100 Jahre Segelfliegen am Waschberg" eröffnet worden war, ließen die Stockerauer Flieger auch aviatische Taten folgen.
Doch zunächst einmal werfen wir einen Blick darauf, was vor 100 Jahren am Waschberg in Leitzersdorf, nur wenige Kilometer Luftlinie vom heutigen Flugplatz Stockerau entfernt, überhaupt geschah.
Tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten
Damals, genauer gesagt vom 13. bis 21. Oktober 1923, fand am Waschberg der erste internationale Segelflugwettbewerb Österreichs statt. 13 Piloten nahmen an dem Wettbewerb teil, der vom Rektor der Technischen Hochschule (heute besser bekannt als Technische Universität Wien) ins Leben gerufen wurde. Die Veranstaltung verwandelte sich rasch in ein Volksfest, zu dem Eintrittskarten verkauft wurden, auf denen "Österreichische Segelflugwoche bei Stockerau (Waschberg)" geschrieben stand.
Segelflug kehrt zum Waschberg zurück
Rund 100 Jahre später (wegen des besseren Wetters verzichtete man darauf, die Veranstaltung im Oktober abzuhalten), am 17. September 2023, kehrte der Segelflug - zumindest für einen Tag - zum Waschberg zurück. Dafür zerlegten die Stockerauer Flieger sogar ein modernes Segelflugzeug, brachten es "abgerüstet" auf den Waschberg und bauten es dort wieder zusammen ("aufrüsten"). Der Tag begann mit einer Feldmesse, für Speis und Trank war ebenso gesorgt wie für das leibliche Wohl der Besucher, die in Scharen zum Waschberg strömten. Auch Führungen durch das Naturschutzgebiet wurden angeboten, Vorführungen von Modellsegelflugzeugen begeisterten die Massen.
Der eigentliche Höhepunkt fand jedoch um 14 Uhr statt. Mehrere Schleppverbände - vom historischen Gleiter aus dem Jahr 1954 bis zum modernen Hochleitungs(motor)segelflugzeug - paradierten nur 50 Meter über dem Boden am staunenden Publikum vorbei. Darunter befand sich auch ein Segelflugzeug, in dem einst ein gewisser Neil Armstrang (ja, DER Mr. Armstrong) geflogen war. Die niedrige Flughöhe war dank einer behördlichen Ausnahmegenehmigung möglich. Zudem handelte es sich bei den Flugmanövern ja nicht um Kunstflug.
Wie immer bei derartigen Veranstaltungen war die gelungene Umsetzung nur durch wahres Teamwork und (Flieger-)Kameradschaft möglich, wie Wolfgang Gockert, Betriebsleiter des Stockerauer Flugplatzes, erläutert: "Ich bedanke mich bei allen, die mitgeholfen haben. Es waren Fliegerkollegen aus Altlichtenwarth, Bad Vöslau (Austrian Aviation Museum), Wr. Neustadt (OMV-Sportflug), Kapfenberg (Martin Koubek), Tulln (SFC Tulln & Habicht), vom Spitzerberg (Andi und Clamer), aus Deutschland (Verein zur Förderung des historischen Segelflugs) und natürlich auch das Team der Stockerauer beteiligt. Dadurch konnte der Traditionsflug sicher und gut getimed durchgeführt werden."
Es bleibt die Hoffnung, dass die Kinder, Enkel und Urenkel der diesjährigen Besucher und Flieger in 100 Jahren dann das Jubiläum "200 Jahre Segelflug am Waschberg" begehen ...
Weitere Fotoimpressionen (nicht in chronologischer Reihenfolge)
Text, Fotos und Videos (sofern nicht anders angegeben): P. Huber