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Frecce Tricolori Absturz in Turin: Fünfjähriges Mädchen stirbt, Bruder und Eltern verletzt

Symbolbild Frecce Tricolori - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Bei einem schweren Unglück mit der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori ist heute in Italien ein fünfjähriges Mädchen ums Leben gekommen. Erinnerungen an das Flugtagunglück von Ramstein, das sich kürzlich zum 35. Mal jährte, wurden bei vielen Menschen wach. Die italienische Luftwaffe erklärte bereits, dass möglicherweise ein Vogelschlag zu einem Triebwerksausfall geführt haben könnte.

Das Unglück mit der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori ereignete sich in der Nähe des Flughafens Turin-Caselle. Die Staffel überflog gerade die Landebahn, als sich das Unglück ereignete Eine Maschine (Pony 4) stürzte ab, der Pilot rettete sich in niedriger Flughöhe mit dem Schleudersitz. Amateuraufnahmen zeigen den Unglückshergang. Dabei ist zu sehen, wie sich Pony 4 wenige Sekunden nach dem Abheben aus der Formation löst und dramatisch an Geschwindigkeit und Höhe verliert, ehe der Pilot den Schleudersitz betätigt. Der Luftfahrzeugführer wurde bei dem Notausstieg verletzt und musste ins Krankenhaus. Unklar ist, ob sich das Unglück, wie ursprünglich angenommen, direkt nach dem Start oder bei einem regulären "Überflug" im Rahmen des Trainings ereignete.

Der Jet vom Typ MB-339 explodierte unmittelbar danach beim Aufprall und traf brennend ein Fahrzeug, in dem eine Familie unterwegs war. Ein fünfjähriges Mädchen kam dabei ums Leben. Ihr neunjähriger Bruder sowie die Eltern wurden teils schwer verletzt und mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden. Fotos vom Unglücksort zeigen, dass das Auto durch die Wucht der Kollision mit dem Jet in einen Straßengraben geschleudert wurde und völlig ausgebrannt ist. Jüngsten Meldungen aus Italien zufolge hatte die Familie extra angehalten, um den Start und das Training der Frecce Tricolori zu beobachten.

Die Frecce Tricolori waren ersten Informationen zufolge auf dem Weg nach Vercelli im Piemont, um an einer Airshow anlässlich des 100-jährigen Bestehens der italienischen Luftwaffe teilzunehmen. Die Show wurde nach dem Unglück sofort abgesagt.

Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto sprach den Angehörigen der Opfer sein "tiefstes Beileid" aus.

Vogelschlag wahrscheinlich
Die italienische Luftwaffe drückte der Familie der getöteten Fünfjährigen ebenfalls ihr Beileid aus und erklärte, dass nach derzeitigem Stand ein Vogelschlag, der zu einem Leistungsverlust am Triebwerk geführt habe, die wahrscheinlichste Unfallursache sei. Aufgrund der bisherigen Videoaufnahmen kann jedenfalls als gesichert gelten, dass unmittelbar nach dem Abheben Probleme mit dem Triebwerk aufgetreten sein müssen, da die Maschine stark an Geschwindigkeit und Höhe verliert.

Erinnerungen an Ramstein 1988
Das Unglück weckt bei vielen Menschen Erinnerungen an das Flugtagunglück von Ramstein, das sich am 28. August 2023 zum 35. Mal jährte und zu dem erst heuer eine umfassende Dokumentation des bekannten österreichischen Luftfahrtfotografen Patrick Huber in Buchform erschienen ist. Damals kollidierten während einer Flugschau drei Maschinen der Frecce Tricolori drei Maschinen aufgrund eines Pilotenfehlers miteinander und stürzten ab. Pony 10 (die Solomaschine) krachte brennend in die Menschenmenge. Nach offiziellen Angaben starben mindestens 70 Menschen, bis zu 1.000 wurden physisch und/oder psychisch traumatisiert und leiden teilweise bis heute unter den Folgen.

Zudem war erst im April dieses Jahres ein Pilot der Staffel beim Absturz mit einem Privatflugzeug ums Leben gekommen - Austrian Wings berichtete.

Ähnliches Unglück in Frankfurt 1983
Ein Unfall mit ähnlichem Unfallhergang hatte sich auch 1983 auf einer Flugschau in Frankfurt ereignet. Damals stürzte ein F-104 Starfighter der kanadischen Luftwaffe auf das Auto einer Familie. „Friedenspfarrer“ Martin Jürges (40), seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Jan (11) und Katharina (1) starben noch an der Unfallstelle.

Jürges’ 19-jährige Nichte Gesine Wagner konnte sich aus dem Fahrzeug retten, wurde dabei aber von der Feuerwalze des explodierenden Jets erfasst und so schwer verbrannt, dass sie am 11. August, 81 Tage nach dem Unfall, im Krankenhaus starb. Die Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit des Krankenhausaufenthaltes von Gesine Jürges wurden später als Buch unter dem Titel "Gesine Wagner, Im Feuer ist mein Leben verbrannt" herausgegeben.

(red GN, MK, HP)