Am 24. September 2023 flog der Airbus A320, OE-LBK, der Austrian Airlines als Flug OS 542 von Neapel nach Wien. Nach der Landung am Flughafen Wien trat Ölgeruch in der Kabine auf, weswegen die Maschine außer Dienst gestellt werden musste. Ein laut "Flightradar24" für den 26. September angesetzter Testflug nach Frankfurt fand laut Angaben der AUA-Konzernkommunikation nicht statt. "Das betreffende Flugzeug wird aktuell von der AUA-Technik überprüft", teilte die Pressestelle der AUA gegenüber "Austrian Wings" mit. Laut "Flightradar24" soll die Maschine morgen wieder im regulären Linienflugbetrieb eingesetzt werden.
Wohl toxische Öldämpfe in Kabinenluft gelangt
Nach Recherchen des renommierten "Aviation Herald" sei der Ölgeruch an Bord so intensiv gewesen, dass die Besatzung, die den Jet nach der Ankunft aus Neapel übernehmen und nach Göteburg fliegen sollte, die Durchführung des Fluges verweigert habe. Techniker der AUA hätten schließlich Ölrückstände in der APU entdeckt, deren Inhaltsstoffe von dort aus über die Klimaanlage in die Atemluft der Kabine gelangt seien. Diese Stoffe können nach Expertensicht schwerste gesundheitliche Schäden bei den Insassen auslösen, weshalb es sogar schon Demonstrationen von Flugbegleitern gab. Der Tod des britischen Piloten Richard Westgate, der nur 43 Jahre alt wurde, wird auf die Vergiftung mit derartigen Stoffen zurückgeführt.
Im Fall des aktuellen AUA Fume Event scheinen die Insassen des Jets jedoch den potentiell hochtoxischen Dämpfen nur kurze Zeit ausgesetzt gewesen zu sein.
AUA stellt Vorfall anders dar
Die AUA selbst bestreitet in einem Statement, dass das Fume Event bereits bei der Ankunft aus Neapel aufgetreten sei. Einer schriftlichen Stellungnahme der Pressestelle heißt es dazu: " Am 24. September kam es vor Boarding der Passagiere und noch vor Antritt des Fluges OS325 nach Göteburg zu einem Smell Event, weshalb die Crew aus Sicherheitsgründen den Flug mit einer anderen Maschine angetreten hat." Die Airline unterstrich zudem, dass die "Sicherheit der Fluggäste und er Crew stets oberste Priorität" habe.
Hintergrund
Wenn Triebwerksöl(dämpfe) wegen defekter Dichtungen in den Triebwerken oder der Hilfsturbine (APU) in die Kabinenluft gelangt, kann das für Passagiere und Besatzung teils lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Denn Triebwerksöl enthält hochtoxische Stoffe, die keinesfalls eingeatmet werden sollten. Das mögliche Krankheitsbild - es reicht von neurologischen Störungen bis hin zu einer möglicherweise tödlichen Vergiftung des Körpers - wird als "Aerotoxisches Syndrom" bezeichnet. 2016 wurde der Fall mehrere Condor-Flugbegleiter bekannt, die als "menschliche Versuchskaninchen" missbraucht wurden und dies tlw. mit schweren gesundheitlichen Schäden bezahlten. Wie die "Ärztezeitung" vor einigen Jahren in einem Beitrag schrieb, ist das Problem seit den 1950er Jahren bekannt. Trotzdem setzen die Flugzeughersteller seit Jahrzehnten weiterhin auf das Prinzip "Zapfluft von den Triebwerken", um die Kabine mit Frischluft zu versorgen. Eine Ausnahme bildet lediglich die Boeing 787, die eine andere Technik nutzt. Seitens der Airlines und der Industrie wird das Problem der kontaminierten Kabinenluft seit Jahrzehnten verleugnet oder kleingeredet, wie Austrian Wings schon im Jahr 2010 in der Punktlandung "TCP - die unsichtbare Gefahr an Bord" beleuchtete.
(red)